Damals dabei: Klangvolle Namen wie der Stuttgarter Flügelflitzer Timo Gebhardt, die „Bender-Zwillinge“ (Lars bei Leverkusen, Sven beim BVB) oder der Schalker Defensivspezialist Danny Latza. Wenige Monate zuvor noch bei den Amateuren oder sogar „nur“ im Jugendbereich auffällig geworden, spielt der Großteil der Europameister heute schon vor Wahnsinnskulissen – ob in der Bundesliga oder wie Gebhardt beispielsweise gar in der Championsleague.
Den „Christoph Moritz“-Effekt gibt es also nicht nur unter Felix Magath, wie das Beispiel Ron-Robert Zieler zeigt: Der gebürtige Kölner lernt in der Domstadt beim FC das „Kicken“. Sämtliche Jugendmannschaften durchläuft er, bis im Jahr 2005 plötzlich Manchester United beim Podolski-Klub anruft. Sollte er, der „Kölner Jung“, wirklich einmal für einen der größten Klubs der Welt zwischen den Pfosten stehen und vor mehr als 70.000 Zuschauern den Bällen hinterherfliegen?
Für den damals 15-jährigen Keeper ein unvorstellbarer Traum, der aber wenige Jahre später konkrete Formen annimmt. Zieler wird zwar kurz nach dem Gewinn des Europameister-Titels an Northampton Town verliehen, die ManU-Verantwortlichen denken sich aber durchaus etwas dabei, den damals 19-Jährigen für ein halbes Jahr gehen zu lassen. Denn bereits im Februar 2009 absolviert Zieler sein erstes Profi-Match gegen den FC Walsall. Ausgestattet mit einem Profivertrag darf der Kölner nach seiner Rückkehr zum Klub von „Sir Alex Ferguson“ einige Male neben Ryan Giggs und Co. auf der Bank Platz nehmen, jedoch – noch – nicht von Beginn an für die „Red Devils“ durch die Luft hechten. Trotzdem: Der Sprung, den der Nachwuchs-Keeper in der letzten Zeit hinlegte, ist beeindruckend.
Sven Bender (Foto: firo).
Neben Zieler wurden auch einige weitere ehemalige Europameister für die derzeit laufende U20-WM in Nigeria nominiert. Den Dortmunder Sven Bender wollten die Klub-Verantwortlichen erst gar nicht ziehen lassen, zu stark hatte der Zwillingsbruder von Lars im Bundesligamatch gegen Hannover 96 aufgetrumpft. Doch nach dem 1:0-Auswärtssieg der Schwarz-Gelben in Gladbach erteilte BVB-Manager Zorc dem 20-Jährigen doch noch die vorläufige Freigabe.
Etwas anders sieht es bei Florian Jungwirth oder Timo Kopplin aus. Ihre Vereine gaben den Youngsters von vorneherein grünes Licht für das komplette Turnier. Beide zeigten im Laufe der WM auf Anhieb, welches Potential in ihnen steckt. Kopplin (Bayern II), eigentlich im Abwehrbereich beheimatet, drehte beispielsweise im Achtelfinale die Partie gegen Nigeria (3:2) quasi im Alleingang. Jungwirth, ebenfalls Defensivspieler, traf beim Auftaktsieg gegen die USA.
Eine kuriose Geschichte bietet auch die Personalie Savio Nsereko: Der in Uganda geborene 20-Jährige sorgte beim Gewinn des Europameistertitels für solchen Wirbel, dass er prompt als „bester Spieler des Turniers“ ausgezeichnet wurde. Bereits mit 16 Jahren wechselt Nsereko, der oft nur „Savio“ genannt wird, vom TSV 1860 München nach Brescia Calcio.
Danny Latza (Foto: firo).
Dort darf er gleich am Profifußball schnuppern, erzielt als gerade erwachsen gewordener Bursche bereits drei Tore. Nsereko gewinnt wenige Tage nach Ende der Saison mit der U19 den Titel und wechselt auf die Insel zu West Ham United. Dort absolviert er jedoch lediglich zehn Spiele, weshalb er sich dazu entscheidet, beim AC Florenz anzuheuern. Dort hat er nun die Ehre sich mit Fußballgrößen wie Adrian Mutu oder Alberto Gilardino auch auf internationaler Bühne zu beweisen.
Noch nicht ganz so weit ist Schalkes Jungprofi Danny Latza. Vor 440 Tagen noch beim Titelgewinn auf dem Rasen, plagt sich der heutige Schützling von Felix Magath mit einem Mittelfußbruch herum. Aber auch ihm steht - wie all den anderen - sicherlich eine große Zukunft bevor.