Das Jahr 2020 hätte für Rot-Weiss Essen sportlich nicht besser laufen können. Der Traditionsverein verlor im gesamten Kalenderjahr 2020 nur ein einziges Pflichtspiel (0:2 gegen Rödinghausen, 01.02.20), überwinterte im DFB-Pokal und als Spitzenreiter der Regionalliga West. Mittlerweile steht Essen im DFB-Pokal-Viertelfinale und auf dem zweiten Tabellenplatz in der Liga. Allerdings hat die Elf von Trainer Christian Neidhart bei drei Punkten Rückstand auf die BVB-Reserve noch zwei Spiele in der Hinterhand und könnte den Konkurrenten wieder überholen.
Nowaks Bilanz seit seinem Amtsantritt ist beeindruckend
Maßgeblich beteiligt für den Aufschwung, ist Sportdirektor Jörn Nowak. Der 34-Jährige wurde im Sommer 2019 vom Liga-Rivalen Rot-Weiß Oberhausen verpflichtet. Seine Bilanz in Essen ist beeindruckend: 43 Siege, neun Unentschieden und fünf Niederlagen in 57 Pflichtspielen!
Weil die jährliche Mitgliederversammlung aufgrund der Corona-Krise ausfallen musste, stellte sich Sportdirektor Jörn Nowak in einer digitalen Runde den Fragen der RWE-Fans:
Jörn Nowak (34) über …
die Identifikation der Spieler mit dem Verein: „Wir können alle stolz sein, auf das was die Mannschaft bis jetzt geleistet hat. In 22 Liga-Spielen ungeschlagen zu sein und im DFB-Pokal-Viertelfinale zu stehen, ist sensationell. Wir haben eine Truppe, die sich zu 100 Prozent mit den Zielen des Vereins identifiziert. Viele Spieler, die bei anderen Klubs Stammspieler wären, schaffen es bei uns nicht mal in den Spieltagskader. Trotzdem sind sie immer da, wenn sie gebraucht werden. Der Zusammenhalt der Mannschaft ist sensationell. Alle ziehen an einem Strang. Das ist die Basis für den Erfolg.“
erste Kritik nach dem Saisonstart mit zwei Remis zum Auftakt: „Wir sind etwas schleppend in die Saison gestartet und wurden dafür auch kritisiert. Unser Start hatte auch damit zu tun, dass der Verband mitten in der Vorbereitung beschloss, die restlichen Spiele des Niederrheinpokals noch im August auszutragen. Wir mussten die Vorbereitung anpassen. Man hat es der Mannschaft angemerkt, dass zu Beginn der Saison etwas die Substanz gefehlt hat. Das Heimspiel gegen Ahlen war dann ein Wendepunkt. Gerade rund um diese Partie gab es aber eine Stimmungslage, die gefährlich war. Es wurden Entscheidungen in einer Art und Weise kritisiert, dass einzelne Spieler angegangen wurden und sie ihre Accounts in den sozialen Netzwerken gelöscht haben. Vielleicht lernen wir alle aus dieser Phase, dass wir uns gegenseitig Vertrauen und auch Geduld entgegenbringen. Seitdem ich für diesen tollen Verein arbeiten darf, habe ich immer wieder betont: Wir werden nur gemeinsam Erfolg haben.“
das Aufstiegsduell mit der BVB-Reserve: „Wir wissen, dass wir sportlich noch nichts nachhaltiges erreicht haben. Ich habe irgendwo gelesen, dass der Aufstieg noch nie so einfach war. Diese These würde ich gerne widerlegen. Wer die Tabelle lesen kann, sieht, dass Borussia Dortmund II ein sehr hartnäckiger Konkurrent ist und nach 24 Spielen nur einmal verloren hat. Ich glaube, dass es noch nie so schwer war aufzusteigen. Wir sind aber voll davon überzeugt, dass wir unser großes Ziel erreichen können.“
ob das leere Stadion ein Vorteil ist: „Die Mannschaft hätte aktuell ein volles Stadion mehr als verdient. Ich glaube schon, dass es Momente gegeben hat, wo Ruhe und Geduld geholfen haben. Diese Diskussionen führen aber meistens Leute, die an der Hafenstraße keinen Erfolg hatten und gescheitert sind. Die Mannschaft ist stark genug, um der Erwartungshaltung der Fans gerecht zu werden. Gemeinsam könnten wir noch viel mehr Kraft erzeugen. Deswegen kann ich darüber nur müde lächeln.“
die Stärken von Trainer Christian Neidhart: „Christian Neidhart ist ein Fußballer durch und durch. Er hat bewiesen, dass er eine Mannschaft aus der vierten Liga nach oben führen kann. Zudem weiß er, dass Fußball ein Ergebnissport ist. Die Ergebnisse erzielst du nicht nur, wenn du überragend spielst. Das vermittelt Christian der Mannschaft. Er moderiert diesen breiten Kader hervorragend. Seine Autorität sucht in der Liga seinesgleichen.“
die Kaderplanung für die kommende Saison: „Die Kaderplanung ist ein ständiges Thema. Wir bewerten den Kader permanent. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie die Qualität für höhere Aufgaben besitzt. Wir haben keinen Anspruch, um im Sommer einen großen Umbruch zu machen. Egal, in welcher Liga wir spielen. Ein Thema wird definitiv die U23-Regel sein. Wir brauchen zu jedem Spieltag vier Spieler im Kader, die eine deutsche Nationalität haben und bis zum 01.07 der laufenden Saison unter 23 sind. In der kommenden Saison entwachsen Plechaty, Behounek und Harenbrock dieser Regel. In dem Bereich werden wir nachlegen und sondieren den Markt.“
seine persönliche Zukunft: „Ich würde definitiv auch bleiben, wenn wir nicht aufsteigen. Wir sind hier gemeinsam angetreten, um Rot-Weiss Essen nach oben zu führen. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich hier arbeiten darf. Natürlich bin ich erfolgshungrig und will das Maximale erreichen. Ich möchte das Maximale aber mit diesem Verein erreichen und bin überzeugt, dass unser Weg kontinuierlich nach oben geht.“