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Kahn und die schwindende Autorität

Kahn und die schwindende Autorität
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Nationalkeeper Oliver Kahn ist im eigenen Kollegenkreis nicht mehr unumstritten. Der jüngste verbale Rundumschlag im Rahmen seiner "Eier-Affäre" ist bei den Mannschaftskameraden nicht sonderlich gut angekommen.

Michael Ballack und Jens Jeremies wollten die publikumswirksame Kritik ihres Torhüters nicht mehr kommentieren. "Eier! Wir brauchen Eier!" hatte Kapitän Oliver Kahn nach der 0:2-Niederlage von Fußball-Rekordmeister Bayern München bei Schalke 04 gefordert - und so den TV- und Radio-Sendern kostenlosen und beliebig oft kopierbaren Programm-Inhalt zur Verfügung gestellt. Die eigenen Teamkollegen, eigentlich Adressaten des Kahnschen Ausbruchs, verdrehten irgendwann nur noch genervt die Augen.

Kahns Autorität hat gelitten

Zwar ist der Nationaltorwart sportlich nach überstandenen gesundheitlichen Problemen wieder auf dem Weg zu alter Stärke, seine Autorität in der Mannschaft hat aber deutlich gelitten. Die privaten Eskapaden, einige unglückliche Gegentore zum Saisonstart - und daneben der ständige Hang des 34-Jährigen zur Selbstinszenierung gepaart mit dem Anspruch auf eine Sonderbehandlung durch Trainer und Management: Kein Wunder, dass Kahn auch bei einigen seiner Kollegen oft nur noch Kopfschütteln verursacht.

Dass der Einzelgänger nicht an der spontanen Meisterfeier der Bayern zum Ende der vergangenen Saison teilnahm, weil er im Mannschaftsbus angeblich den lauten Tönen seines Walkman gelauscht und so nichts von der Party mitbekommen hatte, wurde noch schmunzelnd zur Kenntnis genommen. Auch als er in der Saisonvorbereitung ein Testspiel bei Newcastle United wegen Ohren-Schmerzen sausen ließ, um dann nächtens in einer Diskothek fotografiert zu werden, murrten die Mitspieler noch nicht öffentlich. Alles darf sich der Spielführer, der 2006 sogar Kandidat für die Nachfolge von Manager Uli Hoeneß ist, aber auch im Mannschaftskreis nicht mehr erlauben.

Hargreaves polterte zurück

So polterte ausgerechnet Youngster Owen Hargreaves unerschrocken zurück, als er den Engländer auf einer Pressekonferenz indirekt in Frage gestellt hatte. Hinter vorgehaltener Hand gelästert wird zudem über die Werbeverträge des Keepers, der zuletzt bei seinen Ausführungen zum FC Bayern statt in der "wir"-Form meist distanziert von "den Spielern" sprach. Während Kahn unter anderem für einen Herrenduft und einen japanischen Reifenhersteller wirbt, kann beispielsweise Ballack mit Global Playern wie Coca-Cola, McDonalds oder Sony aufwarten.

Die Bayern-Führung will allerdings nichts vom Schlingern des Kapitäns und einem damit verbundenen Hierachie-Problem wissen. "Wir haben kein großes Führungsproblem. Denn Oliver Kahn ist der Kapitän. Er ist der absolute Leader in der Mannschaft", wiegelt Trainer Ottmar Hitzfeld ab. Karl-Heinz Rummenigge gesteht wenigstens ein, dass zwischen den Führungsspielern Kahn und Ballack die Chemie nicht stimmt: "Das Problem in einer Hierachie ist, dass jeder die Nummer 1 sein will. Aber beide sind Leitfiguren, wollen den Erfolg. Vielleicht nervt es Ballack zurzeit, dass er immer mit Aussagen von Kahn konfrontiert wird", sagte der Vorstandschef der Bild-Zeitung.

Jeder kocht sein eigenes Süppchen

Und so kümmert sich derzeit fast jeder bei den Bayern um sich selbst. Sebastian Deisler macht in Buddhismus, Mehmet Scholl wirbt für seine neue CD - und Bixente Lizarazu träumt von einer eigenen Umweltorganisation. Und während Roy Makaay immer noch nicht voll integriert ist, wollen sich die Südamerikaner um Ze Roberto (Brasilien), Claudio Pizarro (Peru) und Roque Santa Cruz (Paraguay) die gute Laune nicht verderben lassen - was wiederum Hoeneß schon vor Wochen auf die Palme brachte: "Vor allem die Südamerikaner sind immer am Lachen. Alles ist toll. Und wenn wir verlieren, macht auch noch alles Spaß."

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