Der kämpft in Bern gegen Herausforderer Kevin Johnson. An der erfolgreichen Titelverteidigung des WBC-Champions im Schwergewicht zweifelt niemand, selbst Klitschko-Trainer Fritz Sdunek ist sich ganz sicher: "Im Moment kann niemand Witali überraschen."
Dennoch werden rund zehn Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten in Deutschland und über 16.000 in der Halle sitzen und den Auftritt des Weltmeisters verfolgen. Längst geht es dabei nicht mehr allein um die sportliche Spannung. Man möchte die erstaunliche Metamorphose des eleganten UNESCO-Botschafters, Politikers, Sportwissenschaftlers und Mitglieds des EM-Organisationskomitees für 2010 zum schwitzenden Faustkämpfer direkt miterleben. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis. Zum dritten Mal bereits in diesem Jahr zieht der 38 Jahre alte Familienvater also den eleganten Anzug aus, streift die Handschuhe über und geht seiner schlagenden Profession nach, die ihn längst zum mehrfachen Millionär gemacht hat. "Boxen und die Vorbereitung darauf ist für mich wie Urlaub von meinen anderen Aktivitäten", sagt Klitschko. Der scheint ihm bestens zu bekommen. Im September bei seiner Titelverteidigung gegen den zuvor ungeschlagenen Chris Arreola war er laut Sdunek "so gut wie noch nie".
Nun taucht in Kevin Johnson erneut ein in 23 Fights noch ungeschlagener US-Amerikaner auf. Mal wieder das genaue Gegenteil des Weltmeisters. Alleinerziehender Vater mit 18 Monaten Knasterfahrung und einer Riesenklappe. "Klitschko ist ein großer hässlicher Zombie, er ist ein Witz", ließ Johnson schlagzeilenträchtig verlauten, "er kann nicht die Hälfte von dem, was ich kann."
Ist klar - Klitschko nimmt das zur Kenntnis, lächelt und kündigt an, "die Antwort im Ring zu geben". Möglichst schnell und mit einem krachenden K.o., der ihm beim Aufgabesieg gegen Arreola nicht gelungen war: "Ich werde das diesmal besser machen." 37 seiner 38 Siege feierte er immerhin vorzeitig, nur zweimal verließ er als Verlierer den Ring, beide Male durch Verletzungen bezwungen. "Das ist das Einzige, wovor ich Angst habe", sagt er. Immer wieder hat ihn schließlich der eigene Körper außer Gefecht gesetzt. Rücken, Knie, Schulter, das volle Programm. Sdunek achtet seit dem Comeback im Oktober 2008 mehr auf Entlastung. Es wird viel geschwommen und Rad gefahren. Es muss ja schließlich noch ein wenig weitergehen, da lebt ja noch der Traum von der Vereinigung aller vier Schwergewichtstitel in der Familie Klitschko.
Bruder Wladimir besitzt die Gürtel der IBF und WBO, nur der der WBA fehlt den beiden smarten Ukrainern also noch. Und der ist im Besitz des Briten David Haye, der die Klitschkos zweimal in diesem Sommer abblitzen ließ und persönlich mit Geschmacklosigkeiten beleidigte. "Haye ist peinlich. Wenn ich die Möglichkeit habe, gegen ihn zu kämpfen, dann zeige ich, was ich von ihm halte", kündigte Klitschko an, "das wird für Haye ein böses Ende haben."