Als beide Teams in den Bonner Sportpark einliefen, fehlte einer gänzlich auf dem Mannschaftsbogen: Für Marcel Platzek hatte es nun doch nicht gereicht mit dem Bankplatz. Überhaupt hatte RWE-Coach Karsten Neitzel sein Team sehr defensiv ausgerichtet, mit Kevin Grund und Florian Bichler saß technisch hochwertiges Spielermaterial draußen.
Mit Anpfiff sollte er bei der Vorsichtsmaßnahme Recht behalten. Wie schon zuletzt in Wattenscheid suchten die Bonner, die im Abstiegskampf um jeden Punkt verlegen sind, ihr Heil in der Offensive. Schon nach sieben Minuten musste Torhüter Robin Heller nach einem Freistoß und dem völlig frei vor ihm auftauchenden Robin Schmidt per Fußabwehr zur Stelle sein. Die Gastgeber waren in der Anfangsphase das wesentlich agilere Team.
Bei RWE hatten sie die Schablone von der ersten Halbzeit aus dem Herkenrath-Spiel offensichtlich mitgenommen. Viele Fehler im Aufbauspiel, Pässe, die im Nirgendwo landeten.
Da musste der Gegner schon ordentlich mithelfen. Nach 23 Minuten erbarmte sich Torhüter Martin Michel: Unkonzentriert ließ er den Ball ins Toraus gleiten. Kapitän Benjamin Baier brachte die Ecke herein, Philipp Zeiger stieg zum Kopfball hoch -- und plötzlich stand es 0:1!
Die Führung der Gäste fiel wirklich vom Himmel. Und es wäre in der 32. Minute fast noch besser gekommen: Wieder schlug Baier die Ecke herein, aber diesmal setzte der lange Abwehrchef den Kopfball zu hoch an.
Die Bonner brauchten lange, um sich von dem (unverdienten) Rückstand zu erholen. Aber dann gab es vor der Pause noch zwei Aufreger: Diesmal tauchte Adis Omerbasic auf halbrechts frei vor Heller auf, wieder klärte Essens unumstrittene Nummer eins reaktionsschnell mit dem Fuß (40.). Eine Minute später wäre auch er machtlos gewesen, aber der 18-Meter-Schuss von Vincent Stenzel streifte nur die Oberkante der Latte.
Nach dem Wechsel brachten die Bonner mit Vojno Jesic einen in Essen bestens bekannten neuen Akteur, der wieder ein bisschen mehr spielerische Linie in die Angriffsbemühungen bringen sollte. Mit Erfolg: Schmidt drehte sich mit dem Rücken zum Tor blitzscnell um seinen Gegenspieler, sein Schuss klatschte an den Pfosten, aber den Abpraller netzte Stenzel zum nicht unverdienten 1:1 ein (51.).
RWE-Coach Neitzel drehte an den Stellschrauben und brachte den etwas offensiveren Kevin Grund für Nico Lucas. Das Niveau des Spiels hob sich unwesentlich. Ein Bonner schmiss den Einwurf als Kerze direkt ins Aus - sieht man auch nicht alle Tage!
Was die Essener Fans gar nicht sehen wollten war das Bonner 2:1: Ecke Jesic, Kopfballverlängerung in der Mitte und am langen Pfosten stand Cedrik Mvondo (74.) ziemlich blank. Und Hamza Salman (91.) machte den Deckel drauf. Am Ende nichtmals unverdient.
Autor: Ralf Wilhelm