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Ex-RWEler
Ayisi in Hitlers Geburtsstadt gefeiert

Was macht eigentlich?: Ebenezer Ayisi
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In der Saison 1997/1998 trug ein Schwarzafrikaner namens Ebenezer Ayisi das Trikot von Rot-Weiss Essen. Ayisi war der erste Ghanaer bei RWE.

An der Hafenstraße absolvierte der Mittelfeldspieler bis zur Winterpause 1999 24 Partien und erzielte dabei fünf Treffer. Ayisi wurde durch seine technisch, versierte Spielweise und sein ungemein freundliches Auftreten abseits des Platzes zum Publikumsliebling an der Essener Hafenstraße.

Er wurde in allen seinen Spielen im Georg-Melches-Stadion mit „Ayisi Oho, Ayisi Oho“-Sprechchören gefeiert. Nach einem halbjährigen Intermezzo beim Stadt-Rivalen ETB SW Essen ging es für den U-20-Afrikameister zum FC Braunau.

Mittlerweile lebt der 35-jährige Ayisi seit 2001 in Österreich. In der Alpenrepublik ist der 17-malige ghanaische Nationalspieler in Höchst sesshaft geworden. Hier ist er Angestellter des Bau-Riesen Julius Blum.

Im RS-Interview spricht „Eben“ - wie er von seinen Freunden gerufen wird – über seine RWE-Vergangenheit, die fünf Coaches in nur zwei Jahren, seinen Aufenthalt in Hitlers Geburtsstadt und seinen großen Traum.

Ebenezer Ayisi, wie ist es dazugekommen, dass Sie an der Hafenstraße gelandet sind?

Vor meinem Engagement bei RWE war ich erst kurz in Deutschland. Ich habe mit einem Freund bei der Tgd Essen-West an der Haedenkampstraße manchmal mittrainiert. Der Kollege arbeitete beim damaligen RWE-Präsidenten Wilfried Schenk. Schenk war es dann, der mir ein Angebot unterbreitet hat. Er sagte mir, „Junge, du bist doch viel zu gut um auf Asche zu spielen“. Im Probetraining unter Dieter Brei habe ich sofort überzeugt, so dass ich Schenks Offerte unterschreiben konnte.

Die Zusammenarbeit mit Dieter Brei war für Sie sehr kurz. Denn nach dem Regionalliga-Abstieg übernahm RWE-Legende Willi „Ente“ Lippens das Ruder. Sie hatten in gut zwei Jahren fünf RWE-Trainer. Wie war die Zusammenarbeit mit den RWE-Coaches?

Dieter Brei gab ja sein „grünes Licht“ für meine Verpflichtung, deshalb habe ich mich auch mit ihm verstanden. Mehr aber auch nicht. Herr Lippens war dagegen wie ein Vater für mich. Er ist ein unglaublich, sympathischer Mensch an den ich mich immer gerne zurückerinnere. Klaus Berge und Dieter Tartemann waren auch nette Zeitgenossen. An wen ich mich nicht gerne erinnere ist Fritz Fuchs. Dieser Mann war in meinen Augen ein Rassist. Nach den Trainingseinheiten hat er gerne Bananen gegessen. Es kam öfters vor, dass er beim Verzehr der Frucht immer wieder blöde Bemerkungen in meine Richtung machte. Ich fand das alles andere als unterhaltsam.

An was erinnern Sie sich besonders gerne, wenn Sie an Ihre RWE-Zeit zurückdenken?

Die Saison 1998/1999 war eine Super-Serie wir konnten nach einer starken Spielzeit den Wiederaufstieg in die Regionalliga West perfekt machen. Der Ukrainer Igor Denysiuk hatte das entscheidende Tor zur der damaligen dritten Liga geschossen. Danach waren wir beim WDR-Fernsehen eingeladen. Da hatten wir viel Spaß. Igors deutsch ist sehr unterhaltsam gewesen. Die ganze Mannschaft hat ihn für seine geniale Aussprache gemocht. Die Aufstiegsfeier war auch grandios. Wir hatten eine tolle Truppe beisammen, die völlig intakt war und gerne gefeiert hat.

