Recklinghausen

Spielabbruch nach Brutalo-Foul

Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit der Begegnung zwischen den Reserveteams des SV Bossendorf und SuS Hervest-Dorsten verließen die Hervester Akteure aus Protest den Platz. Vorausgegangen waren zwei üble Fouls. Wir fragten die Trainer beider Mannschaften: Was war da los?

Andre Scheerer (Trainer SuS Hervest-Dorsten II):

"Der angesetzte Schiedsrichter ist nicht gekommen. Deshalb haben sich beide Teams darauf geeinigt, dass einer, der demnächst bei für uns aufläuft, aber noch keine Spielberechtigung und mal in der Jugend gepfiffen hat, die Sache übernimmt. Bis zur Halbzeit ging das auch ganz reibungslos. Danach gab es ein paar Meinungsverschiedenheiten und strittige Entscheidungen auf beiden Seiten. Das ist aber alles wieder beglichen worden. Angefangen hat es, als einer unerer Spieler im Spurt zur Außenlinie gerannt ist und den Ball noch in Richtung des gegnerischen Tores schießen wollte. Im toten Winkel ist ein Bossendorfer Spieler angekommen, den er nicht gesehen und deshalb getroffen hat. Die Bossendorfer waren dementsprechend erregt und einer fragte nach der Nummer des Spielers, der gefoult hatte. Zunächst ist aber alles noch normal weitergelaufen, ohne größere Härte. Nachdem Bossendorf das 4:2 gemacht hatte, kam einer der Gastgeber mit großem Tempo an. Das habe ich im Leben noch nicht gesehen. Fünf bis zehn Sekunden war der Ball schon weg und der ist voll reingerauscht. Unser Spieler ging vor Schmerzen zu Boden und wusste erstmal gar nicht, was los war. Wir haben ihn betreut und auch der gegnerische Trainer kam, um sich die Sache anzusehen. Während der Behandlung entwickelte sich eine Rangelei mit Geschubse und Gemecker. Da hat man schon gedacht: jetzt wird es gefährlich! Betreuer von beiden Seiten haben die Angelegenheit aber beruhigt. Es gab vielleicht ein paar Schubser zu viel, aber insgesamt ist das friedlich zu Ende gegangen. Danach habe ich trotzdem gesagt: Wir setzen das Spiel nicht mehr fort. Es hatte keinen Sinn mehr, das fortzuführen. Wir müssen alle am nächsten Tag wieder arbeiten und Fußball sollte für uns ein Hobby sein. Wäre so ein Foul in der Bundesliga geschehen, wäre derjenige meines Erachtens für ein Jahr gesperrt worden. Das war unter aller Würde. Ich wollte unseren Spieler noch ins Krankenhaus fahren, aber der hat es erstmal mit Kühlakkus versucht."

Werner Tiedemann (Trainer SV Bossendorf II):

"Eigentlich ist nichts passiert, es war ein ganz normales Meisterschaftsspiel, ganz fair von beiden Seiten. Da kein Schiedsrichter da war, hat einer von den Gegnern gepfiffen. Nach zwei etwas gröberen Fouls ist es ausgeartet. Die haben sich tierisch aufgeregt. Erst wurde einer von meinen Spielern an der Außenlinie etwas härter gefoult. Dann einer von denen, wo die meinten, das wäre ein brutales Foul gewesen. Der Gegner war eine Viertelsekunde eher am Ball, aber ich persönlich halte die Aufregung für übertrieben. Mancher gibt dafür Rot, manche belassen es bei einer Ermahnung. Sicher, er kommt einen Schritt zu spät und trifft ihn auch. Aber es ist aus einem normalem Zweikampf heraus geschehen. Jedenfalls haben die sich aufgeregt und sind geschlossen vom Platz gegangen, obwohl nur noch fünf oder sechs Minuten zu spielen waren. Wenn ich höre, dass unser Spieler in der Bundesliga für ein Jahr gesperrt werden würde, muss ich sagen, dass der Hervester auch mindestens ein halbes Jahr Sperre bekommen hätte. Insgesamt habe ich das beides nicht als so hart empfunden."