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Kaum Hoffnung auf einen Boom

Frauenfußball: Kaum Hoffnung auf Boom durch WM
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Ausgerechnet am Eröffnungstag der Weltmeisterschaft haben die Verantwortlichen ein ziemlich düsteres Bild von der Zukunft des Frauenfußballs in Deutschland gemalt.

Keine Frauenquote beim DFB, kein Profitum in der Bundesliga, keine gesteigerte Aufmerksamkeit in den Medien: Damit scheinen Kritiker wie Potsdams Meistertrainer Bernd Schröder, der die WM nur als Strohfeuer ohne nachhaltige Wirkung sieht, recht zu behalten.

Sogar Bundestrainerin Silvia Neid, die nur selten mit Schröder einer Meinung ist, glaubt nicht an einen Boom durch die WM. Nach Ansicht der 47-Jährigen können die Titelkämpfe kaum etwas zur Professionalisierung beitragen. "Wie soll das gehen? Wie soll in den Vereinen plötzlich so viel Geld da sein? Es geht im Frauenfußball immer nur peu à peu", sagte Neid der Süddeutschen Zeitung.

Selbst Silvia Neid ist skeptisch (RS-Foto: Tillmann).

Nach Ansicht der Bundestrainerin könne man "nicht erwarten, dass wir jetzt mit einer WM die Entwicklung von 20 oder 50 Jahren überspringen". Neid ist sich ohnehin nicht sicher, ob ein Vollprofitum in der Frauen-Bundesliga überhaupt erstrebenswert ist: "Weil die Frauen vielleicht sagen: Es ist uns eigentlich ganz recht so, wir wollen nicht nur Fußball spielen. Uns sind auch andere Dinge wichtig."

Wie wichtig der Frauenbereich dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist, hat Präsident Theo Zwanziger zuletzt immer wieder betont. Dennoch lehnt der DFB-Chef die Einführung einer Frauenquote in seinem Verband ab. "Es sind Gott sei Dank immer noch fünfeinhalb Millionen Jungs und Männer, die Fußball spielen - was will ich da mit einer Frauenquote und in welchem Aufgabenfeld?", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der Tageszeitung Die Welt.

Ein festes Aufgabenfeld beim DFB wird ab 1. September Steffi Jones erhalten. Die Chefin des WM-Organisationskomitees (OK) wird Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball. Die Euphorie der WM wird aber auch Jones nicht in ihren neuen Job retten können. "Der Stellenwert wird sich erhöhen, es gibt neue Maßstäbe. Aber wir sind auch realistisch und wissen, dass nach der WM wieder der Alltag einkehren wird", sagte die Frankfurterin der Bild am Sonntag.


Alltag bedeutete für die Frauen-Bundesliga zuletzt einen Schnitt von rund 800 Zuschauern pro Spiel, die Berichterstattung in den Medien hielt sich stark in Grenzen. "Ich bin auch nicht so vermessen zu glauben, dass wir nach der WM täglich die Schlagzeilen bestimmen", sagte Nationalmannschafts-Managerin Doris Fitschen der Welt am Sonntag: "Das Zuschauer-Interesse in der Bundesliga ist stark ausbaufähig."

Nach Ansicht von Neid stehen die Klubs nach der Endrunde deshalb in der Pflicht. "Ich wünsche mir auch, dass wir nach der WM mehr Fans hinzugewonnen haben, die auch die Spiele der Vereine besuchen. Die Klubs müssen dann etwas daraus machen", sagte Neid dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Sie müssen die Zuschauer dazu bringen, immer wieder zu kommen. Man muss den Leuten auch neben dem Sport etwas bieten. Das muss das Ziel der Vereine sein."

Zwanziger hat ähnliche Erwartungen an die Klubs. "Die Frauen-Bundesliga steht derzeit im Hinblick auf TV-Präsenz und Zuschauerzahlen zwischen der 3. und 4. Liga der Männer. Das realistische Ziel muss sein, dass man konstant auf Höhe der 3. Liga kommt", sagte Zwanziger dem SID: "Damit hängt auch die Teil-Professionalisierung der Spielerinnen zusammen. Denn dann können die talentierten Fußballerinnen während ihrer aktiven Zeit vom Fußball leben. Auf das schulische und berufliche Standbein werden die meisten Spielerinnen aber nie ganz verzichten können."

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