„Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn“, sagt Michael Ragsch, Pressesprecher des TV Wattenscheid 01, und richtet seinen Blick auf seinen Nebenmann. Da sitzt er, der verlorene Sohn. Die blaue Jacke mit dem Vereinslogo und dem Aufkleber vom Sponsor, der Stadtwerke Bochum, hat er schon übergezogen. Malte Mohr ist zurück, zurück im Ruhrgebiet, beim TV Wattenscheid 01, dem Verein, an dem „ich schon immer richtig gehangen habe“.
Erwachsen ist er geworden und er hat sich zu Deutschlands aktuell erfolgreichstem Stabhochspringer entwickelt. Dabei sei er ganz normal geblieben, beteuert Mohr, angesprochen auf die zuweilen exzentrische Art seiner Zunft. Tim Lobinger ist so ein Beispiel dafür. Mit dem 39-Jährigen versteht sich Mohr ausgezeichnet. Eine große Stütze sei Lobinger für ihn. Die beiden bleiben auch weiterhin Trainingspartner.
Malte Mohr will auch 2012 häufig einen Grund zum Jubeln haben (Foto: firo).
Denn wenngleich der amtierende Deutsche Meister, seine Bestleistung liegt bei 5,90 Meter, künftig wieder das Trikot des TV Wattenscheid trägt, wird Mohr viel Zeit in München verbringen, um dort unter Chauncey Johnson am Olympiastützpunkt zu trainieren. Gerade in der Wintersaison kann der TV 01 die für den Stabhochsprung erforderliche Infrastruktur nicht bieten.
Mohr war 2010 nach den Stadtionen USC Bochum (bis 2003), TV Wattenscheid (2004-2005) und TSV Bayer 04 Leverkusen (bis 2009) zur LG Stadtwerke München gewechselt, mit dem Verein aber konnte der 1,92-Meter-Mann nie warm werden. „Die Chemie stimmte nicht. Es ist ziemlich viel schief gegangen“, erklärt Mohr in ruhiger, aber bestimmter Tonlage. „Es ist mir wichtig, einen Verein zu haben, der voll hinter mir steht. Das war in München nicht der Fall.“
Ganz anders beim TV 01. Schon im vergangenen Winter hatte Michael Huke signalisiert, dass Mohr in Wattenscheid mit offenen Armen empfangen werden würde. Die Münchner ließen ihn aber nicht ziehen.
Malte Mohr und Tim Lobinger bleiben Trainingspartner (Foto: Tillmann).
Umso glücklicher ist nun auch der TV01-Manager, dass es jetzt geklappt hat. „Es ist kein großes Geheimnis, dass es sehr reizvoll für uns war, Malte zurück nach Bochum zu holen. Er ist ein Athlet, der in der Lage ist, die ein oder andere Medaille zu holen.“ Natürlich auch für den TV Wattenscheid.
Wenngleich der Verein in Deutschland immer noch zu den Topadressen in der Leichtathletik gehört, war die Bilanz auf internationaler Ebene zuletzt durchwachsen. Das soll sich im Olympia-Jahr, mit den Europameisterschaften steht 2012 zudem noch ein weiterer Höhepunkt an, ändern. „Wir wollen noch mehr Präsenz haben. Wir brauchen die internationalen Platzierungen in den Finals und auf dem Podium“, macht Huke deutlich. Genauso unmissverständlich sind auch die Ansagen von Mohr. „Die Sechs-Meter-Marke anzugreifen ist eine der Hauptaufgaben für das nächste Jahr.“ Eine andere ist die Goldmedaille bei der Hallen-Weltmeisterschaft im März in Istanbul. 2010 hatte es „nur“ zu Silber gereicht. „Ich bin jemand, der sich gerne verbessert“, betont der 25-Jährige.
Der TV Wattenscheid 01 und Malte Mohr – das passt.