Daher haben wir nun vier Endspiele", sagt Trainer Rainer Adrion vor dem heutigen EM-Qualifikationsspiel in Magdeburg gegen Island (17.45 Uhr/live im DSF). Auch der Dortmunder Marcel Schmelzer, einer von vier verbliebenen Europameistern und als gebürtiger Magdeburger Lokalmatador, ist sich der Wichtigkeit des Spiels bewusst: "Ab sofort ist jedes Spiel unsere letzte Chance." Dass Adrion auf elf Spieler verzichten muss, macht die Aufgabe nicht leichter. In Jerome Boateng, Marko Marin, Mesut Özil, Toni Kroos und Thomas Müller gehören fünf Akteure seines potenziellen Kaders zum Aufgebot des A-Teams, danach ereilten ihn noch sechs Absagen, darunter die von Kapitän Mats Hummels (Kieferbruch).
"Wir dürfen uns keine Nachlässigkeiten erlauben", mahnt Adrion nicht nur deshalb. Denn dass isländische Mannschaften ein gefährlicher Gegner sein können - von der Öffentlichkeit unterschätzt und dennoch unangenehm zu spielen - musste schon Rudi Völler leidvoll erfahren. Nach einem 0:0 in der EM-Qualifikation kam es am 6. September 2003 zu der berühmten Wutrede des damaligen DFB-Teamchefs im Interview mit ARD-Moderator Waldemar Hartmann. Das A-Team schaffte es damals trotzdem zur EM 2004, für den Nachwuchs würde ein Remis wohl das Ende aller Träume von der Euro 2011 und damit auch von Olympia 2012 bedeuten. "In jedem Spiel muss ein Sieg her. Wir stehen unter Zugzwang", sagt Adrion. Die Isländer, vom ehemaligen Stuttgarter Bundesliga-Profi Eyjölfur "Jolly" Sverrisson trainiert, liegen bei einer mehr ausgetragenen Partie fünf Punkte vor der DFB-Elf auf dem begehrten zweiten Platz.
Das Adrion-Team hat die beiden Spiele gegen San Marino zwar mit 6:0 und 11:0 gewonnen, verlor aber zu Hause 1:2 gegen Tschechien und kassierte in Nordirland in der Nachspielzeit das Tor zum 1:1. Deshalb sind zwei Siege in den beiden Partien gegen Island Pflicht, zumal danach das Spiel in Tschechien ansteht. "Das Nahziel bleiben die Play-offs zur EM-Teilnahme", stellt Adrion klar. Diese erreichen die zehn Gruppensieger und die vier besten Zweiten. Doch der Coach wird sein Team gewissenhaft auf den Gegner vorbereiten. "Wir haben die Isländer mehrfach beobachtet", erklärt er: "Ich erwarte von allen Akteuren die vollkommene Identifikation mit der U21 und der anstehenden Aufgabe. Nur so können wir diese Herausforderungen bewältigen." Schmelzer, dessen gesamte Familie im Stadion sein wird, legt jedenfalls Optimismus an den Tag. "Wir wollen gegen Island gewinnen und die folgenden Begegnungen auch", sagt er: "Das muss als deutsche Nationalmannschaft unser Anspruch sein. Aber ich bin zuversichtlich."