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Benbennek in Österreich
"Mir fehlt eigentlich nur Currywurst"

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Christian Benbennek, Christian Benbennek
Christian Benbennek, Christian Benbennek Foto: privat
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Christian Benbennek ist seit dem 1. Juli für den SV Ried verantwortlich.

Der 43-jährige Fußballlehrer hat nach seiner erfolglosen Station beim Regionalligisten Alemannia Aachen im vergangenen Sommer ein Angebot aus der österreichischen Bundesliga erhalten und beim SV Ried einen Zweijahresvertrag bis zum 30. Juni 2018 unterschrieben. Nach einem Viertel der Saison liegt Ried auf Kurs: Klassenerhalt. Warum Benbennek in einer Zehner-Liga mit dem neunten Tabellenplatz hoch zufrieden wäre und warum Franco Foda, Thorsten Fink, Mike Büskens von den "Ösis" nur die "Gründlichen" genannt werden, erklärt er im RevierSport-Interview.

Christian Benbennek, haben Sie sich mittlerweile in der Alpenrepublik eingelebt? Ja, es ist wunderschön hier. Nur die Sprache macht mir noch manchmal zu schaffen. Der Dialekt ist schon extrem. Ich habe das Gefühl, dass die Leute in einer irren Geschwindigkeit sprechen und oftmals halbe Wörter verschlucken. Da muss ich schon ab und zu um eine Wiederholung des Satzes bitten (lacht).

Was ist das besondere an den Menschen in Ried? Sie sind sehr, sehr freundlich und hilfsbereit. Ich fühle mich hier wirklich wohl. Ried ist eine kleine Stadt mit rund 12.000 Einwohnern. Hier kennt gefühlt jeder jeden. Und die Menschen interessieren sich sehr für unseren Verein. Zu unseren Heimspielen kommen zwischen 2500 und 3000 Leute. Für einen 12.000-Einwohner-Ort ist das nicht schlecht. Auch wenn wir uns natürlich noch mehr Zuschauer wünschen würden.

Die Österreicher nennen uns nur "die Gründlichen". In Anlehnung an die deutsche Gründlichkeit, Pünktlichkeit und Disziplin. "Die Gründlichen", das ist positiv gemeint. Wenn ich daran denke, wie beispielsweise Italiener in Deutschland genannt werden. Da können wir mit den "Gründlichen" gut leben.

Christian Benbennek

Werden Sie als Trainer des SV Ried auf der Straße auch erkannt? Ja. Als wir das erste Spiel mit 0:5 bei Rapid Wien verloren haben, da bin ich beim Bäcker sofort angesprochen worden und mir wurde nur Gutes für die Zukunft gewünscht. Die Leute bekommen hier alles rund um den SV Ried mit.

Welche Möglichkeiten haben Sie beim SV Ried? Der Verein ist professionell aufgestellt. Wir haben sehr gute Trainingsmöglichkeiten und ein schönes Stadtion. Der Rasen ist ein echter Teppich. Wir haben einen Greenkeeper, der vom Golf kommt. Dementsprechend perfekt sieht unser Rasen aus. Das ist schon erste Klasse. Zu den weiter entfernten Auswärtsspielen reisen wir bereits einen Tag vorher an und übernachten dort. Bei kürzeren Fahrten belegen wir ein Tageshotel und absolvieren noch eine Einheit vor dem Spiel. Wie gesagt: Mit fehlt hier nichts, um meinen Job optimal ausüben zu können. Ich bin sehr zufrieden.

Wie schätzen Sie die österreichische Bundesliga im Vergleich zum deutschen Fußball ein? Solche Vergleiche sind immer schwierig und ich mag sie auch nicht. In Österreich haben wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Da sind RB Salzburg, Sturm Graz und Austria sowie Rapid Wien, dann kommt der Rest. Wir sind aktuell Sechster und mit dem ersten Viertel der Saison zufrieden. Wir haben elf Punkte geholt. Das ist ordentlich. Wenn wir das noch noch dreimal wiederholen, dann hätten wir unser Ziel erreicht.

Welches Ziel verfolgt der SV Ried denn? Unser Manager sagt immer, dass er in der Zehner-Liga einen einstelligen Tabellenplatz belegen will. Dann wären wir zwar Vorletzter, aber auch in der nächsten Saison Bundesligist. In Österreich steigt nämlich nur der Tabellen-Zehnte ab.

In der Liga arbeiten noch einige weitere deutsche Trainer. Haben Sie Kontakt zu Mike Büskens und Co.? Da bin ich wirklich sehr positiv überrascht. Wir haben ein kollegiales Verhältnis und halten so ein wenig zusammen. Denn hier sind wir die Ausländer. Die Österreicher nennen uns nur "die Gründlichen". In Anlehnung auf die deutsche Gründlichkeit, Pünktlichkeit und Disziplin. "Die Gründlichen", das ist positiv gemeint. Wenn ich daran denke, wie beispielsweise Italiener in Deutschland genannt werden. Da können wir mit den "Gründlichen" gut leben.

Was fehlt Ihnen in Austria? Mir fehlt eigentlich nur die Currywurst. Hier gibt es nämlich zum Bier im Stadion keine Curry- oder Bratwurst sondern nur Leberkäse im Brötchen. Das ist schon etwas seltsam für einen Deutschen, der als Fußball-Fan in jedem Stadion das Bier und die gute Wurst vorfindet.

Wann sehen wir Sie wieder in Deutschland? Daran denke ich aktuell überhaupt nicht. Ich habe hier noch einen Vertrag bis 2018 und bin glücklich.

Verfolgen Sie den deutschen Fußball? Natürlich. Von der 1. Bundesliga bis zur Regionalliga bin ich gut informiert. Natürlich interessiert mich auch die Regionalliga West.

Vor allem Alemannia Aachen... Nein, nicht nur. Aber klar ist doch auch, dass man immer ein wenig seine Ex-Vereine verfolgt. Ich muss sagen, dass sich in Aachen nicht viel verändert hat. Leider machen so Vereine wie die Alemannia oder Rot-Weiss Essen, die beide vom Umfeld und den Möglichkeiten her einige Ligen höher spielen müssten, zu wenig. Ich denke, dass am Ende die Zweitvertretungen von Dortmund und Mönchengladbach den Titelkampf unter sich ausmachen werden.

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