Nach einem einstündigen Albtraum war die Auswechslung eine Erlösung. Nico Schlotterbeck durfte in Wolfsburg gnädigerweise den Platz verlassen - nach einem Abend, der kaum rabenschwärzer hätte verlaufen können. Der Dortmunder Innenverteidiger war auf der linken Abwehrseite heillos überfordert, an zwei Gegentoren beteiligt und hätte Japan beinahe ein drittes aufgelegt - all das hatte ihm Hansi Flick eingebrockt.
„Ich werde keinen Spieler anprangern. Das sind die Dinge, die wir intern besprechen“, sagte der Bundestrainer. Doch seine Idee, analog zum WM-System 2014 mit einem Innenverteidiger links zu spielen (damals der höchst solide Benedikt Höwedes), ging krachend schief. Stand Schlotterbeck hoch, wurde er nach Vorbeilegen des Balles überlaufen. Ging er tiefer in den Zweikampf, wurde er von den dribbelstarken Japanern ausgespielt.
„Er wird nicht unterstützt, aber er ist auch immer zu weit vom Gegner weg“, sagte RTL-Experte Lothar Matthäus in der Halbzeit. Viele Beobachter waren verwundert, dass Schlotterbeck danach noch knapp 20 Minuten lang weiterspielen musste. Es wurde auch nicht besser.
Flicks neuer Ansatz, Joshua Kimmich defensiv als Rechtsverteidiger aufzubieten und ihn in Ballbesitz in den Aufbau einzugliedern, wird wohl links künftig eher von Robin Gosens flankiert werden. Der Profi von Union Berlin hat seine Stärken auch nicht in der Abwehr, kann dann aber zumindest offensiv Impulse setzen.
Schlotterbeck (23), beim BVB Partner in der Innenverteidigung von Niklas Süle, hat bisher wenige glückliche Auftritte in der Nationalmannschaft gehabt. Er verlor bei der WM gegen Japan (1:2) das entscheidende Laufduell mit Takuma Asano, spielte zuletzt gegen die Ukraine beim 3:3 in Bremen extrem schwach. Zudem verursachte er schon mehrere Foulelfmeter.
Die rund 60 Minuten von Wolfsburg werden ihm mit Blick auf die Heim-EM im kommenden Jahr nicht weiterhelfen