Peter Neururer kann auch kurz vor seinem 65. Geburtstag nur schwer die Füße stillhalten und versucht, in Zeiten von Corona seinen Tag „krampfhaft mit Inhalten“ zu füllen. Ausgerechnet jetzt pausiert auch noch sein absoluter Lieblingssport. „Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag“, klagt der bekennende Schalke-Fan im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Langeweile - für den umtriebigen Neururer ein Grauen.
Dabei wollte er gerade jetzt unbedingt wieder loslegen, bevor die Corona-Pandemie ihm einen Strich durch die Rechnung machte. „Es laufen konkrete Gespräche mit zwei Nationen. Es kann sein, dass nach der Coronakrise da noch etwas kommt“, verrät Neururer über seine Pläne, als Nationaltrainer an der Seitenlinie zu stehen. Es handele sich um Mannschaften, „die im europäischen Bereich unterwegs sind“. In Deutschland noch einmal Trainer zu werden, kann Neururer sich nicht mehr vorstellen: „Wo soll ich noch hingehen?“, fragt er mit Blick auf seine Bundesliga-Vergangenheit.
Neue Pläne, die jetzt erst einmal auf Eis gelegt sind. Deshalb hat Neururer aktuell jeden Tag, so gut es geht, verplant. Auf seiner Harley-Davidson fährt der begeisterte Motorradfahrer hunderte Kilometer durch die Gegend, er arbeitet im Garten, paukt Spanisch mit seiner Frau und hält sich mit morgendlichen Lockerungsübungen fit. Dann noch „ein schönes Essen am Abend, ein Fläschchen Wein trinken und am nächsten Tag ausgeschlafen in die nächste langweilige Runde“, sagt der Ruhrpottler lachend.
Schon als Profi-Trainer kam er selten zur Ruhe: Schalke 04, Hertha BSC, Hannover 96, Fortuna Düsseldorf, der 1. FC Köln, Alemannia Aachen oder die Kickers Offenbach - bei keinem der Vereine stand er länger als ein oder zwei Jahre an der Seitenlinie. Nur beim VfL Bochum hielt es ihn vier Jahre. 2002 stand der VfL mit Coach Neururer erstmals an der Tabellenspitze der Bundesliga, 2004 spielten die Bochumer nach sieben Jahren sogar wieder international im UEFA-Pokal, nach der ersten Runde war allerdings Schluss. Seine vorerst letzte Station im deutschen Vereinsfußball war der Regionalligist SG Wattenscheid 09, der kurz nach seinem Amtsantritt als sportlicher Leiter Insolvenz anmelden musste. Neururer rechnet mit dem Klub ab, er habe nach eineinhalb Wochen feststellen müssen, dass dort alles auf „reinen Lügenkonstrukten“ basierte.
Zu seinem Alter meint er schmunzelnd: „Das sind gelebte 170, das sind gefühlte 35, und das werden effektive 65.“ Den ihm unbekannten Stillstand muss er in dieser Zeit allerdings wohl oder übel akzeptieren, die Gesundheit sei für ihn das Wichtigste, erst recht nach seinem Herzinfarkt 2012. Seitdem feiere er sowieso jeden Tag, „nicht nur den Geburtstag“. Als „leidenschaftlicher Fußballer“ wünscht sich Neururer den Sport trotzdem zurück: „Der Mensch braucht auch einen Ausgleich.“ Den muss er sich momentan woanders suchen und auch seinen 65. Geburtstag ganz untypisch ruhiger angehen lassen. Zum 60. ging es nach Kalifornien, dieses Mal wird es wahrscheinlich „eine Videoschalte mit den Kindern und Enkeln“. sid