Die Bilanz ist beeindruckend – 21 von möglichen 24 Punkten hat Rot-Weiss Essen im bisherigen Saisonverlauf geholt und grüßt von der Tabellenspitze. Trotzdem gibt es einen Bereich, in dem sich die Mannschaft definitiv verbessern muss: die Chancenverwertung! Beim 2:1-Auswärtsdreier in Lippstadt machte sich die Elf von Trainer Christian Neidhart das Leben selbst schwer und ließ viele aussichtsreiche Möglichkeiten – teils kläglich – liegen. Dieses Problem begleitet die Essener durch die Spielzeit. Auch bei den Siegen in Wuppertal (1:0), gegen Fortuna Köln (2:1) und beim Derby gegen Schalke II (1:0) fiel das Ergebnis deutlich zu niedrig aus. Das Muster war gleich: RWE trat über weite Strecken sehr dominant auf, erarbeitete sich viele Chancen, war aber im Abschluss häufig nicht konsequent. Somit mussten die Fans jeweils bis zum Schlusspfiff zittern.
Über die Chancenverwertung müssen wir sprechen. Das ist der einzige Vorwurf, den ich den Jungs machen kann. Wir lassen zu viele Möglichkeiten liegen.
RWE-Coach Christian Neidhart über die Chancenverwertung.
An dieser Stellschraube will der Tabellenführer drehen: "Wir haben uns in der ersten Halbzeit sehr viele Möglichkeiten erspielt. Das war schon richtig gut. Wenn wir zur Pause 3 oder 4:0 führen, spielen wir die Partie entspannt runter. Über die Chancenverwertung müssen wir sprechen. Das ist der einzige Vorwurf, den ich den Jungs machen kann. Wir lassen zu viele Möglichkeiten liegen. Daran müssen wir arbeiten und es definitiv besser machen. Es gehört auch etwas Selbstvertrauen dazu", erklärte Neidhart nach dem Lippstadt-Spiel.
Wenn man beim Tore schießen breiter aufgestellt ist und gleichzeitig die Punkte holt, ist es völlig egal, dass die Stürmer nicht treffen. Schlimm wäre, wenn man die Punkte nicht einfahren würde.
Der RWE-Trainer über die Ladehemmung der Offensive.
Vor allem die stark besetzte Offensive hat Ladehemmung. Positiv aus Sicht der Essener ist: In der vergangenen Saison war Simon Engelmann der überragende Mann in der Offensive und traf in der Liga 29-mal. Aktuell verteilt sich diese Verantwortung auf mehrere Schultern. Wenn Engelmann nicht trifft, springen andere Spieler in die Bresche. Mit Sandro Plechaty (3 Treffer) ist ein Verteidiger der beste Torschütze, auch Jose-Enrique Ríos Alonso und Luca Dürholtz konnten als Defensivspieler bereits zwei Treffer erzielen.
"Wenn man beim Tore schießen breiter aufgestellt ist und gleichzeitig die Punkte holt, ist es völlig egal, dass die Stürmer nicht treffen. Schlimm wäre, wenn man die Punkte nicht einfahren würde. Dann würden wir diesen Chancen hinterhertrauern. Unterm Strich zählt dann das Ergebnis", betonte der Fußballlehrer.
Eine Sache ist klar: Es ist Meckern auf hohem Niveau – Rot-Weiss Essen spielt bislang eine fantastische Saison. Solange die Neidhart-Elf weiterhin die Spiele gewinnt, bleibt die Chancenverwertung nur ein Schönheitsfehler.