Mario Gomez hat sein Trauma besiegt und die weiße Weste der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gerettet. Der Bundesliga-Torschützenkönig sorgte mit einem Kopfballtreffer in der 90. Minute für den glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg beim Rivalen Österreich - und das im Wiener Ernst-Happel-Stadion, wo er im EM-Vorrundenspiel 2008 eine riesige Chance aus drei Metern kläglich vergeben hatte.
In der 44. Minute hatte Gomez den Ball bereits zum 1:0 über die Linie gestolpert - kurz nach der Paus unterlief allerdings Arne Friedrich (50.) ein Eigentor zum Ausgleich. Dennoch stand am Ende der sechste Sieg im sechsten Spiel auf dem Weg zur EM 2012 in Polen und der Ukraine. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw führt die Gruppe A mit 18 Punkten souverän an, ernstzunehmende Verfolger sind nicht in Sicht.
Zum Saisonabschluss trifft die DFB-Auswahl am Dienstag ebenfalls in der EM-Qualifikation in Baku auf Aserbaidschan mit dem ehemaligen Bundestrainer Berti Vogts.
Die Hausherren, die nach zwei Niederlagen gegen Belgien (0:2) und in der Türkei (0:2) mit dem Rücken zur Wand stehen und um ihre letzte Chance in der EM-Quali spielten, begannen hochmotiviert und hatten die erste Gelegenheit, als der Stuttgarter Bundesliga-Legionär Martin Harnik das deutsche Tor mit einem Kopfball knapp verfehlte. Die Reaktion der DFB-Auswahl folgte prompt: Zunächst zirkelte Gomez (7.) den Ball nach einem Doppelpass mit Mesut Özil freistehend am Gehäuse vorbei, anschließend streifte ein wuchtiger 20-m-Schuss von Lukas Podolski, mit nunmehr 88 Länderspielen erfahrenster Akteur im Team, nur die Querlatte.
Die Österreicher suchten den offenen Schlagabtausch, doch die gefährlicheren Angriffe zelebrierte die DFB-Auswahl. Mit schnellen Kombinationen brachte sie ihren Gegner schon in der Anfangsphase mehrfach in Verlegenheit. Pech hatte erneut Gomez (13.) mit einem Kopfball nach einem Freistoß von Toni Kroos.
Erst nach etwa 25 Minuten konnten die Gastgeber erstmals Angriffsdruck aufbauen. Die deutsche Abwehr wirkte dabei nicht immer souverän, überstand die Phase jedoch schadlos. In der Offensive warteten die deutschen Fans, von denen vor dem Spiel etwa einhundert nach Krawallen in der Innenstadt bis nach dem Spielende in Gewahrsam genommen worden waren, bis zur Halbzeitpause vergebens auf weitere torgefährliche Aktionen ihrer Mannschaft.
Im Gegensatz zum 2:1 am vergangenen Sonntag im Benefizspiel gegen Uruguay konnte Löw wieder auf Sami Khedira zurückgreifen. Der Einsatz des Mittelfeldspielers von Real Madrid, der sechs Wochen wegen einer Muskelverletzung ausgefallen war, war bis kurz vor dem Anpfiff noch unsicher gewesen.
Im Angriff spielte Torschütze Gomez den Alleinunterhalter, nachdem Miroslav Klose gegen Uruguay eine Rippenprellung erlitten hatte und abreisen musste. Ebenso wie Klose fehlten der DFB-Auswahl verletzungsbedingt Bastian Schweinsteiger und Per Mertesacker, was sich aber nicht negativ bemerkbar machte.
Es fehlte der deutschen Mannschaft vor dem Wechsel vor allem an Überraschungsmomenten, lediglich Gomez sorgte für Unruhe in Österreichs Defensive. Für die sorgte unter auf der Gegenseite unter anderem Harnik als ständiger Unruheherd.
Wie ausgewechselt kamen die Gastgeber aus der Kabine und nutzten ihre Chance - allerdings durch Friedrich, der eine Flanke des Hoffenheimers David Alaba, zusammen mit Harnik und Erwin Hoffer bester Akteur der Österreicher, unhaltbar für Neuer über die Linie abfälschte.
Der Treffer war die logische Folge. Die Gastgeber agierten nach der Halbzeitpause wesentlich aggressiver und witterten ihre Chance für den großen Coup. Von Souveränität oder spielerischer Klasse war bei der DFB-Elf in der zweiten Halbzeit nichts zu sehen. In der Abwehr vermochte lediglich der Dortmunder Mats Hummels in seinem sechsten Länderspiel zu überzeugen.