Einst hatten ihm Gewaltschüsse den Ruf des Fußball-Imperators eingebracht, am Samstagmorgen war es ein versehentlich abgefeuertes Geschoss aus einer Pistole, das Adrianos jetzigem Image vom Bad Boy neue Nahrung gab. Dem 29-Jährigen gehörten im weihnachtlichen Brasilien fast alleine die Schlagzeilen.
Zeugen bestätigen Adrianos Aussagen
Vor allem, weil Adriano und die am Zeigefinger der linken Hand verletzte Frau gegensätzliche Versionen des Vorfalls abgaben. Die Medien am Zuckerhut vermeldeten zunächst, dass laut Aussagen der 20-Jährigen der ehemalige Nationalspieler mit der Waffe hantiert haben soll. Adrianos Version, wonach die Studentin Adriene Pinto selbst zur Pistole griff, wurde später von weiteren Zeugen bekräftigt.
Vier Frauen, die sich in den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers vor der Disco "Barra Music" in Rio de Janeiro in Adrianos weißen Sportcoupé zwängten, ein Bodyguard, der seine Waffe leichtsinnig auf der Rückbank liegen ließ, und ein Fußball-Profi, der auf dem Weg zu den Verhören mal wieder die Hintereingänge benutzen muss, um der wartenden Medienmeute zu entgehen - das waren die jüngsten Fakten in Adrianos wachsendem Register persönlicher Dramen.
Alkoholexzesse, wilde Partys und Drogenbosse Alkoholexzesse, wilde Partys, Drogenbosse als Kumpels, streitsüchtige Freundinnen oder wiederholtes Zuspätkommen zum Training haben in der einst so glanzvollen Karriere von Adriano längst einen festen Platz. Darüber kann auch der jüngst errungene Meistertitel mit Corinthians São Paulo nicht hinwegtäuschen.
Bei der Copa América 2004 in Peru schoss der 1,89 Meter große Angreifer die Seleção mit sieben Toren zum Titel. Ein Jahr später wurde er beim Confed Cup in Deutschland mit fünf Treffern als Torschützenkönig auch zum besten Spieler des Turniers erklärt. In Italien bekam er als Goalgetter von Inter Mailand in Anlehnung an den römischen Kaiser Hadrian respektvoll den Beinamen "L´Imperatore" verliehen.
Tod des Vaters hinterließ schlimme Narben Doch der frühe Tod seines Vaters Almir im August 2004 hinterließ Narben auf der Seele von Adriano, die sich nie wieder schlossen. Als die Tore wie beim frühen WM-Aus 2006 in Deutschland ausblieben, hagelte es Kritik, auf die der in Rios Armenviertel Vila Cruzeiro geborene Carioca keine passende Antwort fand.
Seine Statistik auf dem Platz in 2011 bestätigt den Verfall: zwölf Pflichtspiele und ein einziges Tor. Im März löste der AS Rom enttäuscht einen Drei-Jahres-Vertrag mit Adriano auf. Ein Achillessehnenriss verzögerte anschließend sein Debüt im Corinthians-Trikot bis Oktober. Meldungen, wonach die Araber mit Petro-Dollars und einem gemütlichen Karriereausklang locken würden, machten die Runde.
Quo vadis? Wohin führt nun der Weg des einstigen Imperators? Offensichtlich geht es neben der sportlichen Talfahrt privat ebenfalls immer mehr ins Abseits. Auch wenn er wohl letztlich keine Schuld am ungewollten Schuss trägt: Es passt einfach zu seinem Bad-Boy-Image.