Ein Profil gibt es nicht. Zumindest nicht öffentlich. Rot-Weiss Essen macht sich seit dem angekündigten Rücktritt des jetzigen Sportdirektors Jürgen Lucas auf die Suche nach einem Nachfolger. Essens Vorsitzender Marcus Uhlig möchte sich jedoch aus guten Gründen nicht in die Karten schauen lassen. „Es geht darum, dass wir uns optimal aufstellen. Personell wie strukturell. Das besprechen wir aber komplett intern“, macht er deutlich.
Klar ist aber, dass auf den neuen, dann hauptamtlichen Sportdirektor, einige Baustellen warten. RS hat sie zusammengefasst.
Baustelle eins: die auslaufenden Verträge Insgesamt 13 Verträge laufen am Saisonende aus, zehn Kaderplätze sind für die neue Spielzeit bereits vergeben. Bis dahin will Rot-Weiss Essen eine Spitzenmannschaft aufs Parkett schicken, die dann auch endlich mal lange um die Tabellenspitze mitspielen soll. Der neue Sportliche Leiter wird angehalten sein, genaue Blicke auf diejenigen Spieler aus dem aktuellen Kader zu werfen, die für eine Zukunft an der Hafenstraße infrage kommen. Immerhin gehören zu den Akteuren mit auslaufenden Arbeitspapieren Stammspieler wie Publikumsliebling und Identifikationsfigur Timo Brauer, talentierte Akteure wie Timo Becker oder Nico Lucas, die Anfragen aus höheren Klassen haben sollen oder das gesamte Torwartgespann. Hier scheint eine Entscheidung bereits festzustehen. Ex-Bayern-Keeper Lukas Raeder dürfte seine Degradierung zur Nummer drei nicht hinnehmen wollen und den Verein am Saisonende verlassen.
Hinzu kommt: Mit Lukas Scepanik ist ein absoluter Leistungsträger nur bis zum Ende der Saison an den Klub gebunden. Hier sollen bereits erste Anfragen bei seinem Berater eingetroffen sein. Auch die beiden Winter-Neuzugänge Max Wegner und Noah Korczowski, die in den drei Testspieleinsätzen schon angedeutet haben, was sie können, sind erst einmal nur bis zum Saisonende gebunden.
Baustelle zwei: die U23-Regel An jedem Spieltag müssen mindestens vier Spieler im Kader sein, die unter die U23-Regel fallen. Aktuell hat der Deutsche Meister von 1955 davon nur einen für die neue Saison unter Vertrag. Und das ist Cedric Harenbrock, der kurz nach seinem Comeback im Januar nach überstandenem Kreuzbandriss einen weiteren Kreuzbandriss im anderen Knie erlitten hat. Becker und Lucas sind, wie schon oben erwähnt, ins Blickfeld anderer Klubs geraten. Der Rest - Boris Tomiak, Ismail Remmo und Nicolas Hirschberger - hat sich bisher nicht nachhaltig durchsetzen können. Tolga Cokkosan, der für eine Vertragsverlängerung wohl nicht mehr infrage kommt, und Enzo Wirtz fallen ab der neuen Saison nicht mehr unter die U23-Regel.
Immerhin: U19-Torwart Jonas Kersken, zu Saisonbeginn aus der A-Jugend der Sportfreunde Baumberg an die Hafenstraße gewechselt, soll bei den Verantwortlichen einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Zu der Zeit, als sich Marcel Lenz verletzt hatte und Robin Heller gesperrt war, durfte er bereits auf der Bank des Regionalligisten Platz nehmen. Trainer Karsten Neitzel sieht im Team von Trainer Damian Apfeld noch weitere Kandidaten für einen Kaderplatz in der Regionalliga. Das bestätigte er auch im Pressegespräch vor dem Restrunden-Start gegen den TV Herkenrath. Kandidaten dürften unter anderem Qlirim Gashi und Mervan Aydin sein, die sich in der Sommervorbereitung bereits zeigen durften.
Baustelle drei: der Kern Es ist ein Vorteil, wenn der Stamm einer Mannschaft eingespielt ist. Der Stamm der aktuellen Mannschaft wird von den Fans jedoch kritisch beäugt. Zu lange wären sie schon da, als dass sie beim Anhang noch die Hoffnung wecken würden, dass es nun endlich klappt mit dem Kampf um die Spitze. Die beiden Neuen, Korczowski und Wegner, seien jedoch so schnell aufgenommen worden, dass Neitzel sie bereits als voll integriert ansieht. Die Aufgabe des neuen Sportdirektors wäre es jedoch, den Kern noch einmal mit einem neutralen Auge zu begutachten. Um dann in Absprache mit dem Trainer Entscheidungen zu treffen, mit welchem Alteingesessenen es in der kommenden Saison trotz gültigen Vertrages eher nicht mehr weitergeht.
Autor: Stefan Loyda