"Die Erfolgsquote liegt bei 50 Prozent, also jeder Zweite, der angesprochen wird, macht mit", sagte Sicherheitsdirektor Ralf Mutschke vom Weltverband FIFA gut eine Woche nach dem Bericht der europäischen Polizeibehörde Europol über weltweit 700 manipulierte Profi-Spiele der Bild am Sonntag.
Sonderschulungen für Schiedsrichter
Zur Abwehr von Anwerbeversuchen beugt die FIFA mit Blick auf die nächsten Großereignisse Confed Cup und WM-Endrunde 2014 in Brasilien in ihrem unmittelbaren Einflussbereich durch Sonderschulungen für die Schiedsrichter-Kandidaten vor.
"Zusammen mit Interpol haben wir ihnen aufgezeigt, wie Anwerbung funktioniert, und eben auch gesagt, welche Konsequenzen es hat: Wer einmal mitgemacht hat, kann nicht mehr zurück", beschrieb Mutschke die Maßnahmen. Den Angaben des früheren Ermittlers beim Bundeskriminalamt (BKA) zufolge müssen außerdem alle Referees, die für die FIFA im Einsatz sind, unterschriebene Integritätserklärungen an den Verband senden.
Keiner kennt den Oberboss
Laut Mutschke ist die Konzentration der Öffentlichkeit nach dem Europol-Report auf einen Wettpaten in Singapur als Schlüsselfigur des Skandals trügerisch. "Er ist nicht der Leiter des Syndikats, nur ein Mittelsmann. Auch die Polizei weiß nicht, wer an der Spitze des Syndikats steht", stellte der 53-Jährige klar.
Wie zuvor schon die Europol-Ermittler sprach sich auch Mutschke für eine Verschärfung der Gesetze zur Bekämpfung von Spielmanipulationen aus. Ein Sportbetrugs-Paragraf "würde mich freuen. Denn Fußballer und Schiedsrichter, die ein Spiel manipuliert haben, werden lebenslang von uns gesperrt. Sie kriegen ein Berufsverbot. Aber die Kriminellen, die sie angestiftet haben, bleiben ungestraft".