Die meisten Beobachter haben damit gerechnet, dass Rot-Weiss Essen nach dem Böllerwurf, der zum Abbruch der Partie gegen Preußen Münster führte, die Partie am grünen Tisch verlieren wird.
Beim Stand von 1:1 hat damit ein Chaot in den Aufstiegskampf eingegriffen. Ein Einzeltäter, der einen Böller ins Stadion geschmuggelt hat. Das kommt immer wieder vor, kann offenbar in keinem Stadion der Welt verhindert werden - auch nicht in Essen.
So traurig es klingt, Böllerwürfe waren in der jüngeren Vergangenheit keine Seltenheit in den Stadien Deutschlands. Es gibt überall fragwürdige Gestalten, die meinen, sie stehen über dem Gesetz oder die denken, sie finden so in gewissen Kreisen Anerkennung. Nur führten diese Böllerwürfe quasi nie zu einem Abbruch, denn es kamen keine Personen zu Schaden.
Das war diesmal anders, drei Personen aus dem Münsteraner Staff wurden verletzt, ein Spieler ist immer noch nicht in der Lage, zu trainieren oder zu spielen. Das ist schrecklich, man kann allen nur weiterhin schnelle Genesung wünschen. Doch es zeigt auch, wie schwierig der Umgang mit diesem Thema ist.
Vielleicht kam RWE auch seine Historie in die Quere
Hier einer oder mehrere Böller, die nicht zu einer Verletzung oder unmittelbaren Gefährdung führten, bedeutete bisher im Umkehrschluss immer: kein Abbruch, keine Spielwertung am grünen Tisch. Da ein Wurf, der leider Spieler oder Betreuer in Mitleidenschaft gezogen hat. In der Konsequenz gab es den Abbruch und die Wertung für den Gast.
Vielleicht kam RWE auch seine Historie in die Quere. Denn Teile der Essener Zuschauer fielen einmal zu oft negativ auf. Im Rahmen der Verhandlung wurde daher auch über die Pyro-Aktion gesprochen, die beim 2:1-Sieg bei Gladbach II zu Unverständnis bei den RWE-Verantwortlichen geführt hat.
Die Mannschaft hat nun den Salat. Sie grüßt vorerst nicht mehr von der Tabellenspitze, kann aber bei zwei Partien weniger aus eigener Kraft wieder Erster werden. Aber vielleicht hat sie nun im Hinterkopf, was denn passiert, wenn wieder Essener Chaoten sich nicht benehmen können und es einen Wiederholungsfall gibt. RWE-Boss Marcus Uhlig sagte es nach dem Urteil mit Blick auf die eigenen Anhänger: "Wir haben hier sehr, sehr große Probleme."
Was stimmt, klar ist aber auch: Das Gericht hat - nach dem absolut nachzuvollziehenden Abbruch der Partie - ein Urteil gesprochen, dem eigentlich mehrere Abbrüche folgen müssen, wenn erneut Böller gezündet werden. Und nicht nur, wenn Personen unmittelbar betroffen sind. Denn es kann am Ende auch nicht sein, dass eine Abbruch-Entscheidung vom Schiedsrichter, der die alleinige Entscheidungshoheit hat, getroffen wird nach der Wurftechnik eines Chaoten.
Denn der Versuch der Körperverletzung sollte ja eigentlich schon gegeben sein, wenn ein Böller geworfen wird, egal in welche Richtung in einem Stadion. Und dann drohen in Zukunft viele, viele Situationen, bei denen man nicht in der Haut des Unparteiischen stecken möchte.
Denn sind wir ehrlich: So traurig das anmutet, aber vermutlich werden die Idioten in den Stadien nicht ganz so schnell von ihren Missetaten ablassen...