Aber Holl hat an dem besagten Sonntag auch Geburtstag, 29 Jahre wird sie. „Grundsätzlich bin ich kein Mensch, der sich etwas besonders Großes wünscht“, sagt die gebürtige Würzburgerin, „deshalb würde ich mich einfach freuen, wenn ich auf meinen Geburtstag zurückblicken kann und wir haben das Eröffnungsspiel gewonnen.“
Am Vormittag wird es zudem einen Kuchen für Holl geben, so ist der Brauchtum bei der Nationalmannschaft. Und bei der langen Zeit, die die DFB-Frauen in diesen Wochen zusammen verbringen, da kommen schon einige Geburtstage zusammen. Celia Okoyino da Mbabis Ehrentag zum Beispiel folgt bereits einen Tag später. Die offensive Mittelfeldakteurin wird am 27. Juni 23 Jahre.
„Ich hoffe, dass meine Eltern und meine Frau am Vormittag noch ins Hotel kommen dürfen, damit ich sie kurz sehen kann an meinem Geburtstag“, sagt Holl und äußert damit doch noch einen weiteren Wunsch. Und vielleicht singen die rund 73.000 Zuschauer im Olympiastadion der Torfrau sogar ein Ständchen. „Das wäre natürlich der Burner“, lacht Holl.
"Versuche mehr als nur eine Alternative zu sein"
Verdient hätte sie es allemal. Es ist keine leichte Rolle, die die Wahl-Kölnerin in der Nationalmannschaft inne hat. Sie trägt die Nummer zwölf auf ihrem Trikot und damit ist eigentlich bereits alles gesagt: Holl ist die Ersatztorfrau – und das bereits seit 2005. Zweimalige Welt- und Europameisterin darf sie sich nennen, hinzu kommt noch die 2008 in Peking errungene Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Auf einen Einsatz bei einem internationalen Turnier aber kann die studierte Bankfachwirtin nicht zurückblicken. Gerade fünfmal durfte sie bisher im Tor der DFB-Frauen stehen. Auf Silke Rottenberg folgte Nadine Angerer. „Ich versuche immer mehr als nur eine Alternative zu sein“, sagt Holl, aber auch, dass „es nicht leichter für mich wird, auf der Bank zu sitzen. Ich möchte auch gerne auf dem Platz stehen und richtig Verantwortung übernehmen.“
Ursula Holl in Szene gesetzt (Foto: Horst Hamann).
So aber hat sich Holl, deren Vertrag beim FCR 2001 Duisburg in diesem Sommer ausläuft, erneut mit der Rolle als zweite Kraft hinter Angerer abgefunden, denn die Frankfurterin ist für Bundestrainerin Silvia Neid die unangefochtene Nummer eins, daran lässt sie keine Zweifel aufkommen. „Wenn ich damit nicht umgehen könnte, dann hätte ich hier auch nichts verloren. Ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass wir Weltmeisterinnen werden, indem ich mich eben nicht auf die Bank setze und dumm aus der Wäsche gucke oder indem ich hintenherum gegen die erste Torhüterin schieße“, betont die viermalige Deutsche Meisterin, um dann noch einmal hinterherzuschieben: „Falls etwas passieren sollte, muss sich die Mannschaft keine Sorgen machen.“
Das WM-Jahr begann für Holl alles andere als nach Plan. Wegen einer Verletzung in der hinteren Beckenmuskulatur verpasste sie einen großen Teil der Bundesliga-Rückrunde. Auch deshalb gelang es ihr nicht, womöglich noch einmal Druck auf Angerer, die bei der WM 2007 in den USA ohne Gegentor geblieben war, auszuüben. Seit sie aber bei der Nationalmannschaft weilt, kann Holl, die mit dem 1. FFC Frankfurt zweimal den UEFA Women‘s Cup gewann, wieder voll mittrainieren. „Mit einem Messer im Rücken trainiert es sich sogar leichter“, findet die 28-Jährige. Und sollte irgendetwas Unvorhersehbares passieren, Holl stünde bereit.