Die "neuen Galaktischen" rütteln dank einer 250-Millionen-Euro-Offensive mit aller Macht am spanischen Fußball-Thron, doch die katalanischen Titelhamster sehen sich für den Angriff bestens gerüstet: Das große Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona hat die Massen schon immer elektrisiert, vor der heute beginnenden 79. Saison der Primera Division hat die Brisanz des Fernduells allerdings eine neue Dimension erreicht. Real vs. Barca wird immer mehr zum Kampf zweier völlig verschiedener Fußball-Philosophien.
Die "Königlichen" aus Madrid haben auf die Demütigung der vergangenen Saison, als ausgerechnet der Erzrivale Barcelona das historische Triple aus Champions-League-Sieg, Meisterschaft und Pokaltriumph feierte, mit einer beispiellosen Einkaufstour reagiert. Allein an Ablösesummen zahlte der Rekordmeister eine viertel Milliarde Euro, um unter anderem Weltfußballer Cristiano Ronaldo, Brasiliens Ikone Kaka und Frankreichs Sturm-Star Karim Benzema zu verpflichten. Die Fans und Präsident Florentino Perez, der die Transfers quasi als Amtsantritts-Geschenk realisierte, erwarten angesichts der klangvollen Namen nichts anderes als den 32. Meistertitel. Doch der neue Real-Trainer Manuel Pellegrini warnte: "Die Spieler waren bei ihren Klubs die großen Stars. Sie zu einer Mannschaft zu formen, braucht Zeit."
Der Chilene sollte sich jedoch nicht darauf verlassen, dass er diese Zeit auch tatsächlich bekommt. Bereits am Samstag, wenn Real mit dem genesenen deutschen Nationalspieler Christoph Metzelder wohl in der Startelf die Saison gegen Deportivo La Coruna im Bernabeu-Stadion eröffnet, warten die Kritiker dieser aggressiven Einkaufspolitik nur auf einen Fehlstart von Ronaldo und Co., die nach der ersten Generation der "Galaktischen" um Zinedine Zidane, Ronaldo und David Beckham eine zweite Ära prägen sollen. Der FC Barcelona verfolgte das hektische Transfer-Treiben des Konkurrenten aus der Ferne, ab und zu kritisierte Präsident Joan Laporta die verschwenderischen Ausgaben ("Imperialismus!"). Die Katalanen setzen auf ein eingespieltes Team, das in der vergangenen Saison mit schnellem Kurzpassspiel ganz Europa verzückte. Einzig der Tausch von Samuel Eto'o gegen Zlatan Ibrahimovic passt auf den ersten Blick nicht in dieses Konzept, zumal Barca für den Schweden zusätzliche 45 Millionen Euro an Inter Mailand überwies.
"Mein Gefühl hat mir gesagt, dass es so besser ist", sagte Trainer Josep Guardiola und schenkte Ibrahimovic, mit 25 Treffern Torschützenkönig der Serie A, das volle Vertrauen: "Er kann so viele schlechte Spiele machen wie er will. Je schwieriger es für ihn wird, desto mehr werden wir hinter ihm stehen." Im Schatten der beiden großen Titelfavoriten machen sich Atletico Madrid mit Spaniens Torschützenkönig Diego Forlan (32 Tore), der FC Valencia und der FC Sevilla Hoffnungen auf den Überraschungs-Coup. Valencia und Sevilla treffen gleich am ersten Spieltag (Sonntag/19.00 Uhr) aufeinander. Der ehemalige Bundesliga-Profi Gerhard Poschner will als Generaldirektor mit Aufsteiger Real Saragossa den Klassenerhalt schaffen. Real Madrid - Deportivo La Coruna (Samstag, 20 Uhr), Real Saragossa - CD Teneriffa (22 Uhr), Athletic Bilbao - Espanyol Barcelona, Real Mallorca - Deportivo Xerez, CA Osasuna Pamplona - FC Villarreal, Racing Santander - Getafe, FC Malaga - Atletico Madrid (alle Sonntag, 17 Uhr), FC Valencia - FC Sevilla (19 Uhr), UD Almeria - Real Valladolid (21 Uhr), FC Barcelona - Sporting Gijon (Montag, 22 Uhr)..