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Ex-Schalker Pander exklusiv: Lincoln war besser als Raul

Christian Pander trug zehn Jahre lang das Trikot des FC Schalke 04.
Christian Pander trug zehn Jahre lang das Trikot des FC Schalke 04. Foto: firo
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Der ehemalige Bundesliga-Profi Christian Pander hatte in seiner aktiven Zeit als Profi mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Heute arbeitet der 36-Jährige als Mentaltrainer und gibt seine Erfahrungen weiter. RevierSport hat mit dem Ex-Schalke-Star gesprochen. 

Christian Pander spielte von 2001 bis 2011 für den FC Schalke 04 und war ein Fanliebling. Insgesamt absolvierte der Linksverteidiger für Schalke und Hannover 96 141 Bundesliga-Spiele. Gefürchtet war der ehemalige deutsche Nationalspieler für seine Flanken und Freistöße. Der heute 36-Jährige erzielte sechs seiner 14 Profi-Tore per direkt verwandeltem Freistoß. Im exklusiven RevierSport-Interview spricht Pander über Höhen und Tiefen in seiner Karriere und die verpasste Meisterschaft 2007.

Christian Pander, im Jahr 2001 sind Sie von Preußen Münster zum FC Schalke 04 gewechselt. Damals waren Sie noch A-Jugendlicher und gehörten zum Team von Trainer-Ikone Norbert Elgert. Inwiefern hat er Sie gefördert? Die Zeit unter Norbert Elgert hat mich sehr weitergebracht. Es war eine Art Persönlichkeitsschule. Ich kam in den Ruhrpott als sehr schüchterner Junge und musste mich einer großen Herausforderung stellen. Insgesamt ist die Arbeit von Norbert Elgert einmalig.

Ab der Saison 2004/05 gehörten Sie zum Profikader des S04 und spielten bis 2011 für den Verein. Wie würden Sie die Zeit auf Schalke beschreiben? Ich habe viel fürs Leben gelernt. Es war insgesamt eine wahnsinnig tolle Zeit und auch heute bin ich noch mit dem Herzen dabei.

Ich bin heute noch traurig...

Christian Pander über die verpasste Meisterschaft 2007

Im Jahr 2007 verpasste Schalke die Meisterschaft durch eine 0:2-Pleite beim Erzrivalen Borussia Dortmund am 33. Spieltag. Wie war damals die Stimmung vor dem Spiel und wie groß die Ernüchterung nach der verpassten Chance? Die Stimmung war total euphorisch. Es war ein Derby und wir wollten unbedingt diesen Schritt zusammen schaffen. Leider hat jeder Spieler einen Rucksack mit sich getragen und wir haben das Spiel verdient verloren. Nach dem Schlusspfiff überwog die Trauer. Ich bin heute noch traurig und ärgere mich, dass wir es damals nicht geschafft haben. Mich hätte die Meisterschaft vor allem unglaublich für unsere Fans gefreut.

Sie waren gefürchtet für Ihren starken linken Fuß und die ausgezeichneten Standards. War Ihr außergewöhnlicher linker Fuß eine Gabe oder das Ergebnis von jahrelangem Training? Es ist eine Mischung aus beiden Aspekten. Natürlich hat das Talent eine große Rolle gespielt, aber ich habe als Junge viel draußen gekickt und ständig geübt. Heutzutage vermisse ich, dass die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit einfach raus gehen und gemeinsam Fußball spielen. Der Ball war mein bester Freund.

Von 2004 bis 2007 spielten Sie auf Schalke zusammen mit dem Brasilianer Lincoln, der ebenfalls ein Standardspezialist war. Wer hat damals entschieden, wer die Freistöße schießt und wie haben Sie Lincoln als Spieler wahrgenommen? Wir haben uns damals abgesprochen und ich hatte natürlich keine Bauchschmerzen, ihm den Ball zu überlassen. Lincoln war der Wahnsinn. Er hatte eine unfassbare Schusstechnik. Es tut mir leid für Raul, aber Lincoln war der beste Fußballer, mit dem ich jemals zusammengespielt habe. Lincoln war auch im Training überragend und konnte alles mit dem Ball. Hätte ich seine No-Look-Pässe kopiert, wären die wahrscheinlich im Berger See gelandet. So ein Spieler fehlt Schalke heute.

