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Umfrage zu den Anforderungen der neuen NRW-Liga
SGW und Velbert gelassen - "Dürfen wir noch Fußball spielen?"

Horst Darmstädter (rechts), "Macher" des VfB Hüls, hier mit seinem Trainerteam Holger Jahnke, Klaus Täuber und Wolfgang Heisterkamp (von links - Foto: mmb-Pressebild).
Horst Darmstädter (rechts), "Macher" des VfB Hüls, hier mit seinem Trainerteam Holger Jahnke, Klaus Täuber und Wolfgang Heisterkamp (von links - Foto: mmb-Pressebild).
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Durch die Vereine geht ein Aufschrei. 72 Seiten umfasst der Anforderungs-Katalog, den die einzelnen Bewerber für die künftige NRW-Liga studieren und abarbeiten müssen. "Da hat sich jemand wieder etwas ganz Tolles einfallen lassen", schüttelt Horst Darmstädter, "Macher" des Aufstiegsaspiranten VfB Hüls, ironisch den Kopf. Während die Hülser die Vorgaben stemmen könnten, sind manche Vereine mit ihrem Latein am Ende.

Der Kostenapparat für diverse Neuerungs- und Änderungs-Arbeiten ist für sie nicht zu stemmen, zum Teil wird wie bei Schermbeck über einen Umzug nach Wesel nachgedacht. Darmstädter: "Das sind 40 Kilometer Entfernung. Von einem Heimvorteil kann da wohl keine Rede mehr sein." Und ihrem Ärger wollen die Verantwortlichen am kommenden Mittwoch Luft machen. Denn ab 17 Uhr findet in Duisburg eine Informations-Veranstaltung statt, bei der sich die Verbands-Funktionäre den Club-Offiziellen stellen werden. RevierSport hat schon einmal bei Verantwortlichen sowie Trainern nachgefragt - und reichlich Protest-Reaktionen erhalten.

Horst Darmstädter (Abteilungsleiter VfB Hüls): Ich halte die gesamten 72 Seiten im Forderungskatalog für überzogen. Die Frage, die man sich bei den gestellten Anforderungen stellen muss: Dürfen wir überhaupt noch Fußball spielen? Wenn man dann noch bedenkt, dass der Verband fünf Prozent der Spieltags-Einnahmen verlangen will, dann frage ich: Für wen sollen die sein und was sollen wir noch alles bezahlen? Was die einzelnen aufgeführten Punkte angeht, sehe ich beim VfB Hüls nur das Problem im sanitären Bereich. Da müssten wir sicherlich nachbessern.

Vier Trenn-Bereiche sind bei uns durchaus machbar, beim Punktspiel gegen Münster im Vorjahr hat das mit geteilten Tribünen-Blöcken vor über 1.000 Fans hervorragend geklappt. Auch in puncto Presse-Plätze, VIP-Bereich und Kabinen-Größe sind wir gerüstet. Was den sportlichen Aspekt angeht, kann ich mir nicht vorstellen, dass aus Bonn, Köln oder Kleve mehr Zuschauer mitkommen, als wir gegen Gütersloh oder Schalke II haben. Ich denke sogar, dass die künftige Westfalen-Liga interessanter wird als die NRW-Klasse.

Guido Tann (Vorsitzender Wattenscheid 09): So, wie es derzeit aussieht, sind wir wohl einer der wenigen Vereine, die sich keinerlei Sorgen bezüglich der NRW-Liga-Anforderungen machen müssen. Die Lohrheide verfügt sowohl über ausreichend Kapazität als auch über getrennte Bereiche. Wir haben genug Plätze für Medien-Vertreter und VIPs zur Verfügung, dazu auch die geforderte Kabinengröße von 40 Quadratmetern. Wenn es bei uns etwas zu korrigieren geben sollte, dann werden das Kleinigkeiten sein.

