Startseite

WM-Vergabe
FIFA vor Tanz auf der Rasierklinge

WM-Vergabe: FIFA vor Tanz auf der Rasierklinge
VfB Stuttgart II
VfB Stuttgart II Logo
14:00
Borussia Dortmund II Logo
Borussia Dortmund II
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Für die FIFA wird die skandalträchtige Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 heute im Messezentrum in Zürich zu einem Tanz auf der Rasierklinge.

Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin zeigt der FIFA die kalte Schulter und kritisiert wegen unlauterer Absprachen den "skrupellosen Wettbewerb", Juristen bezeichnen die Wahl bereits im Vorfeld als "rechtlich unwirksam". Die Zukunft und die Glaubwürdigkeit der FIFA stehen auf dem Spiel.

"Das Risiko der FIFA ist, dass ihr WM-Votum unwirksam sein könnte, wenn wir dem juristischen Prozedere folgen und der Sportgerichtshof CAS am Ende die Suspendierung aufheben sollte. Wenn die FIFA die aktuellen Fälle nicht wie bei meinem Klienten verfolgt, werde ich das in einem Prozess nutzen", sagte Geraldine Lisieur, die Anwältin des vor zwei Wochen suspendierten FIFA-Exekutivmitglieds Reynald Temarii (Tahiti), der Süddeutschen Zeitung.

Temarii ist derzeit auf dem besten Weg, aus dem Untergrund die Vergabe-Show zu torpedieren. Am Dienstag machte auch die Konföderation Ozeaniens der FIFA einen Strich durch die Rechnung, da nach dem Ausschluss von Temarii aus dem Exekutivkomitee kein Ersatz gestellt wird.

Temariis Einspruch bleibt bestehen

Temarii, der auf das Angebot eines britischen Journalisten reingefallen war und seine Stimme bei der WM-Vergabe feilgeboten hatte, wird seinen Einspruch gegen seine Sperre durch die Ethik-Kommission der FIFA nicht zurückziehen. "Ich habe mich entschieden, nicht auf dieses fundamentale Recht zu verzichten, um meine Ehre, Würde und Integrität nach diesen verleumderischen Vorwürfen wiederherzustellen", schrieb Temarii in einem Brief an den Weltverband. Temarii war für ein Jahr gesperrt worden. Allerdings fehlt noch immer der schriftliche Beschluss der Ethik-Kommission, der bereits vor geraumer Zeit bei Temarii hätte eingehen müssen. "Ich kann meinem Klienten doch nicht empfehlen, eine Strafe zu akzeptieren, für die es gar keinen Beschluss gibt", sagte Temariis Rechtsbeistand Lisieur.

Die Rücknahme des Einspruchs Temariis hatte die FIFA als Voraussetzung für eine Stimmabgabe Ozeaniens durch einen Ersatzvertreter genannt. Damit dürften Australiens Chancen auf die Gastgeberrolle 2022 weiter gesunken sein. Um die Endrunde in zwölf Jahren bewerben sich außerdem die USA, Katar, Südkorea und Japan. Die USA, für die der ehemalige Präsident Bill Clinton bei der Präsentation der 2022-Bewerber am Mittwoch im FIFA-Haus in Zürich als Frontmann agierte, und Katar gelten derzeit als Favoriten im Rennen um die WM 2022. Die FIFA hatte Temarii aufgefordert, das zuletzt gegen ihn ausgesprochene Strafmaß komplett zu akzeptieren und damit den Weg für einen Ersatzkandidaten freizumachen. Doch Temarii lenkte nicht ein.

Nach der Suspendierung von Temarii und Amos Adamu (Nigeria) stehen aktuell nur noch 22 der 24 Exekutivmitglieder für die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zur Verfügung. Darunter befindet sich als einziger Deutscher Franz Beckenbauer. Sollten am Ende zwei Bewerber dieselbe Anzahl Stimmen erhalten, entscheidet das Votum von FIFA-Präsident Blatter. Damit könnte Blatter im Falle eines Patts zum Zünglein an der Waage werden. "Seine Stimme würde dann zählen wie im Europacup ein Auswärtstor", sagte ein FIFA-Sprecher.

Ein Eigentor könnte für die FIFA allerdings dennoch drohen. Der laxe Umgang mit den FIFA-Exko-Mitgliedern Issa Hayatou (Kamerun), Nicolas Leoz (Paraguay) und Ricardo Teixeira (Brasilien), die in den 90er Jahren Bestechungsgelder von der einstigen FIFA-Hausagentur ISL in Höhe von rund zehn Millionen Dollar kassiert haben sollen, werden wohl noch ein Nachspiel haben.

Dreikampf um WM 2018, Katar für 2022 favorisiert

Deutschlands Fußball-Lichtgestalt Beckenbauer wird heute als Mitglied des Exekutivkomitees seinen Wahlzettel mit einigen Bauchschmerzen in die Urne werfen. "Beim derzeitigen Zustand der FIFA wird Franz Beckenbauer froh sein, wenn er diesen Verband im Mai verlassen kann", spottete Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Beckenbauer hatte zuletzt untermauert, dass es ein großer Fehler gewesen sei, zwei Weltmeisterschaften an einem Tag zu vergeben. Absprachen wie zwischen den Bewerbern Portugal/Spanien (2018) und Katar (2022), die deshalb als Favoriten ins Rennen gehen, wären nicht möglich gewesen, wenn die WM 2022 erst in zwei Jahren vergeben worden wäre. Für 2018 läuft es offenbar auf einen Dreikampf England, Spanien/Portugal und Russland hinaus. Belgien/Niederlande werden nur Außenseiter-Chancen eingeräumt. Dass Putin am Mittwoch seine Teilnahme an der WM-Vergabe absagte, könnte ein Zeichen für die geringeren Chancen Russlands sein.

Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel