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Erst Götze, nun Mané
Klopps Bayern-Déjà-vu vorm großen Finale

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Im Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool begegnen sich sportlich zwei Teams auf Augenhöhe.

Jürgen Klopp hüpfte beschwingt auf das Podium und zeigte sein breitestes Zahnpasta-Lächeln. Auch das unliebsame Déjà-vu durch den FC Bayern München konnte die fast schon greifbare Vorfreude des deutschen Liverpool-Trainers auf das größte Spiel einer bisher überragenden Saison nicht trüben. „Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass vor einem entscheidenden Spiel Gerüchte über Bayern München aufkommen“, sagte Klopp. Rund 24 Stunden vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid mit Toni Kroos am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Paris musste der Coach auch Fragen zu den Wechselgerüchten um Sadio Mané und den FC Bayern beantworten.

Ganz augenscheinlich fühlte sich der 54-Jährige an das Jahr 2013 erinnert, als - einen Tag vor dem Champions-League-Halbfinale mit Borussia Dortmund gegen Real - der Wechsel von Dortmunds Mario Götze zum FC Bayern durchgesickert war. Tags darauf gewann der BVB übrigens 4:1 durch vier Tore von Robert Lewandowski. Vielleicht auch deshalb zeigte sich Klopp am Freitag unbeeindruckt.

„Darum kann ich mich nicht kümmern. Das ist der falsche Moment. Wir sind alle fokussiert auf das Spiel“, sagte er: „Aber ich habe keine Bedenken. Egal, wo Sadio nächstes Jahr spielen wird, er wird ein großer Spieler sein.“ Auch die Frage eines Journalisten aus Manés Heimatland, ob Mané im Falle eines Final-Sieges gute Chancen auf die Wahl zum Weltfußballer habe, beantwortete Klopp gut gelaunt. „Die Erfahrung zeigt: Wenn du die Wahl gewinnen willst, musst du entweder Ronaldo sein oder Messi. Oder das Champions-League-Finale gewinnen. Von daher würde das die Chancen steigern.“

Auch die Diskussionen um den Rasen konnten Klopp nichts anhaben. Der war am Tag vor dem Spiel neu verlegt worden, was der Coach als „eine interessante Idee“ bezeichnete. „Mach aber bitte keiner die Geschichte, dass Klopp sich über den Rasen beschwert“, sagte er: „Das trübt meine Vorfreude nicht um ein Prozent. Ich würde auch auf Beton spielen. Wichtig ist, dass beide dieselben Voraussetzungen haben.“

Nur ganz am Ende seiner Pressekonferenz wurde Klopp kurz nachdenklich. Damit, dass das Endspiel vor Monaten von St. Petersburg nach Paris verlegt wurde, habe er sich bisher nicht beschäftigt. Dann begann er leise und langsam zu antworten. Und steigerte sich in ein Plädoyer für den Frieden. „Ich bin froh, dass das Spiel hier ist, aus Tausend Gründen. Der Krieg geht weiter und wir denken immer daran. Dass das Spiel trotzdem stattfindet, aber nicht in St. Petersburg, ist genau das richtige Zeichen, dass man an Russland abgeben musste“, sagte er: „Das Leben geht weiter, selbst, wenn man es zerstören will. Wir spielen dieses Finale für alle Menschen. Nicht nur, aber auch für die in der Ukraine.“

Diesen besonderen Gedanken ließ Klopp zu, ansonsten herrschte voller Fokus auf das Spiel. Das wird nötig sein, denn es treffen nicht nur die wohl beiden besten Mannschaften Europas in dieser Saison aufeinander, sondern vor allem die beiden mentalitätsstärksten. „Ich liebe es, wenn Jürgen Klopp sagt, dass seine Spieler "Mentalitätsmonster" sind“, sagt Xabi Alonso (40), der nicht nur für den FC Bayern, sondern für beide Finalisten spielte: „Aber im Finale muss Liverpool große Mentalität zeigen. Denn Real Madrid - das sind die anderen Mentalitätsmonster.“

Die Spanier haben das zuletzt mehrfach bewiesen. Wie Real erst gegen Paris Saint-Germain, dann gegen Titelverteidiger FC Chelsea und vor allem im Halbfinale gegen Manchester City mit zwei Treffern in der Nachspielzeit die Spiele umbog, das hat auch Klopp tief beeindruckt. „Wenn man die letzten zwei Minuten eines jeden Real-Spiels nimmt, dann sind sie unschlagbar“, sagte Klopp, der als erster deutscher Trainer zum vierten Mal im Endspiel der Königsklasse steht: „Zum Glück gibt es noch 88 Minuten davor. Und wir stehen auch nicht durch Zauberei im Finale. Wir haben es uns auch verdient.“

Den Begriff „Mentalitätsmonster“ brachte Klopp schon Anfang Mai in Spanien ins Spiel. Nach dem Final-Einzug beim FC Villarreal hatte er wieder mal von der Einstellung seiner Spieler geschwärmt und versucht, zu übersetzen. Mit „mentalidad monstruoso“ gelang ihm das leidlich. Einen Tag später zeigte Real gegen City, was es bedeutet.

Mit entsprechend mit viel Selbstvertrauen gehen die Königlichen ins Endspiel. „Ich persönlich spüre nur Vorfreude, weil wir uns ausschließlich nur positive Gedanken machen“, sagte Kroos, der den 73,5 Zentimeter hohen und 7,5 Kilogramm schweren Henkelpott bereits einmal mit den Bayern und dreimal mit Real gewann. David Alaba, der ihn zweimal mit den Münchnern gewann und im Sommer nach Madrid wechselte, stellte im „Kicker“ klar: „Wir sind Real Madrid. Mit diesem Selbstbewusstsein fahren wir nach Paris. Wir sind eine Mannschaft, die immer zurückschlagen kann, die nie aufgibt.“

Doch auch die Reds kommen mutig. 13 Spieler waren schon beim Triumph 2019 gegen Tottenham dabei. Und Klopp hat seitdem längst sein Final-Trauma von sechs verlorenen Endspielen in verschiedenen Wettbewerben abgelegt. „Es ist gut, dass ich nicht mehr über die sechs Niederlagen sprechen muss“, sagte er: „Aber das ist meine Geschichte. Diese Reise war wichtig für mich. Man muss lernen, dass es nur einen Sieger gibt. Vielleicht war meine Lektion dabei etwas härter.“ Dank großer Mentalität hat er sie bestanden.

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