Vor 13.500 fanatischen Zuschauern verlor das Team von Bundestrainer Giovanni Guidetti das "kleine Finale" gegen Gastgeber Polen mit 0:3 (16:25, 19:25, 23:25). Der Traum vom dritten Titel der Geschichte nach 1983 und 1987 hatte sich bereits im Halbfinale mit dem 1:3 gegen Titelverteidiger Italien zerschlagen.
"Natürlich ist das ein sehr bitteres Ende. Aber Deutschlands Volleyball ist endlich anerkannt, wir gehören zu den vier Topnationen in Europa, und alle denken, dass wir bald einen großen Titel holen werden", sagte der extra eingeflogene DVV-Präsident Werner von Moltke dem SID. Das konnte die junge deutsche Mannschaft aber nicht trösten, die nach der vergebenen Großchance auf den ersten Podestplatz seit sechs Jahren einfach nur traurig waren. In der Gänsehaut-Atmosphäre der ganz in Rot-Weiß getauchten Atlas-Arena konnten die "Schmetterlinge" in den beiden Finalspielen nicht ihre beste Leistung abrufen. Zwar hatte Psychologe Christian Fust das Team extra auf das Bronzematch vorbereitet, aber gegen den keineswegs überragenden Gastgeber (1:3 im Halbfinale gegen die Niederlande) zitterten in Angriff und Annahme die Hände.
Speziell die bei der EM zuvor überragende Margareta Kozuch konnte sich im Duell gegen ihr Heimatland nur selten durchsetzen, die deutsche Mauer am Netz war löchrig, und nur die erfahrene Kerstin Tzscherlich erreichte Normalform.
"Wir haben nicht mit der Aggressivität der ersten Runden gespielt. Manche hatten sich zu viel vorgenommen, andere waren wohl schon zufrieden, dass wir die Finalrunde erreicht haben", analysierte Spielführerin Christiane Fürst: "Wir haben bei dieser EM einen kleinen Traum in die Realität umgesetzt, irgendwann wird sich auch der große Traum erfüllen." Dazu fehlte den im Durchschnitt 24 Jahre jungen Stammteam, bei dem schon drei U20-Weltmeisterinnen im Kader waren, diesmal noch die Erfahrung. "Diese Mannschaft hat trotzdem Großes geleistet und wird aus ihren Fehlern lernen", meinte Chefoach Guidetti. Im Halbfinale gegen Italien hatten Fürst und Co. erstmals seit Jahren einen Satz gegen "das momentan beste Team der Welt" (Guidetti) gewonnen und nach dem 15:11 im vierten Satz sogar die Chance auf den möglichen Sieg vergeben.
Deshalb zollte die überragende italienische Zuspielerin Eleonora Lo Bianco, die im Duell gegen ihren deutschen Gegenpart Kathleen Weiß den Unterschied machte, den "jungen Wilden" auch großen Respekt: "Sie haben eine große Moral und eine große Zukunft. "
Die nächste Podestchance gibt es schon 2010 bei der Weltmeisterschaft in Japan. Immerhin ließ das deutsche Team diesmal schon Weltmeister Russland und den WM-Dritten Serbien hinter sich. Ein echter Trost war das bei der Busfahrt nach Hause ab 2 Uhr nachts aber nicht.