Eine Nachfrage musste Essens Trainer Karsten Neitzel auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht mehr beantworten. Das hatte er schon vorher gemacht. Denn nach seinem einleitenden Statement über die 0:1-Niederlage gegen Alemannia Aachen beantwortete er die erste Frage, die er erahnen konnte, gleich selbst: „Ja, wir haben in den letzten Wochen geschaut, ob wir personell etwas machen können. Nein, wir haben nichts gefunden, was uns als Mannschaft sofort weitergeholfen hätte und wo wir das Gefühl hatten, dass dieser in der Verfassung wäre, uns sofort weiterhelfen zu können“, stellt er unmissverständlich klar. „Wenn du als Spieler vier, fünf Monate nicht im Mannschaftstraining bist, brauchst du zwei, drei Monate um wieder bei deiner alten Leistungsstärke zu sein.“
Dennoch melden sich in den sozialen Netzwerken wieder diejenigen Fans lauter zu Wort, die die Entscheidung, niemanden mehr nachzuverpflichten, schon sofort kritisierten. Schließlich stellt sich die Mannschaft aktuell fast von alleine auf, in der Offensive hat Neitzel während einer Partie nicht mehr viel Auswahl, um in der Offensive Akzente zu setzen. Dass es jedoch so kommen könnte, konnte den Verantwortlichen zum Ende des Transferfensters nicht bewusst sein. Schließlich bekam Kai Pröger seine Rote Karte mit anschließender Vier-Spiele-Sperre erst am 8. September beim Heimspiel gegen den SV Lippstadt, Marcel Platzek hat in den letzten fünf Jahren an der Hafenstraße nie mehr als zwei Spiele in Folge gefehlt. Mittlerweile fehlt Essens Goalgetter vom Dienst bereits seit zehn Partien. Erste Erwartungen waren deutlich kürzer.
Allerdings dürfte sich die Personallage auch schon bald wieder entspannen: Prögers Sperre ist abgelaufen, Platzek entscheidet es sich wohl in dieser Woche, wann er wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Bei Tolga Cokkosan wird das am Ende dieser Woche der Fall sein und auch David Jansen wird in absehbarer Zeit wieder mit dem Team trainieren können. Cedric Harenbrock befindet sich nach seinem Kreuzbandriss wieder im Aufbautraining, allerdings dürfte es bei dem jungen Offensivspieler noch bis Ende Oktober dauern, ehe er ins Mannschaftstraining einsteigt. Einzig für Kevin Freiberger (Kreuzbandriss) ist die Hinrunde gelaufen.
Seine Arbeit setzt Karsten Neitzel ohnehin woanders an: „Jetzt geht es darum, die Freude am Fußballspielen nicht zu verlieren. Wir dürfen nicht auf den Platz gehen und nur versuchen, keine Fehler zu machen. Die Lust aufs Gewinnen muss im Vordergrund stehen. Das ist einfach gesagt, aber daran werden wir immer wieder erinnern, wenn wir einen lockeren Fuß bekommen wollen.“
Autor: Stefan Loyda