Das Spiel FC Wegberg-Beeck gegen Alemannia Aachen, das am Freitag den 15. Spieltag der Regionalliga West einläuten sollte, ist aufgrund eines Corona-Falls beim Aufsteiger aus Beeck abgesagt worden. Vielleicht auch gut so - aus Sicht der Aachener.
Denn bei der Alemannia hat es zu Wochenbeginn geknallt. Einige, wenige Spieler haben versucht, Trainer Stefan Vollmerhausen, um es in der Fußballsprache auszudrücken: zu rasieren. Doch beim Versuch, eine Revolte anzuzetteln, haben einige unzufriedene Spieler - unter diesen Akteuren befindet sich kein Sommerzugang - einen krassen Fehler begangen: Sie haben den Dienstweg nicht eingehalten.
Wie die "Aachener Nachrichten" und die "Aachener Zeitung" berichten, haben die Spieler Sportdirektor Thomas Hengen umgangen und ihren Frust bei einem Gremiumsmitglied entladen. Die Geschichte zog weitere Kreise, einige Spieler tauchten auch beim langjährigen Trikotsponsor Helmut Kutsch auf, der in solchen Zeiten ohne große Einnahmen ein wichtiger Begleiter des Klubs ist. "Sie wollten sich mal Luft verschaffen", wird der Chef einer Bauunternehmung, der selbst lange Zeit in den Vereinsgremien tätig war, in der "Aachener Zeitung" zitiert. Weiter sagt Kutsch: "Sie wussten nicht mehr ein noch aus." Nach allem, was er gehört habe, sagt er, könne er die Spieler und ihre Forderung verstehen, schreibt die "Aachener Zeitung".
Nach Spielerrevolte:2015 musste Benbennek Aachen verlassen
Sportdirektor Thomas Hengen und Alemannia-Vorsitzender Martin Fröhlich zeigten sich überrascht und geschockt über die Vorgehensweise der unzufriedenen Spieler und stärken Trainer Vollmerhausen den Rücken.
Was dem Trainer vorgeworfen wird, bleibt nebulös. Dem A-Lizenzinhaber aus Wuppertal soll unter anderem "Arroganz" unterstellt werden. Ein Grund, als Spieler zum Aufsichtsrat zu rennen und sich zu beschweren? Zumindest dürfte diese Spieler-Reaktion fragwürdig sein. [article=319448]Schon im Dezember 2015 gab es bei der Alemannia eine Spielerrevolte, die letztendlich Christian Benbennek den Trainerjob kostete.[/article]
Sportliche Bilanz und die bisherigen Auftritte der Mannschaft sprechen für Vollmerhausen
Über seinen Job muss sich Vollmerhausen keine Sorgen machen. Warum auch? Der Großteil der Mannschaft steht nach RS-Informationen zu ihm. Noch zu Wochenbeginn sagte Aachens Eckpfeiler Hamdi Dahmani - sieben Spiele, fünf Tore - gegenüber RevierSport: "Der Trainer gibt mir das nötige Vertrauen und stellt uns sehr gut auf die Spiele ein."
Und das tut er wahrlich: Die Zahlen sprechen für Vollmerhausen. Aachen, das acht Spiele bisher absolvierte, hat 17 Punkte auf dem Konto. Darüber hinaus waren die Auftritte der Alemannia bisher alle kämpferisch vorbildlich. Die Alemannia bezwang ihre Gegner nicht aufgrund tollen Fußballs, sondern viel mehr aufgrund der größeren Leidenschaft. Dinge, die nicht gerade gegen die Arbeit des Trainers sprechen.
Nach Revolte: Vollmerhausen wirkt reflektiert - Hengen stärkt ihm den Rücken
"Ich war sehr überrascht über diese Aktion. Aber ich glaube, dass der Sportdirektor zu unseren Strukturen in einer anderen Zeitung schon alles gesagt hat", erklärt Vollmerhausen gegenüber dieser Redaktion. Hengen hatte in der "Aachener Zeitung" betont, dass er vom Vorgehen der Spieler alles andere als erfreut war. Allen voran ärgerte den Ex-Profi, dass die Vollmerhausen-Kritiker nicht zuerst mit dem Trainer oder dem Sportdirektor gesprochen haben. Er betonte zudem, dass er voll und ganz hinter Vollmerhausen stehe. "Soll ich bei jedem Gegenwind einen Trainer herauswerfen, weil es Spieler, Berater oder Sponsoren so wollen?", wird Hengen in der "Aachener Zeitung" zitiert.
Herauswerfen, das wollen auch Hengen und Vollmerhausen niemanden. Vielmehr sucht man in Aachen, den Schulterschluss und will die versuchte, aber auch gescheiterte Revolte zu den Akten legen. "Wir haben die Dinge auf- und abgearbeitet. Ich glaube, dass wir gerade in einer sehr schwierigen Zeit sind und das nicht nur in Aachen, sondern auf der ganzen Welt. Manche Menschen haben daran zu knabbern. Wichtig ist, dass man nach einer solche Sache im Sinne der Gemeinschaft, in unserem Fall Alemannia Aachen, aufeinander zugeht. Das haben wir getan. Ganz besonders wichtig ist, dass wir den eingeschlagenen Weg, den wir gegangen sind, möglichst erfolgreich weiter gehen", betont Vollmerhausen gegenüber RevierSport.
Spätestens am kommenden Mittwoch (18. November 2020, 19.30 Uhr) soll in Aachen wieder über Fußball gesprochen werden. Dann reist Fortuna Köln zum Tivoli.