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Tyne-and-Wear-Derby
Viele Gesten, wenig Kleidung

Ortstermin: Mit der Fähre zum Tyne-and-Wear-Derby
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17:30
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Fußball im UK hat ein ganz besonderes Flair. Stehen gar Derbys an, brennt die Luft. Und mit einem Trick kommt man auch ganz leicht an die begehrten Tickets.

Beim Fähranbieter DFDS Seaways, gleichsam offizieller Partner zweier Premier-League-Klubs, erhaltet ihr diese schon beim Einchecken in Amsterdam in die Hände gedrückt.

Heute steht ein besonderes Spiel an, gar das wichtigste, das es im Nordosten Englands überhaupt gibt: Sunderland v Newcastle, die Partnerstadt Essens gegen die von Gelsenkirchen, schon zum 147. Mal. Gerade einmal 16 km liegen zwischen den beiden Stadien, entsprechend groß ist die Rivalität, entsprechend vorbereitet sind die Sicherheitskräfte. Ein Hubschrauber in der Luft verrät, dass die 3.000 aus Newcastle wohl noch auf dem kurzen Weg von der Innenstadt zum Stadion sind. Zudem: Um das in England so verbreitete „Warmtrinken“ vor dem Spiel zu unterbinden, erfolgt der Anstoß bereits eine Stunde nach der generellen Pub-Öffnung um 11 Uhr am Vormittag.

Von der Fähre ins Stadion

Für uns bedeutet es, schon direkt nach der Ankunft zum Einchecken ins Hotel ins Stadion zu fahren. Grund zur Hektik gibt es nicht, denn nach der Anreise per Fähre, nach den Stunden in der Sonne des Oberdecks und den Bars im Inneren kommt man schon reichlich tiefenentspannt an. Schnell werden noch Bier und Pommes eingeschmissen. Es kann losgehen.

Sunderland dominiert das schnelle Spiel, baut aber fortan immer weiter ab. Ryan Tayler war es schließlich, der den Ball in der 62. Minute zum 1:0-Sieg der „Magies“, der Elstern aus Newcastle, in die Maschen löffelte.

Dass wir das alles gerade mal zehn Plätze von der Blocktrennung erleben, lenkt zwar vom Spiel ab, doch die verbalen, oft gestenreichen Duelle zwischen den Fans sind, naja, sagen wir mal, lehrreich. Wenn nur fünf Finger der einen und einer der anderen Hand hochgehalten werden, wird an das 5:1 Newcastles in der Vorsaison erinnert. Das ist dann auch das mit Abstand harmloseste, was sich die Anhänger mitteilen.

Wenn Briten feiern

Mit dem Sieg der Gäste sind wir nicht unzufrieden, versprechen wir uns doch, abends in der Stadt eine besondere „Derbysieger-Stimmung“. Was hier allerdings schon am frühen Abend los ist, kann man sich kaum vorstellen. Zehntausende Partytouristen aus der Region Tyne-and-Wear, dem gesamten Nordengland und Schottland fallen in die City ein. Schon lange vor Sonnenuntergang springen die ersten nackt in den Tyne. Viele „Damen“ entdeckt man in und vor den 1.300 Pubs der Stadt aber nur unwesentlich bekleideter. In diesem Sinne ein Hinweis an die weibliche Leserschaft: Bitte nicht nachmachen! Zumindest nicht im Bermuda-Dreieck, auf der CentrO-Promenade oder in Düsseldorfs Altstadt. Diesen Stempel werdet ihr nie wieder los! Aber nun gut, das ist halt Nordengland und um ehrlich zu sein: Wir haben lange nicht so schön gelästert.

Newcastle und das auf der anderen Flussseite liegende Gateshead haben eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Noch 1992, nach dem Ende der Zechen und Werften, zur viertärmsten Stadt der EU erklärt, hat sich die Zahl der Hotelbetten seither versechsfacht. Und wo noch vor zwei Jahrzehnten verslumte Siedlungen standen, geht es oft chic und edel zu. Nicht zu vergessen: Der St. James Park, das Stadion direkt am Rande des Zentrums, überragt alle anderen Gebäude. Wir schauen uns die „Kathedrale“ noch bei der Stadiontour am Sonntagmorgen an. Rein rechnerisch besucht es an Spieltagen jeder sechste Einwohner der Stadt und wenn es nach der Begeisterung der „Geordies“ geht, würden sie jedes Jahr im Europacup dabei sein.

Noch bevor es wieder auf die Fähre geht, beschließen wir, auch im kommenden März beim Rückspiel dabei zu sein. Man sieht hier oben zwar nicht den technisch und taktisch besten Fußball, doch das Drumherum ist in jeder Hinsicht optimal. Das gilt übrigens auch und vor allem aufgrund des aktuell günstigen Pfund-Kurses und des Shopping-Outlets am Hafen. Die DFDS-Fähre erreichen wir deshalb erst als letzte der über 900 Mitfahrer und nur aufgrund eines beherzten Schlussspurts.

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