Der Red-Bull-Pilot ließ am Freitag auf dem leicht umgebauten Traditionskurs lediglich seinem Teamkollegen Mark Webber und Ferrari-Pilot Fernando Alonso den Vortritt. Der Australier Webber, der fast vier Zehntelsekunden schneller war als Alonso und mehr als sechs Zehntel vor Vettel lag, zeigte eindrucksvoll, dass er seinen spektakulären Abflug zuletzt in Valencia gut verdaut hat.
"Es lief ganz gut, beide Autos waren recht zügig unterwegs", sagte Vettel, dem der neue Streckenteil recht gut gefällt: "Es ist gar nicht so langsam, wie es ausschaut, sondern doch recht flüssig. Gott sei Dank hat man die Kurven, die es bisher gab, größtenteils nicht verändert. Das ist gut. Es macht richtig Spaß, hier zu fahren."
Schumacher zufrieden, Haug skeptisch
Auf den Plätzen fünf und sieben der Tageswertung landeten die Silberpfeile von Nico Rosberg und Michael Schumacher, wobei dem Rekordweltmeister rund eine halbe Sekunde auf seinen Teamkollegen fehlte. "Ich glaube, dass wir das Potenzial des Autos ein bisschen mehr ausgeschöpft haben", sagte Schumacher.
Obwohl beide Silberpfeil-Piloten auf Augenhöhe mit dem hocheingeschätzen Lokalmatador und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton fuhren, der im McLaren-Mercedes Rang sechs belegte, war Mercedes-Sportchef Norbert Haug noch skeptisch. "Wir haben uns von Vormittag auf Nachmittag gesteigert", sagte er: "Aber leicht wird die Übung Silverstone sicher nicht." Hamiltons Landsmann und Teamkollege, Weltmeister Jenson Button, musste sich beim Heimspiel allerdings mit Rang 13 zufrieden geben.
Verwirrung bei Hispania um Senna-Entlassung
Adrian Sutil belegte im Force-India-Mercedes Platz zehn, Williams-Pilot Nico Hülkenberg wurde noch vor Weltmeister Button Zwölfter. Deutsches Schlusslicht war Timo Glock im Virgin auf Rang 22. Vor dem 10. von 19 WM-Läufen am Sonntag liegt Hamilton in der Gesamtwertung mit 127 Punkten vor Button (121) und Vettel (115) an der Spitze. Rosberg (75) ist Siebter, Schumacher (34) Neunter.
Wirbel hatte es am Freitag um den Brasilianer Bruno Senna gegeben. Zunächst hatte es den Anschein, das Hinterbänkler-Team Hispania habe den Neffen des dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna überraschend ganz vor die Tür gesetzt. Später stellte der Rennstall klar, dass Senna nur in Silverstone Platz für den Japaner Sakon Yamamoto machen muss, die übrigen Rennen aber wieder fahren soll.
Vettel unterstützt Rekordweltmeister Schumacher
Vettel hat unterdessen vor dem britischen Grand Prix seinem früheren Vorbild Schumacher Rückendeckung gegeben. "Michael ist zuletzt viel kritisiert worden, in Deutschland und auch in England. Aber ich denke, dass er einen sehr guten Job macht", sagte er. "Es ist nicht so einfach, drei Jahre zu pausieren und dann zurückzukommen. Wenn das jemand schaffen kann, dann er."
Schumachers Ausstrahlung sei aber immer noch die gleiche, sagte Vettel. Das merke man auf jeden Fall bei Zweikämpfen mit dem erfolgreichsten Rennfahrer der Geschichte. "Man kann spüren, dass man nicht gegen irgendjemanden fährt. Man merkt, dass dieser Kerl seine Position gut verteidigt, besser als die meisten anderen. Andere Aktionen im Rennen oder im Training zeigen, dass er immer noch etwas Spezielles ist." Wer sieben WM-Titel gewonnen habe, müsse jemand Besonderes sein.
Obwohl er seit seinem siebten GP-Sieg zuletzt in Valencia vor Michaels Bruder Ralf (6) jetzt alleiniger Zweiter in der deutschen Formel-1-Siegrangliste ist, sieht sich Vettel noch lange nicht in der Position, Schumachers Platz einzunehmen. "Seinen Platz kann keiner einnehmen. Er ist der bekannteste Rennfahrer in Deutschland, seinetwegen ist die Formel 1 in Deutschland ein so großer Sport", sagte Vettel. Das würden die Leute nicht vergessen. Mit Siegen und guten Resultaten könnten er oder Rosberg zwar ihre Bekanntheit steigern, sagt Vettel: "Aber Michael ist uns immer noch meilenweit voraus."