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Sie haben in Ihrer Karriere viele Sachen erlebt. Was war der schönste Moment? Natürlich war mein Siegtor für Deutschland gegen England im Wembley-Stadion (2007) einzigartig. Aber mein persönlicher Favorit war meine Einwechselung gegen Bayern München am 05.11.2006 (2:2). Ich wurde nach 19-monatiger Verletzungspause eingewechselt und das ganze Stadion hat sich erhoben und applaudiert. Das war für mich ein ganz toller Moment, weil so ein Empfang nicht selbstverständlich ist.

In Ihrer Karriere hatten Sie viel mit Verletzungen zu kämpfen. Haben diese Verletzungen eine größere Vereins- und Nationalmannschaftskarriere verhindert? Aufgrund der ständigen Rückschläge haben Sie „nur“ zwei A-Länderspiele für Deutschland bestritten. Das ist alles hypothetisch. Ich denke aber, dass alles anders gelaufen wäre, wenn ich meine erste Knieverletzung im Jahr 2005 nicht gehabt hätte. Grundsätzlich bin ich in diesem Thema aber positiv gestimmt. Ich habe mich immer zurückgekämpft und in diesen Situationen viel über mein Leben gelernt.

2011 sind Sie nach zehn Jahren auf Schalke zum Liga-Konkurrenten Hannover 96 gewechselt. Ihr Trainer dort war Mirko Slomka, der 2008 auf Schalke entlassen wurde. Hat Sie Mirko Slomka in der Profi-Karriere am meisten gefördert? Mirko Slomka war ein guter Trainer, unter dem ich einige Jahre auf Schalke und in Hannover gespielt habe. Die Zeit mit ihm war erfolgreich. Leider ist das Geschäft sehr schnelllebig und der Trainer ist das erste Mittel, welches ausgetauscht wird. Über Mirko Slomka sind auch die ersten Kontakte zu Hannover 96 zustande gekommen.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine Karriere auf Schalke beendet.

Christian Pander

Was hat Sie in den zehn Jahren beim FC Schalke 04 am meisten beeindruckt? Definitiv die Fans. Damals war es so, dass die Spieler im Januar immer in Kleingruppen Fan-Klubs besucht haben. Ich war gemeinsam mit Sven Kmetsch im Osten. Es waren über 400 Fans in einer kleinen Sporthalle. Das war der Wahnsinn. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich meine Karriere auf Schalke beendet. Die Fans standen immer hinter uns und lieben den Verein.

Verfolgen Sie noch die Entwicklung beim FC Schalke 04? Ja. Ich bin aber kein Stadiongänger und gehe nur einmal im Jahr bei unserem Ehemaligen-Treffen, an dem ich sehr gerne teilnehme, ins Stadion. Ich verfolge die Entwicklung aber intensiv. Leider spielt Schalke keine gute Rückrunde. Ich hoffe, dass es in der kommenden Saison wieder aufwärts geht.

Mittlerweile sind Sie Mentaltrainer. Was war dafür die Motivation und wie sieht die alltägliche Arbeit aus? Ich bin ausgebildeter Mentaltrainer und mir macht die Arbeit viel Spaß. Ich gebe meine Erfahrungen an die Sportler weiter. Viele Spieler reden mit uns über persönliche Sachen oder Schicksalsschläge. Wir leisten dann viel Pionierarbeit und suchen den ständigen Dialog mit den Leuten. Die Psyche macht vor allem im Profisport viel aus, aber bei Mentaltraining hat man das größte Verbesserungspotenzial.

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