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Udegbe hat sich mit Aberglaube im Sport beschäftigt

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Robin Udegbe, Robin Udegbe
Robin Udegbe, Robin Udegbe Foto: Micha Korb
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Aberglaube im Sport gibt es in den unterschiedlichsten und kuriosesten Varianten. Manch einer zieht aus Prinzip immer erst den rechten vor dem linken Schuh an.

Oder lässt im Erfolgsfall wochenlang den Bart wachsen, bis die Sieges-Serie reißt. Doch warum ist es so, dass ein Weltklasse-Golfer wie Tiger Woods zum letzten Turniertag immer ein rotes T-Shirt tragen muss? Oder warum bestand Bastian Schweinsteiger bei der Nationalmannschaft immer darauf, als Letzter den Mannschaftsbus zu verlassen? Genau mit diesem Mysterium beschäftigte sich der Torhüter von Rot-Weiß Oberhausen, Robin Udegbe.

Aberglaube dient dazu, das Unkontrollierbare möglichst doch zu kontrollieren.

Robin Udegbe

Während seines Psychologie-Studiums an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort kam der 26-Jährige durch seine Dozentin darauf, in seiner Bachelor-Arbeit die Auswirkungen von Aberglaube zu erforschen. Ein Umstand, der ihm nicht ungelegen kam. „Ich bin natürlich allein schon wegen meiner Fußballerkarriere sehr mit dem Sport verbunden und habe auch selbst die Wirkungen von Aberglaube erlebt. Das hat mich schon immer fasziniert.“

Um so viele Ansprechpartner wie möglich für seine Untersuchung zu erreichen, führte Udegbe eine Onlinebefragung durch, in der er am Ende 253 Sportler nach ihren abergläubischen Verhaltensweisen befragte und wie sie diese selbst wahrnehmen. „Aberglaube dient dazu, das Unkontrollierbare möglichst doch zu kontrollieren. Dabei ist jeder Aberglaube etwas sehr Persönliches und für Außenstehende oft rätselhaft.“ Bei den Teilnehmern handelte es sich neben Leistungs- auch um zahlreiche Breitensportler. „Ich muss zwar gestehen, dass es größtenteils Fußballer waren, aber ich habe dennoch versucht, so viele Sportarten wie möglich abzudecken“, so Udegbe.

In seiner Untersuchung stellte Udegbe einen positiven Zusammenhang zwischen dem Aberglauben der Sportler und ihrer Leistung fest. Zwar würde der legendäre blaue Pullover von Udo Lattek in seiner Zeit als Sportdirektor vom 1. FC Köln im Grunde nicht dafür sorgen, dass die Sportler auf dem Platz eine bessere Leistung zeigen. Entscheidend sei vielmehr das entstandene Gefühl, man habe alles Mögliche getan, um auf die anstehende Situation gut vorbereitet zu sein. Dies bewirkt einen Emotionszustand, der von Gelassenheit bis zu positiver Anspannung reicht.

Alles ist offen Doch warum sind gerade Sportler mehr von abergläubischen Verhaltensweisen geprägt, als andere Gruppen? „Der Sport ist in seinem Ausgang absolut unberechenbar, was Leistung und Ergebnis angeht. Und um dem abzuhelfen, wird auf Aberglauben zurück gegriffen“, berichtet der gebürtige Kieler. Mannschaftssportler sind dabei übrigens abergläubischer als Einzelsportler, da die Ungewissheit beim Mannschaftssport noch größer ist. Beim Einzelsport kennt der Athlet seine eigenen Ressourcen. Hingegen beim Mannschaftssport ist man wie beim Fußball nur einer von elf (mitunter) Unsicherheitsfaktoren.

Vielleicht gibt es auch aus diesem Grund so viele mannschaftliche Rituale, denn Aberglaube in der Gruppe kann den Gemeinschaftsgedanken fördern. Zumindest wenn er auch seinen Zweck erfüllt. Ansonsten kann er auch ganz schnell wieder der Vergangenheit angehören. „Vor dem Spiel gegen Verl haben wir einen Mannschaftskreis gemacht, wo ich nochmal ein paar Takte gesagt habe. Am Ende haben wir das Spiel verloren, was dazu führt, dass man überlegt, es beim nächsten Mal nicht mehr zu machen.“

Die meisten abergläubischen Verhaltensweisen von Sportlern beziehen sich auf ihre Kleidung und die Reihenfolge des Anziehens, was durchaus kuriose Züge annehmen kann: „Drei Paar Stutzen übereinander anziehen, war ungewöhnlich, weil man sich als neutraler Beobachter nicht erklären kann, was nun der Mehrwert sein soll. Aber dem Sportler gab es ein Gefühl von Sicherheit“, so Udegbe.

Und wie abergläubisch ist der Torhüter der Kleeblätter im eigenen Leben? „Das fing von klein auf an, dass ich immer mein Glücks-T-Shirt beim Spiel hatte. Das musste immer pünktlich vor dem Spiel von der Mutter gewaschen sein.“ Bis heute ist, was Aberglaube und Rituale angeht, einiges hängen geblieben, was sich zum Beispiel in einem klaren Wochenablauf wieder spiegelt. Dennoch hat sich das Ganze, auch durch seine eigenen Recherchen, in letzter Zeit reduziert: „Ich muss zugeben, dass ich das Ganze auch zurück gefahren habe, weil ich mir durch meine Arbeit auch ein anderes Bewusstsein geschaffen habe.“

Zudem sollten es Sportler mit dem Aberglauben auch nicht übertreiben. Manch einer wie Tennisstar Rafael Nadal scheint ohne die rituellen Abläufe sein Spiel gar nicht mehr richtig ausführen zu können. „Neurotisch wird es dann, wenn die Person unter der Situation leidet. Nadal spielt nicht weiter, wenn seine Trinkflaschen nicht richtig stehen. Dabei entwickelt man einen Leidensdruck und fühlt sich eingeengt in der Situation.“

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