Denn Ruege hat seit 1968 kein Heimspiel des Traditionsklubs verpasst. In seiner Funktion kann er seit nunmehr 30 Jahren sein Fan-Dasein auf eine ganze besondere Weise ausleben. Im RS-Interview spricht der RWE-Fan über den Beginn als Stadionsprecher, seine größte Panne und seinen großen Traum.
Walter Ruege, wie wurden Sie Stadionsprecher bei RWE? Das ist eigentlich eine kuriose Geschichte. Ich war immer Fan des Klubs. 1979 habe ich entschieden einfach mal zur RWE-Geschäftsstelle zu gehen und zu fragen, ob es im Verein irgendeinen freien Posten gibt. Ich wollte für Rot-Weiss Essen arbeiten.
Jetzt machen Sie uns neugierig, wie ging es weiter?
RWE gab mir eine Stelle als Techniker. Nun kam das Spiel gegen Fortuna Köln und ich war nur für die Technik in der Sprecherkabine verantwortlich. In diesem Spiel sollte eigentlich auch der neue Stadionsprecher seine Premiere feiern. Der Mann erschien jedoch nicht und so bin ich – komissarisch – eingesprungen. Ich kannte ja den Ablauf, da ich bei jedem Heimspiel im Georg-Melches Stadion vor Ort war. So begrüßte ich die Zuschauer und las ein paar Werbetexte vor. Es musste wohl den Verantwortlichen gefallen haben, denn durch diesen Zufall, bin ich nun 30 Jahre der Stadionsprecher an der Hafenstraße.
Was macht einen guten Stadionsprecher aus?
Diesen Job kann man nur erfolgreich über die Bühne bringen, wenn man ein lautes, deutliches Organ hat. Zudem muss man natürlich wortgewandt sein und mit der Sprache gut umgehen können. Der Rest ist dann eigentlich Routine.
Trotz der Routine ist Ihnen sicherlich mal ein Fehler unterlaufen, oder?
Natürlich. Kleinere Versprecher gibt es immer eine Panne ist mir besonders in Erinnerung geblieben. ist wirklich peinlich. 90er Jahren spielten gegen Leverkusen. Rudi Gores war damals RWE-Coach. Während der Partie unterhielt ich mich in der Sprecherkabine mit einem Kollegen über unseren Ex-Trainer Jürgen Röber. Röber war mein Lieblingstrainer.
Und was passierte?
Gores nahm eine Auswechslung vor und ich nahm das Mikro in die Hand und sagte wirklich: „RWE-Trainer Jürgen Röber wechselt aus.“ Irgendwie hatte ich so den Röber im Kopf, das ich glatt für einen Moment vergessen habe, dass nicht mehr Röber Trainer war, sondern Gores. Das Gelächter war natürlich unter den Zuschauern groß und nach dem Spiel bekam ich noch eine Standpauke von Gores.
Was ist es für ein Gefühl, wenn Sie auf dem Rasen stehen und Sie zusammen mit dem RWE-Anhang die Mannschaftsaufstellung präsentieren? Dieses Erlebnis tröstet sicher über das Röber-Fauxpas“ hinweg, oder?
Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe das Glück, dass ich der Stadionsprecher von RWE bin und nicht irgendeinem anderen Klub. Denn hier ist es egal in welcher Liga die Mannschaft spielt, die Leute strömen trotzdem zur Hafenstraße. Trotz allem muss ich ehrlich zu geben, dass es natürlich vor einem ausverkauftem Haus noch mehr Spaß macht, als vor 6.000 Fans mit dem Mikrofon Regie zu führen. Ich freue mich, dass RWE so ein großes und begeisterungsfähiges Publikum hat.
Was bedeutet es für Sie, Stadionsprecher von ihrem Herzensklub zu sein?
Es ist schon eine Art Traumjob, denn diese Aufgabe macht mir unheimlichen Spaß. Zudem muss ich sagen, dass ich sowieso bei jedem RWE-Heimspiel vor Ort sein würde – unabhängig von meiner Stadionsprecher- Funktion – deshalb kann man sagen, dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage.
Sie haben die Höhen und Tiefen des Klubs miterlebt. Was für einen großen Traum verbinden Sie in ihrer Funktion als RWE-Stadionsprecher?
Walter Ruege als RWE-Stadionsprecher in der 1.Bundesliga. Am besten in der neuen Essener-Arena im Derby Rot-Weiss gegen Schalke. Das ist mein großer Traum als Stadionsprecher und Rot-Weiss Essen Fan.