Herne (RS). „Wir werden wieder auferstehen“, hatte HEV-Stürmer Tom Fiedler angekündigt. Ausgerechnet am Ostermontag sollte den Hernern am Gysenberg dieses Kunststück gelingen. Dabei übertrieb der Angreifer mit seinen markigen Worten nicht einmal. Schon durch die Viertelfinalserie kroch das Team von Interimstrainer Shannon McNevan gerade so eben auf dem Zahnfleisch und lief nun mit 14 Feldspielern, die zum Teil fit gespritzt werden mussten gegen 20 Cracks auf Rosenheimer Seite auf, die zudem vor Selbstbewusstsein beinahe platzten und schon die ersten beiden Spiele für sich entscheiden konnten. Der Herner EV stand mit dem Rücken zur Wand.
„Rosenheim hat sich seit dem Viertelfinale in einen Rausch gespielt. Die kommen noch nicht mal auf die Idee, dass sie verlieren könnten“, musste Fiedler feststellen. „Dieses unglaubliche Selbstvertrauen setzt zusätzliche Kräfte frei. Uns muss ein Sieg gelingen um diesen Rauschzustand zu beenden. Dann wäre wieder alles möglich.“
Zumindest in der Theorie. Denn die Gäste machten am Gysenberg genau dort weiter, wo sie am Samstag aufgehört hatten. 189 Sekunden waren gespielt und Stephan Gottwald bracht die Gäste in Führung, rund 200 mitgereiste Rosenheimer Fans feierten bereits den Einzug ins Finale. Doch der HEV ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und antwortete mit dem vielleicht besten Drittel der gesamten Play-off-Serie. Nur folgerichtig erzielte Jan Taube (16.) den überfälligen Ausgleich. Spätestens jetzt bekamen die Zuschauer ein echtes Klassespiel zu sehen, auch wenn beide Teams aus ihren hochkarätigen Chancen zu wenig Kapital schlugen. Als sich allmählich schon alle auf eine Overtime eingestellt hatten, war der Herner EV aber noch mal zur Stelle. Ausgerechnet Fielder ließ den HEV tatsächlich „auferstehen“, jedoch nur für Minuten. 14 Sekunden vor dem Schluss bekamen die Gäste einen Penalty wegen absichtlichen Torverschiebens zugesprochen, Mitch Stehphens verwandelte zum 2:2, es ging tatsächlich in die Verlängerung, wo Shawn McNeil mit dem Siegtreffer das beinahe Unmögliche doch noch möglich machte (62.).
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, die alles gegeben und sich zurück gekämpft hat. Wir haben dieser Serie neues Leben eingehaucht und sind auf Freitag gespannt. Ein Dankeschön an die Fans, die den Gysenberg im letzten Drittel zu einem Hexenkessel machten und uns trotz schwerer Beine weiter nach vorne gepeitscht haben“, sagte McNevan nach dem Spiel.Der HEV bleibt also im Geschäft, muss am Freitag in Rosenheim aber nachlegen.