Auftakt nach Maß oder schwere Hypothek für den weiteren Turnierverlauf: Für die deutschen Handballer werden bei der EM in Österreich schon im ersten Vorrundenspiel heute (18.30 Uhr/live im ZDF) gegen Polen die Weichen auf Erfolg oder Misserfolg gestellt. "Es geht um zwei wichtige Punkte, aber auch um das Selbstvertrauen für die weiteren Spiele", sagt Bundestrainer Heiner Brand vor dem deutschen Auftaktspiel in der Innsbrucker Olympiahalle. In der sogenannten "Todesgruppe" C mit den weiteren Gegnern Slowenien (Mittwoch) und Schweden (Freitag) könnte eine Niederlage gegen den letztjährigen WM-Dritten schon das Ende aller Hoffnungen auf das Halbfinale bedeuten. "Da kann jeder jeden schlagen, deshalb sollten wir nicht zu viel träumen, sondern gleich von Beginn an voll konzentriert zur Sache gehen", fordert Brand und erinnert an das vorzeitige Ausscheiden bei der WM 2009: "Da haben uns selbst die vier mitgenommenen Punkte aus der Vorrunde nicht gereicht, um die Hauptrunde zu überstehen." Doch bei aller Spannung vor dem ersten Spiel der DHB-Auswahl in der Hauptstadt Tirols war der Coach vor allem bemüht, den Druck von seinen Spielern zu nehmen. "Die Jungs sollten nur an die Freude am Spiel und am Wettkampf denken, nur so können sie erfolgreich sein", erklärte der 57-Jährige im Mannschaftshotel "Grauer Bär", wo sich die deutsche Mannschaft seit Samstag einquartiert hat.
Routinier Torsten Jansen (HSV Hamburg), der mit 33 Jahren und 170 Länderspielen der erfahrenste Akteur im Team ist, macht sich um die positive Einstellung jedoch keine Sorgen: "Wir wissen, was wir können und versuchen, uns möglichst viel Lockerheit zu bewahren", so der Linksaußen, der die Polen als schwerste Hürde auf dem Weg in die angestrebte Hauptrunde sieht: "Gemessen an den letztjährigen Ergebnissen, sind sie sicher der Gruppenfavorit."
Das bislang letzte Spiel gegen den östlichen Nachbarn konnte das DHB-Team für sich entscheiden. Bei der WM in Kroatien vor einem Jahr gab es in der Vorrunde ein souveränes 30:23, das allerdings das vorzeitige Scheitern in der Hauptrunde nicht verhindern konnte. Die Polen gewannen am Ende die Bronzemedaille. Die letzte Niederlage im direkten Vergleich ist dagegen schon mehr als zwei Jahre her. Im Oktober 2007 - knapp neun Monate nach dem WM-Triumph im eigenen Land - unterlag die deutsche Mannschaft beim Supercup mit 28:32. Damals hatten sich Brand und Polens Coach Bogdan Wenta, der die Begegnung zur WM-Revanche ausgerufen hatte, über die Härte im Spiel in die Haare bekommen. "Das ist inzwischen vergessen, wir haben mal telefoniert und die Sache ausgeräumt", berichtete Brand.
Bei den Polen ist das Minimalziel wie beim deutschen Team das Überstehen der Hauptrunde. Doch natürlich hofft Wenta insgeheim auf mehr: "Es gibt Mannschaften, die schaffen es, während eines Turniers zu wachsen und ich hoffe, dass wir zu diesen gehören."