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Stefan Kobsch: Las Vegas und die World Series of Poker
"Ich fahre zurück nach Wuppertal, die Profis zum nächsten Turnier"

Stefan Kobsch: Las Vegas und die World Series of Poker
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Nur wegen katastrophalen äußeren Bedingungen und einer Verletztenmisere bei seinem Club FSV Vohwinkel sagte der damalige Coach Stefan Kobsch eine Trainingseinheit ab und entschied sich stattdessen noch auf den letzten Drücker bei einem Turnier der Poker-Bundesliga mitzuwirken.

Er gewann nicht nur den Wettkampf, sondern auch eine weitere Vorrunde, sodass er sich für das Endturnier in Essen qualifizierte, wo er sich ebenfalls plötzlich am Final-Table wiederfand. Sein Kommentar damals: "Mir tun vom ganzen Zocken schon die Hände weh." Am Ende befand er sich sogar im "Heads up" und kämpfte gegen einen Kontrahenten um den Gesamtsieg. Zwar verpasste er diesen, aber der Preis konnte sich dennoch durchaus sehen lassen: Eine Reise nach Las Vegas verbunden mit 10.000 Dollar Startgeld für ein Turnier der World Series of Poker (WSOP). Dort mischte er in der vorletzten Woche kräftig mit. Im Interview erzählt Kobsch über den Trip in die USA.

Gewinnerliste der Hauptturniere der letzten 15 Jahre

1993 Hamid Dastmalchi 1 Mio. Dollar Preisgeld 1994 Jim Bechtel 1 Mio. Dollar 1995 Dan Harrington 1 Mio. Dollar 1996 Huck Seed 1 Mio. Dollar 1997 Stu Ungar 1 Mio. Dollar 1998 Scotty Nguyen 1 Mio. Dollar 1999 Noel Furlong 1 Mio. Dollar 2000 Chris Ferguson 1,5 Mio. Dollar 2001 Carlos Mortensen 1,5 Mio. Dollar 2002 Robert Vakonyi 2 Mio. Dollar 2003 Chris Moneymaker 2,5 Mio. Dollar 2004 Greg Raymer 5 Mio. Dollar 2005 Joe Hachem 7,5 Mio. Dollar 2006 Jamie Gold 12 Mio. Dollar 2007 Jerry Yang 8,25 Mio. Dollar

Wie hat Ihnen der Aufenthalt in Las Vegas gefallen? Es war einfach nur spitzenklasse. Ich bin von den über 2800 Teilnehmern sogar 382. geworden, das hat eine Menge Spaß gemacht. Zudem habe ich mit David Woo einen Ex-Weltmeister rausgeworfen und bin deutlich vor dem Profi Chris Ferguson gelandet, der sogar nur unter die besten 1800 Spieler kam.

War Ihnen vorher bewusst, was sich dort abspielt? Nein, auf keinen Fall, ich kam aus dem Staunen auch nicht mehr heraus. Ich wusste nicht, dass die World Series of Poker aus über 60 Turnieren besteht und die Profi-Spieler vom ersten Wettbewerb an dabei sind. Beim "billigsten" Turnier kann man sich bereits für 1500 Dollar einkaufen, da sind dann aber natürlich auch die meisten Teilnehmer am Start. Beim Main-Event, das auch die Weltmeisterschaft genannt wird, ist man mit 50.000 Dollar dabei. Aber dort hat es auch noch nie ein Deutscher auf den Thron geschafft.

Also haben Sie an einem der kleineren WSOP-Ausgaben teilgenommen? Genau, aber der Gewinner JC Tran durfte sich immerhin über 738.000 Dollar freuen. Und mein Kollege Christoph Köhnen, der sich ebenfalls über die Poker-Bundesliga qualifiziert hatte, war sogar am "Final-Table" und ist dort als Neunter ausgeschieden. Für ihn gab es 58.000 Dollar. So viel Glück hatten Sie nicht. Das stimmt, eher im Gegenteil, ich bin ziemlich unglücklich ausgeschieden. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ziemlich viele Chips und bekam ein Paar Könige auf die Hand. Also erhöhte ich vor dem Flop und nur ein Gegner ging mit. Es kamen eine 2, eine 5 und eine 9 in drei verschiedenen Farben. Das war für mich natürlich perfekt und ich schob mit den Worten "All in" alles, was ich hatte, in die Mitte. Zu meiner Verwunderung wurde ich "gecallt" und mein Gegner hatte ein As und eine 8 in Herz. Die letzten beiden Karten waren dann schließlich auch noch Herz und er hatte seinen Flush zusammen. Und alles war aus. Ja, und das mit einem Drilling, denn zuletzt kam sogar noch der Herz König. Das war wirklich Pech, aber so kann es gehen. Dann durfte ich aufstehen und nach Hause fahren. Aber wenn ich mal ganz ehrlich bin, habe ich mir doch wirklich nichts ausgerechnet, denn es saßen 70, 80 Prozent Profis an den Tischen. Andererseits hätte es ab Platz 280 sogar schon 5.000 Dollar Preisgeld gegeben.

