Die Staatsanwaltschaft Bochum gab bekannt, dass im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen eine international agierende Bande am Donnerstag "eine Vielzahl von Durchsuchungen und Festnahmen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland" vorgenommen worden seien. Der Bande werden "fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien" zur Last gelegt. Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren, und diese Situation zu Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben. Auf SID-Nachfrage wollte die Behörde keine Auskunft geben, ob auch deutsche Ligen betroffen sind.
Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sagte dem Sport-Informations-Dienst: "Die UEFA- und DFB-Frühwarnsysteme für die Überwachung des Wettmarktes haben keinerlei Erkenntnisse über Spielmanipulationen in Deutschland geliefert. Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum können wir keinen Kommentar abgeben, da uns die Ermittlungsergebnisse bisher nicht bekannt sind."
Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen Erstligaspiele in der Türkei in großem Stil manipuliert worden sein. Die Drahtzieher agierten angeblich von Deutschland aus, der Kopf der Bande soll aus Berlin stammen. Er war bereits im Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer Ende 2004 in Erscheinung getreten.
Nach Informationen der Morgenpost sind am Donnerstagmorgen fünf Haftbefehle vollstreckt worden. In dem Verfahren würde insgesamt gegen 100 Tatverdächtige ermittelt, berichtete die Zeitung und berief sich auf Sicherheitskreise in der Hauptstadt. Angeblich sind in Deutschland Wetten mit zum Teil sehr hohen Beträgen auf die manipulierten Spiele in der Türkei abgeschlossen worden.
Die Staatsanwaltschaft Bochum will sich am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz (ab 14 Uhr) detailliert äußern. Auch ein Vertreter der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die an den Ermittlungen beteiligt war, soll anwesend sein. Im Jahr 2005 hatte der damalige Bundesliga-Schiedsrichter Hoyzer gestanden, 67.000 Euro für die Manipulation von Spielen erhalten zu haben. Am 17. November 2005 wurde er wegen des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt. Diese trat er am 18. Mai 2007 an. In einem außergerichtlichen Vergleich hatte der Ex-Schiedsrichter gegenüber dem DFB einen Schadenersatz in Höhe von 750.000 Euro anerkannt. Allerdings muss der frühere Referee nur 126.000 Euro in Raten über einen Zeitraum von 15 Jahren an den DFB zahlen.
Die UEFA hatte ihrerseits erst unlängst bekannt gegeben, das 40 Spiele auf mögliche Manipulationen untersucht werden. Dabei handelt es sich auch um Begegnungen der Champions League sowie des UEFA-Cups. Gegenstand der Untersuchung sind Qualifikationsspiele für die europäischen Wettbewerbe. Im April dieses Jahres war der mazedonische Verein Pobeda Prilep für acht Jahre aus den UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen worden. Der Verband befand den Klub der Manipulation in der Partie gegen den FC Pjunik Erewan aus Armenien für schuldig. Pobeda hatte in der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League 1:3 im eigenen Stadion verloren. FK-Präsident Aleksandar Zabrcanec und der Spieler Nikolce Zdraveski wurden lebenslang gesperrt.