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RS: Kommentar zum Transfer 13-Jähriger
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13-Jährige werden quer durch die Republik transferiert, A-Jugendliche sogar weltweit. Kai Griepenkerl kommentiert den globalisierten Nachwuchsfußball.

Die TSG Hoffenheim hat einen 13-Jährigen aus Berlin verpflichtet. Es ist geradezu pervers, einen Teenager des Fußballs wegen aus seinem Umfeld zu reißen und ihn zum bloßen Spekulationsobjekt zu machen. Ob Nico Franke sich einmal im Profifußball durchsetzen wird, kann niemand erahnen. Eine Verletzung, Wachstumsprobleme, die Doppelbelastung mit der Schule, Frauen und Partys – es gibt viele Gründe, warum aus Talenten nur selten Profis werden. Und deswegen ist es moralisch verwerflich, einen 13-Jährigen mit der vagen Aussicht auf eine große Karriere quer durch die Republik zu verfrachten.

Aber die Debatte um Nico Franke hat etwas Heuchlerisches. Diejenigen, die sich über das aggressive Transfergebaren des Emporkömmlings Hoffenheim aufregen, haben die jetzigen Zustände selbst zu verantworten. Bis 2007 gab es ein Gentleman-Agreement unter den deutschen Profiklubs, das ein gegenseitiges Abwerben von Nachwuchsspielern untersagte. Die großen Vereine wie Bayern München kündigten es auf, wohl wissend, dass es juristisch keine Handhabe gegen die legale Form des Kinderhandels gibt.

Totschlagargument: Das Verhalten der englischen Klubs

Als Totschlagargument galt damals das Verhalten der englischen Klubs, die munter deutsche Talente abwarben. Und nun machen es ihnen die Deutschen nach. Da verpflichtet Schalke im vergangenen Sommer einen 15-Jährigen aus Wien, schickt die Wuppertaler A-Jugend nach einem halben Jahr zwei Ungarn zurück in die Heimat und holt stattdessen einen Australier. Die Jugendlichen sind längst eine Ware, die bei Nichtgefallen zurückgegeben wird.

So wie Danny Radke, der vor Erreichen der Volljährigkeit in Essen, Wattenscheid, Wien, Verona, Oberhausen und Aue Fußball spielte und nun in Münster gelandet ist. Er ist einer von vielen, die sehr jung in die Welt hinausziehen und enttäuscht zurückkehren. Selbst wenn es mit der Karriere klappt, stellt sich die Frage, ob die persönliche Entwicklung nicht wichtiger ist als die fußballerische. Wenn die Vereine ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden wollen, dann muss es eine neue Vereinbarung geben. Der Kinderhandel wird nicht mehr abgeschafft werden, aber er ließe sich eindämmen.

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