Wir werden natürlich zum Info-Abend am kommenden Mittwoch nach Duisburg fahren, um genauere Details zu erfahren und uns mit anderen Clubs auszutauschen. Ich fände es fair, den Vereinen, die sich sportlich für die neue Klasse qualifizieren, gewisse angemessene Übergangs-Fristen einzuräumen, alle Maßnahmen zu erfüllen. Das kann in der Kürzer der Zeit bis zum kommenden Sommer schon etwas problematisch werden. Gerade die kleineren Clubs haben auch ein Überlebensrecht, zumal es in der NRW-Liga kein TV-Geld mehr gibt, was gewisse Ausgaben abfedern könnte. Gerüchteweise ist mir mal etwas von einem Generalsponsor zu Ohren gekommen, der die neue Staffel präsentieren soll. Ich kann mir so etwas ehrlich gesagt nicht vorstellen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Stefan Janßen (Trainer VfB Speldorf): Die Oberliga war qualitativ schon einmal stärker. Deshalb verstehe ich nicht, warum die Auflagen so explodieren müssen. Den Vereinen wird einiges, beispielsweise die Fernsehgelder, weggenommen und gleichzeitig werden Ausgaben erhöht. Das passt nicht. Man braucht so eine Klasse nicht und ich halte sie für puren Aktionismus. Thomas Bungart ("Boss" VfB Homberg): Bevor wir uns über ungelegte Eier einen Kopf zerbrechen, warten wir lieber erst einmal den Mittwoch ab. Denn wahrscheinlich werden die Sachen nicht so heiß gegessen wie sie gekocht werden. Wenn man sich anschaut, wie das entstanden ist, fällt es nicht schwer, die Zusammensetzung zu erklären. Der DFB hat die Anforderungen für die dritte Klasse und die Regionalliga entworfen, und die Verbände am Nordrhein und Westfalen haben sie lediglich abgekupfert. Revidieren kann man es ja sowieso noch. Das ist auch notwendig, ansonsten gibt es keinen Verein, der in dieser Klasse spielen kann. Frank Benatelli (Coach TuRU Düsseldorf): Das ist ein absoluter Unsinn, denn es kommen ja nur 300 Zuschauer. Wofür brauchen wir vier Eingänge oder separate Zuschauerblöcke? Die müssen das noch einmal alles überdenken, denn der Verband gründet schließlich keine neue Profiliga. Und die Vereine sind sowieso froh, überhaupt zu überleben. Horst Heinze (Fußball-Abteilungsleiter Hammer SpVg.): Für einen Großteil der Vereine in der Oberliga Westfalen ist es eine Zumutung, was der DFB da alles fordert. Man muss mal die Frage stellen, ob der DFB die kleinen Vereine nicht mehr in den oberen Spielklassen haben will, sondern nur noch die Unterbauten der Proficlubs. Unter den jetzigen Voraussetzungen können wir das keinesfalls erfüllen. Wenn unser Stadion modernisiert wird, sieht das anders aus. In den Planungen sind dann alle Maßnahmen enthalten. Aber noch haben wir die Finanzierung selbst der ersten Ausbaustufe nicht durch." Manfred Kuhmichel (1. Vorsitzender des ETB): Das ist für uns tägliche Lektüre. Wir fallen auch nicht um, sonst könnten wir ja sofort die Truppe vom Spielbetrieb abmelden. Bei uns gibt es kein Lamentieren. In Essen findet man niemanden, der gegen den Verband wettert. Wir sind dabei, die Anforderungen anzugehen und ich bin mich sicher, dass wir das auch schaffen. Warum auch nicht? Es gab am Uhlenkrug auch eine Begehung durch den DFB und die Stadt - das lief alles harmonisch. Der DFB verfasst einen Bericht, der auch der Stadt zugestellt wird.

Der Uhlenkrug ist ja schließlich auch städtisches Eigentum. Auch wirtschaftlich gehen wir das an, der ETB hat viele Freunde. Es ist unsere Aufgabe, Steine aus dem Weg zu räumen, daran arbeiten wir rund um die Uhr, weil noch einiges zu tun ist. Wir planen natürlich zweigleisig, für die Regionalliga und die NRW-Liga. Aber die zweite Alternative ist ja nur "business as usual". Natürlich wollen wir hoch, ich gehe auch fest davon aus, dass wir das schaffen, weil unsere Truppe ein verschworener Haufen ist. Alles, was getan werden muss, wird auch bis zum ersten Spieltag der nächsten Saison erledigt sein, die Umbauten werden laufen.

Robert Wasilewski (Trainer TSG Sprockhövel): Die Anforderungen sind für die Regionalliga, aber nicht für Amateure gedacht. Für uns ist das nach dem derzeitigen Stand gar nicht machbar, aber darüber müssen wir uns ja leider sportlich keine Gedanken machen. Vereine wie die TSG arbeiten schon mit kleinen Mitteln. Warum werden uns dann noch weitere Steine in den Weg gelegt?

Frank Schulz (Trainer Westfalia Herne): Das haben wieder Leute entworfen, die die Kluft zwischen den Profis und Amateuren weiter vorantreiben wollen, denn teilweise sind die Forderungen aus bautechnischen Gründen nicht machbar. Manche Sachen muss man auch einmal überdenken und nicht immer voreilig bekannt geben. Der Fußball ist so eine tolle Sache und wir sind doch alle aufeinander angewiesen. Warum sitzt man dann nicht in einem Boot und kommuniziert vernünftig miteinander? Wir lieben doch alle den Sport und dazu gehören auch die Amateure.

Manfred Wölpper (Coach Spvgg. Erkenschwick): Das ist ein Witz vor dem Herren. Welcher Oberligist soll diese Auflagen erfüllen? Wir haben von der Infrastruktur des Stadions noch gute Möglichkeiten. Dennoch wird es auch für uns ein erheblicher Aufwand. Aber eigentlich sollte man sich gar nicht darüber aufregen, denn die machen doch eh was sie wollen. Sie haben ja auch die NRW-Liga eingeführt, obwohl das Votum eindeutig dagegen war.

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