22 Spiele, 32 Gegentore, 5 Mal zu Null: So sieht die Bilanz von Jakob Golz im RWE-Tor in der laufenden Saison aus.
Seit gut einem Jahr ist der gebürtige Hamburger die Nummer eins bei Rot-Weiss Essen. In der Rückrunde 2021/2022, die RWE den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga brachte, war Golz, der Daniel Davari aus dem rot-weissen Kasten verdrängte, ein Erfolgsgarant.
RevierSport hat mit dem 24-Jährigen, der seit dem 1. Juli 2019 an der Hafenstraße unter Vertrag steht, gesprochen.
Jakob Golz, wie war denn die Stimmung in den Tagen nach dem Sieg über den BVB II - hat man den Abfall des Druckes gespürt?
Nach Siegen sind die Tage danach grundsätzlich viel angenehmer und schöner. Natürlich ist uns ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Denn wir wissen doch auch, dass auf Dauer die vielen Unentschieden nicht viel bringen. Da sind drei Punkte wertvoller. Es war mal wieder an der Zeit, dass wir gemeinsam mit unseren Fans einen Sieg feiern.
Rot-Weiss Essen: 56 Spiele, 52 Gegentore, 23 zu Null Spiele
Hamburger SV: 8 Spiele, 6 Gegentore, 4 zu Null Spiele
Warum hat sich RWE zuletzt mit dem Siegen so schwer getan? Und: Hat die Mannschaft den Gegenwind aus Teilen der Kurve auch gespürt?
Wir haben das alles nach dem 0:1 bei Viktoria Köln analysiert. Der Zusammenhalt in der Mannschaft war auch nach diesem Spiel gut, so wie die ganze Saison über. Es waren Unaufmerksamkeiten, die in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass wir am Ende nur einen statt drei Punkten mitgenommen haben. Ich erinnere da nur an späte Gegentore wie in Paderborn gegen Verl oder im Derby gegen den MSV Duisburg. Da müssen wir wacher sein und früher den Deckel draufmachen, so wie zuletzt gegen Dortmund.
Was stört Sie an der bisherigen Saison eigentlich mehr: Die drei Heimsiege oder die 32 Gegentore, die Sie kassiert haben?
Jedes Gegentor stört mich! Am besten schmecken mir Siege, bei denen auch die Null stehen bleibt. Und unsere Heimspiele? Da hoffe ich, dass wir in Zukunft da weitermachen, wo wir gegen Dortmund aufgehört haben.
Sprechen Sie eigentlich nach jedem Spiel mit Ihrem Vater Richard Golz über Ihre Leistungen?
Ja, das machen wir eigentlich immer. Seine Meinung ist mir schon wichtig. Nach dem Dortmund-Spiel bin ich mit ihm nach Hamburg gefahren und da hatten wir mal mehr Zeit als sonst, um über bestimmte Dinge - auch mein Torwartspiel - zu sprechen. Ein perfektes Spiel gibt es eigentlich nicht. Deshalb kann man sich immer eine konstruktive und sachliche Kritik anhören und auch annehmen.
Sie sind jetzt seit einem Jahr die Nummer eins in Essen. Inwieweit haben Sie sich in dieser Zeit sportlich, aber auch persönlich entwickelt?
Man hat jetzt eine ganz andere Ausgangslage. Ich habe in der Vergangenheit fast nur trainiert, ich habe auf diesen Moment hingearbeitet, dass man spielt und nicht auf der Bank sitzt. Von der Arbeit hat sich jetzt, seitdem ich im Tor stehe, nicht viel geändert, aber man bekommt natürlich mehr Selbstvertrauen. Trotzdem bin ich ein Typ, der nie zufrieden ist. Das darf ich auch nicht sein. Ich muss genauso hart arbeiten wie vorher.
Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Was glauben Sie: Wie viele Zähler benötigt RWE, um am Ende die Klasse zu halten?
Das ist schwer zu sagen. Wir dürfen uns jedenfalls nicht ausruhen, sondern müssen weiter fleißig punkten, am besten auch am Samstag in Ingolstadt. Das Ziel ist es, so früh wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen. Aber ich warne: Durch sind wir auf jeden Fall noch nicht!
Ihr Vertrag läuft aus: Werden Sie mit Essen in die nächste Drittliga-Saison gehen?
An beiden Dingen, dem Klassenerhalt und der Verlängerung, wird gearbeitet und ich bin zuversichtlich, dass beides klappt. Ich fühle mich sehr wohl bei RWE und weiß, was ich hier habe.
Sie sind ein Hamburger Junge, Ihr Vater Richard eine HSV-Ikone: Hegen Sie eigentlich auch den Traum mal für den Hamburger SV im Tor zu stehen?
Ich bin in Hamburg geboren, habe beim HSV zehn Jahre von der U12 bis zur U21 gespielt und werde früher oder später in meine Heimatstadt zurückkehren. Und es wäre natürlich schön mal im Volksparkstadion aufzulaufen.