"Es waren so wahnsinnig viele Zuschauer im Stadion, dass wir alle etwas Besonderes bieten wollten, aus Dankbarkeit für die Unterstützung", sagte Angerer der Bild am Sonntag.
Der Schuss ging ob der immensen Erwartungshaltung aber nach hinten los. "Das Normale war nicht gut genug, und dabei haben wir uns komplett verrannt. Da hat es nicht gereicht, den Ball über drei Meter zuzuspielen, nein, es musste das Besondere sein", sagte die 32-jährige Angerer, die noch immer von der "mit Abstand krassesten Niederlage" ihrer Karriere spricht. "Wenn ich daran denke, werde ich immer noch verrückt. Vor allem, weil wir für die viele Arbeit, die wir investiert haben, nicht belohnt wurden."
Um den Schock zu verdauen, ist Angerer nach dem WM-K.o. vor fünf Wochen erst einmal abgetaucht. Im wahrsten Sinne. Am Tauchen fasziniert die Torhüterin vom DFB-Pokalsieger 1. FFC Frankfurt die absolute Ruhe und die Schwerelosigkeit im Wasser. "Das ist im Prinzip wie Yoga. Der Stress fällt völlig ab, weil du ruhig atmest und auch sonst ganz ruhig bleiben musst", erklärte die 102-malige Nationalspielerin.
Trotz der sportlichen Enttäuschung rechnet Angerer mit einer gewissen WM-Nachhaltigkeit für die Bundesliga. "Es werden auf jeden Fall viel mehr Zuschauer kommen. Ich denke, die Leute sind neugierig und wollen die Nationalspielerinnen im Alltag Bundesliga sehen."
Mit einer Portion Wehmut betrachtet die Weltmeisterin von 2007 das Karriereende von Rekordnationalspielerin Birgit Prinz. Angerer: "Ich hätte ihr geraten, noch ein Jahr dranzuhängen, denn sie hat etwas Besseres verdient als diesen Abschluss." Bei der WM war die dreimalige Weltfußballerin Prinz zur Auswechselspielerin degradiert worden. Nach dem Rücktritt aus dem DFB-Team erklärte sie am Freitag auch ihren Abschied von der Bundesliga-Bühne.