Info: World Series of Poker (WSOP)

Die World Series of Poker (WSOP) ist eine Reihe an Pokerturnieren, die seit 1970 Jahr für Jahr im amerikanischen Las Vegas ausgetragen werden. Das Hauptturnier findet immer im Sommer statt. Der Austragungsort war bis 2005 das „Binion’s Horseshoe“, seit 2006 werden alle Turniere im „Rio All Suite Hotel and Casino“ gespielt. Das Hauptturnier der Serie ist ein Muss für jeden Profi und ein Traum für jeden Amateur. Man muss vorher keine Qualifikation durchlaufen, sondern jeder, der bereit ist, mindestens 50.000 Dollar Startgeld auf den Tisch zu legen, kann dabei sein. Für kleinere Turniere der WSOP reichen bereits 1.500 Dollar.

Während bei der ersten Ausgabe 1970 noch sieben Teilnehmer an den Start gingen und der Sieger Johnny Moss lediglich einen Silberpokal gewann, nahmen 2006 sogar über 8.000 Leute an dem Wettbewerb teil und der Gewinner Jamie Gold sackte eine Prämie von zwölf Mio. Dollar ein. Neben den Preisgeldern bekommen die Champions auch so genannte Braceletts, also Armbänder, als Trophäe. Daher machte es sich die Welt-Elite auch zum Hobby, diese Armbänder zu sammeln.

Rekordsieger ist Phil Hellmuth, der bereits elf Braceletts ergattern konnte, dahinter folgen Doyle Brunson und Johnny Chan mit jeweils zehn. Der erste Deutsche, der ein Turnier der WSOP für sich entscheiden konnte, war Matthias Rohnacher aus Heidelberg, der im Jahr 1997 die Variante „Pot Limit Omaha“ für sich entscheiden konnte. Bester Deutscher beim Hauptturnier war der Frankfurter Henry Nowakowski, der es mit Platz sieben an den „Final Table“ geschafft hat.

Was haben Sie nun für einen Eindruck von den Poker-Profis? Die sind alle supernett und man kann sie auch ohne weiteres um ein Foto bitten. Aber ich hatte ein Erlebnis, bei dem ich schon ganz schön verwundert war. Ich dachte eigentlich, ich hätte einen normalen Kontrahenten bei mir am Tisch sitzen und plötzlich kommt ein anderer Spieler und drückt ihm einen Stapel Hundert-Dollar-Scheine in die Hand. Als ich dann ziemlich fragend rüberschaute, erklärte er mir wie selbstverständlich, dass er am Vorabend noch ein bisschen "Cash-Game" gespielt habe.

Wenn man Sie so hört, hat man aber schon das Gefühl, dass Sie vom Poker-Fieber gepackt wurden. Wie ich schon sagte, hat es mir eine Menge Spaß gemacht, aber selbst wenn ich das Turnier gewonnen hätte, wäre ich doch jetzt immer noch Polizist. Das ist mir wichtig. Ich bin eigentlich gar nicht so ein Spieler. In ganz unregelmäßigen Abständen zocke ich schon mal ein bisschen online.

Aber Sie haben sich schon ins Fäustchen gelacht, als Sie einen Weltmeister bezwungen haben. Es war eine schöne Sache, dass man gesehen hat, es geht, einen Top-Spieler vom Tisch zu nehmen. Aber ich habe es doch am eigenen Leib erfahren: Hast du zum falschen Zeitpunkt das verkehrte Blatt, bist du ausgeschieden. Ich fahre zurück nach Wuppertal, für die Profis geht es zum nächsten Turnier, bei dem man sie vielleicht sogar dann wieder im Fernsehen begutachten kann. Haben Sie auch vor laufenden Kameras spielen dürfen? Das komplette Event wurde von ESPN live übetragen, sodass ich wahrscheinlich auch mal zu sehen war. Die Kameras sind immer von Tisch zu Tisch gegangen. Der "Final-Table" war dann natürlich einer, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt.

War es für Sie eine einmalige Gelegenheit oder wird man Sie auch in Zukunft nochmal in einem amerikanischen Casino begrüßen dürfen? Ich werde das in irgendeiner Form bestimmt nochmal machen. Wir überlegen jetzt auch bei unserem Sponsor HAKO ein Turnier durchzuführen, bei dem der Gewinner eine Reise in die USA plus Teilnahme an einem Poker-Event gewinnen kann. Vielleicht hat man da nochmal Glück. Denn 1.500 Dollar in die Hand zu nehmen und dazu noch Hotel- und sämtliche andere Kosten zu investieren, würde ich

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