WM-Auftakt in Bochum – das stimmungsvolle Familienfest geht weiter: Japan und Neuseeland lieferten sich in der ersten Partie der Gruppe B ein packendes und hochklassiges Spiel. Auch Neuseelands Trainer John Herdmann befand trotz der 1:2 (1:1)-Niederlage seines Teams: „Die Zuschauer haben ein sehr gutes Spiel gesehen. Japan war ein starker Gegner. Sie sind auch besser mit der Hitze zurechtgekommen. Den härtesten Gegner haben wir nun hinter uns und ich bin gar nicht so unzufrieden.“
Bereits beim ersten von insgesamt vier Partien der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft wurde im einzigen Austragungsort im Ruhrgebiet eindrucksvoll untermauert, warum die Bochumer Stadionwahl eine gute war. Wenn auch mit 12.538 Zuschauern längst nicht ausverkauft, das Publikum – darunter zahlreiche Schulklassen – unterstützten die beiden Teams großartig. Das wird auch OK-Präsidentin Steffi Jones, die genauso wie DFB-Präsident Theo Zwanziger und die Politikerinnen Ute Schäfer (Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen) und Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Ehrentribüne Platz genommen hatte, wohlwollend zur Kenntnis genommen haben.
Die Japanerinnen stellten bei ihrem Auftaktmatch gleich unter Beweis, warum sie zum erweiterten Favoritenkreis gezählt werden. Gegen Neuseeland überzeugte die Mannschaft von Trainer Norio Sasaki mit den gewohnten Tugenden. Denn es war freilich die „Nadeshiko“, die das Tempo bestimmte – und vor allem auch hochhielt. Mit einer tollen Ballführung und den Spielaufbau der Neuseeländerinnen früh störend sowie präzisen Pässen – der Weltranglistenvierte hinterließ in Bochum einen überzeugenden Eindruck. „Neuseeland hat einfach und schnörkellos gespielt. Wir waren aber gut vorbereitet. Weil wir aber die besten Chancen ausgelassen haben, war es bis zum Schluss spannend“, betonte Sasaki auf der Pressekonferenz.
Die Japanerinnen wurden für ihre offensive Spielweise schnell belohnt. Bereits in der sechsten Minute bekam Yuki Nagsato den Ball nach einem Fehler von Betsy Hassett von ihrer Teamkollegin Shinobu Ohno in den Lauf gepasst, die Offensivakteurin von Turbine Potsdam lupfte den Ball anschließend über die Torfrau Jenny Bindon hinweg ins leere Tor. Nagasato versprach später noch: „Ich versuche in jedem Spiel zu treffen.“ Und sollte ihre Elf im Viertelfinale tatsächlich auf Deutschland treffen, was sich Nagasato sogar wünschen würde, dann „erziele ich zwei Tore“.
Kozue Ando vom FCR 2001 Duisburg hatte kurz darauf bereits die Möglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen, traf den Ball aber nicht richtig. Und noch ehe die erste Laola-Welle, die auf der Osttribüne gestartet wurde, die Westkurve erreichte, hatte Neuseeland zum Ausgleich getroffen. Ria Percival brachte den Ball von der Seitenauslinie aus zu Amber Hearn, die am linken Pfosten hochstieg und den Ball über Japans Torfrau Ayumi Kaihori hinweg ins Tor köpfte (12.). Das sich anbahnende Torfestival blieb allerdings anschließend aus, wobei die Japanerinnen wahrlich zu zahlreich guten Chancen kamen. Mizuho Sakaguchi traf allerdings nur den linken Pfosten (18.) und Kozue Ando rutschte in der Drehung nach einem Querpass von Aya Miyama aus (28.), vergab zudem noch vor der Pause eine gute Kopfballchance. „Ich hätte in diesem Spiel ein Tor erzielen müssen“, zeigte sich Ando später selbstkritisch, befand zudem: „Das erste Spiel war eng und schwierig. Aber es war eine gute Vorstellung von unserem Team.“
Für die zweite Hälfte hatte Norio Sasaki noch das wohl größte Talent in seinen Reihen zu bieten: Japans Wunderkind Mana Iwabuchi. Die 18-Jährige kam in der 56. Minute und bereite der Abwehr der Neuseeländerinnen mit ihrer hervorragenden Ballführung, ihrer unglaublichen Schnelligkeit und technischen Fertigkeiten auf Anhieb große Probleme. Iwabuchi war es sodann auch, die den Sieg für die „Nadeshiko“ besorgte, wenn sie auch nicht selber traf. In der 68. Minute konnte Iwabuchi, die ein tolles Solo gestartet hatte, nur mit einem Foul gestoppt werden. Eine Sache für Aya Mihama. Die Freistoßspezialisten, die nach der Partie völlig zurecht als „beste Spielerin des Spiels“ ausgezeichnet wurde, zirkelte den Ball direkt von der Strafraumgrenze aus ins Tor.
Iwabuchi hätte anschließend noch weiter erhöhen können. „Die Welt hat von Iwabuchi noch nicht alles gesehen. Auf sie hatten wir keine Antwort“, sagte Herdmann, der gar nicht mehr aufhören wollte, von dem Nachwuchstalent zu schwärmen. Sasaki lobte Iwabuchi ebenso, erklärte den Journalisten aber auch: „Ich würde Sie bitten, sie ein bisschen zu schonen. Darüber wird sie sich freuen.“
Wie sehr die Neuseeländerinnen dem hohen Tempo und dem warmen Wetter Tribut zollen musste, wurde spätestens nach dem Abpfiff ersichtlich, als die Spielerinnen völlig erschöpft auf den Boden sanken. Die Japanerinnen begaben sich derweil mit einem Plakat, auf dem sie sich für die tolle Unterstützung bedankten, auf eine ausgiebige Ehrenrunde.
Bereits am Donnerstag findet das nächste Spiel in Bochum statt. Um 18 Uhr treffen Deutschlands Gruppengegner Kanada und Frankreich aufeinander.