334 Pflichtspiele für den FC Schalke 04 in den 70ern und Anfang der 80er Jahre, 210 geschossene Tore, was mit Abstand Platz eins in der ewigen Torschützenliste der Königsblauen vor Klaas-Jan Huntelaar bedeutet - Klaus Fischer kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Auch heute schaut "Mister Fallrückzieher" noch intensiv auf den Verein, für den er die meisten Spiele bestritten hat - und das mit großer Sorge.
"Die Situation bei Schalke ist katastrophal", fasst der 71-Jährige die Lage vor dem Revierderby zwischen S04 und Borussia Dortmund (18.30 Uhr/Sky) im Gespräch mit "t-online" zusammen. Es könne aktuell nur eine Devise geben. "Für Schalke heißt es jetzt nur noch: Alles oder nichts", so Fischer, der Ende der 80er und in den 90er Jahren zeitweise noch als Interims- und Co-Trainer bei der ersten sowie als Trainer der zweiten Mannschaft der Gelsenkirchener fungierte.
Das Derby gegen den BVB könne auch in Fischers Augen noch einmal eine Schlüsselfunktion im Abstiegskampf haben. "Ein Sieg gegen den BVB würde der ganzen Mannschaft und allen, die dazugehören, noch mal Auftrieb geben. Aber bei einer erneuten Niederlage bleiben ja langsam nicht mehr viele Chancen. Das Problem dazu ist: Die anderen Mannschaften im Abstiegskampf verlieren ja nicht alles", beschreibt Fischer das Dilemma der Schalker, die aktuell neun Punkte Abstand auf den Relegationsplatz 16 aufweisen.
Fischer: Bedauern für Schneider, Schuld bei Heidel und Vorgängern
Seinen "Verfolger" in der ewigen Rangliste der besten Torschützen bei Schalke, Klaas-Jan Huntelaar, schätzt der 268-fache frühere Bundesliga-Goalgetter, bedauert ihn aber auch. "Ich mag Huntelaar sehr, aber: Er war immer ein Stürmer, der im Strafraum seine Tore macht – wo soll er da aber aktuell die Bälle herbekommen? Er braucht gute Flanken, gute Vorlagen", bemängelt Fischer die fehlende Durchschlagskraft der Spieler, die bei S04 für die Vorbereitung von Toren zuständig sind. Gegen den BVB wird Huntelaar jedoch gewiss nicht mit Flanken gefüttert werden, denn er fehlt seinem neuen alten Klub aktuell auf unbestimmte Zeit.
Und da ist noch eine weitere Figur, die Fischer beim FC Schalke 04 aktuell bedauert: Den scheidenden Sportvorstand Jochen Schneider. "Schneider hat es von Anfang an sehr schwer gehabt. Es war kein Geld da, also musste er erst mal schauen: Wo sind denn überhaupt Spieler, die uns weiterhelfen können? Welcher Spieler will denn in dieser Situation zu Schalke wechseln, zu einem Verein, der solche Probleme hat?", versucht der frühere Stürmer sich in die Lage des 50-Jährigen zu versetzen.
Vielmehr sieht Fischer den Fehler bei Schneiders Vorgängern - so etwa Christian Heidel. "Heidel und seine Vorgänger haben Jochen Schneider einen Trümmerhaufen hinterlassen. Es wurden viele Spieler für gutes Geld verkauft – und für dieses Geld dann Spieler eingekauft, die sie nun praktisch verschenken müssen. Heidel funktioniert vielleicht in Mainz, aber dazu, Schalke dauerhaft in den europäischen Wettbewerb zu führen, war er nicht geeignet", macht er gegenüber "t-online" seinen Standpunkt deutlich.