Sie heißen Martin Buchwieser, Florian Kettemer, Benedikt Kohl oder Darin Olver. Als die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft vor rund sechs Monaten bei der WM knapp an einer Medaille vorbeischrammte, waren sie lediglich staunende Zuschauer, und dabei wäre es normalerweise einstweilen auch geblieben. Doch vor dem Deutschland Cup von Freitag bis Sonntag in der Münchner Olympiahalle gingen dem Bundestrainer die Spieler aus. Also hat Uwe Krupp aus der Not eine Jugend gemacht. Buchwieser, Kettemer, Kohl und Olver sind vier von immerhin acht Spielern, die nun erstmals das Nationaltrikot tragen werden.
"Viel Kreativität" habe er aufbringen müssen, um den 26 Mann starken Kader für das Heimturnier nominieren zu können, gestand Krupp. Zwölf Absagen gingen bei ihm ein, im Aufgebot für die Spiele gegen Kanada (heute, 20.00 Uhr), die Slowakei (Samstag, 15.45 Uhr) und die Schweiz (Sonntag, 20.15 Uhr/alle Sport1) stehen nur acht Spieler, die bei der erfolgreichen WM im eigenen Land zum Einsatz kamen. Nur drei Spieler haben bislang mehr als 50 Einsätze für Deutschland bestritten, der Senior im Kader ist Michael Wolf, Torjäger der Iserlohn Roosters, mit 88 Einsätzen.
Ein paar angeschlagene oder erfahrene Spieler lässt Krupp auch freiwillig oder nach Absprache mit den Klubs pausieren, und so wird die Olympiahalle zum Experimentierfeld. Franz Reindl, Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), findet das sehr gut. "Uwe Krupp gibt jungen Spielern eine Chance, sich zu zeigen. Das ist radikal und mutig, und das respektiere ich ganz besonders", sagte er vor dem eigenen Turnier, das für den Bundestrainer eine der wenigen Möglichkeiten ist, mal Spieler mit Perspektive zu testen. Und Krupp, immerhin Titelverteidiger mit seiner Mannschaft, wird die Chance nutzen.
Buchwieser hat im bisherigen Saisonverlauf in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für Aufsteiger EHC München bemerkenswert gut gespielt. Er soll sich nun ebenso wie Vereinskollege Martin Schymainski "für den engeren Kreis der WM-Kandidaten empfehlen", sagt Krupp. Kettemer und Kohl (beide Augsburg) waren zunächst als Verteidiger Nummer sieben und acht eingeplant, nach den zahlreichen Absagen werden sie nun Nummer "drei und vier" sein, und "wohl viel Eiszeit erhalten", erklärt der Bundestrainer. Vom Deutsch-Kanadier Olver (Augsburg) will er sehen, "wie er sich auf internationalem Parkett schlägt."
An den Qualitäten des vierten Augsburgers im Kader gibt es keine Zweifel: Torhüter Dennis Endras wurde bei der WM vor sechs Monaten sogar zum MVP, also zum besten Spieler des Turniers gewählt, er spielt am Freitag und Sonntag - am Samstag vertritt ihn der Patrick Ehelechner (Nürnberg). "Er ist das Gesicht der Erfolgsmannschaft", sagt Reindl über Endras. Andere sollen es werden, ob das schon beim Deutschland Cup klappt, stellt aber auch Krupp in Frage. "Wir werden nicht eingespielt sein", warnt er. Das gilt allerdings auch für die Gegner an diesem Wochenende.