Ein kleines bisschen durfte Jürgen Klopp bereits feiern. So richtig aus sich herausgehen wird der Teammanager des FC Liverpool, der am Dienstag 53 Jahre alt wurde, aber frühestens am kommenden Wochenende. Der erste Meistertitel der Reds seit 30 Jahren wäre dann im Idealfall schon Realität und das überstrahlt durchaus einen ungeraden Geburtstag des Coaches. Wie eine Titelsause in Coronazeiten aussähe, wissen die Wenigsten ganz genau. Klar ist nur, dass alles ganz anders würde als erträumt.
Erst einmal muss die Premier League jedoch den Restart erfolgreich über die Bühne bringen. Ab Mittwoch rollt auch in der englischen Top-Liga wieder der Ball. Und auch wenn Klopp mit dem souveränen Spitzenreiter Liverpool erst am Sonntag beim Stadtrivalen FC Everton wieder ins Geschehen eingreift, nehmen die Reds ihre Titelmission indirekt doch schon früher auf.
Das Duell am Mittwochabend (19.00 Uhr) zwischen Aston Villa und Sheffield United - dem ersten Premier-League-Spiel nach 100-tägiger Corona-Zwangspause - ist für Liverpool noch unbedeutend. Sollte im Anschluss aber Verfolger Manchester City gegen den FC Arsenal (21.15 Uhr) verlieren, könnte Champions-League-Sieger Liverpool schon am Sonntag die erste Meisterschaft seit 1990 perfekt machen.
Ausgiebig begossen würde der Titel in diesem Fall nur im Mannschaftskreis. Die ekstatische Party, von der die Fans der Reds seit Jahrzehnten träumen, macht das Coronavirus unmöglich. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist auch in Großbritannien an strenge Sicherheits- und Hygienevorschriften geknüpft. Die verbliebenen 92 Partien finden ohne Zuschauer statt. Sämtliche Spieler und das Personal werden zudem weiterhin regelmäßig auf das Coronavirus getestet.
Seit Anfang Mai wurden in der Premier League verteilt auf acht Runden insgesamt 8687 Tests durchgeführt, davon ergaben 16 ein positives Ergebnis. Erst am Wochenende kamen zwei weitere Fälle dazu, darunter einer beim vom deutschen Teammanager Daniel Farke trainierten Schlusslicht Norwich City.
Ganz andere Sorgen hat der FC Liverpool. „Ziemlich seltsam“ wäre es, gestand LFC-Kapitän Jordan Henderson zuletzt im Gespräch mit der BBC, wenn man eine Trophäe gewinnt, sie allerdings ohne Fans entgegennehmen müsse.
Nicht nur aufgrund der fehlenden Anhänger würde eine Meisterfeier am Sonntag zur skurrilsten der Premier-League-Geschichte werden. Laut Sun wird der FC Everton aufgrund der strengen Hygiene- und Abstandsvorschriften beide Kabinen benutzen. Die Stars des FC Liverpool sollen demnach in provisorischen Umkleidemöglichkeiten untergebracht werden - errichtet auf dem Parkplatz von Evertons Goodison Park.
Es sei „alles ein bisschen anders“, sagte Klopp. Dennoch wolle man sich „gänzlich auf Fußball konzentrieren.“ Das Fehlen der Fans sei bedauernswert, „wir müssen unsere Atmosphäre selbst kreieren und positiv sein“, sagte Klopp: „Alles, was drumherum passiert, können wir nicht beeinflussen. Können wir duschen? Ja? Gut. Und wenn nicht? Dann fahren wir eben nach Hause und erledigen das dort.“ Vielleicht ja schon mit dem Titel im Gepäck. sid