Sie sprechen gerade die Auswahl Ghanas an. Sie haben in ihrer Fußballerkarriere immerhin 17 Länderspiele für die „Black Stars“ (Name des ghanaischen Nationalteams, Anm. d. A.) absolviert. Eine große Ehre für Sie, oder?

Natürlich, dass war eigentlich das größte in meiner Karriere. Ich bin mit meinem Heimatland U-20-Afrikameister geworden. Zudem durfte ich 17 Mal das Trikot mit dem „schwarzen Stern“ überstreifen. Das kann mir niemand mehr nehmen. Ich kann meinen Kindern und später meinen Enkeln voller Stolz erzählen, dass der Papa mit den drei größten Fußballern seines Heimatlandes in einem Team stand. Wer kann schon von sich behaupten, dass er mit Anthony Yeboah, Samuel Kuffour und dem „Pele“ Afrikas, Abedi Pele, zusammengespielt hat. Das war eine geniale Zeit. Doch auch die bei Rot-Weiss Essen würde ich für nichts in der Welt missen wollen.

Sie sind dann von RWE zum ETB gewechselt, danach ging es für Sie nach Österreich. Wie kam es zu diesen Schritten?

Ich war bei Fritz Fuchs unerwünscht. Der ETB hat mich dann zum Uhlenkrug gelotst. Dort hatte nach einiger Zeit Trainer Frank Benatelli nicht mehr mit mir geplant. Mein Berater hatte gute Kontakte nach Österreich und so landete ich beim FC Braunau. Zu dieser Station gibt es eine unglaubliche Anekdote. Braunau ist der Geburtsort von Adolf Hitler. In dieser Stadt laufen viele Skinheads herum. Auch viele Anhänger des Klubs sind Rechtsradikale. Doch diese Leute haben mir die gleichen Sympathien entgegengebracht wie die Fans an der Hafenstraße. Auch in Braunau wurde das „Ayisi-Lied“ angestimmt. Mit manchen Fans war ich sogar öfters in der Kneipe auf einem Bier. Was schier unglaublich klingt, ist aber wahr: Ich hatte in Braunau nie ein negatives Erlebnis wegen meiner Hautfarbe.

„Eben“ im Trikot von Austria Lustenau (Foto:privat).

Sie sind in Österreich sesshaft geworden. Ist Österreich für Sie das ideale Land zum alt werden?

Ich lebe in Höchst, im Süden der Republik. Eine wunderschöne Gegend, mit tollen Menschen. Ich habe einen guten Job in der Firma Blum, drei gesunde Kinder und eine tolle österreichische Frau. Eines fehlt mir jedoch: Meine Landsleute. In Essen leben viele Ghanaer, unter ihnen habe ich mich unglaublich wohl gefühlt. Ich war schon lange nicht mehr im Ruhrgebiet. Es ist höchste Zeit, dass ich mal wieder in Essen vorbeischaue.

Verfolgen Sie denn noch die Geschehnisse um Rot-Weiss Essen?

Ich bin leider zu weit weg, deshalb informiere ich mich über den Videotext oder das Internet über RWE. Es ist wie vor zehn Jahren, der Verein steckt mal wieder in der Krise. Das macht mich traurig vor allem wegen der vielen Fans, die den Klub lieben. Leider habe ich keinen Kontakt zu irgendwelchen RWE-Leuten. Mittlerweile wurde ich fünfmal am Knie operiert und musste meine aktive Laufbahn beenden. Ich arbeite an meinem Trainerschein. Ich habe als Trainer einen großen Traum: Ich will Rot-Weiss Essen zur deutschen Meisterschaft führen.

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