Seit geraumer Zeit ist es in Essen "Mode", dass ein neuer Trainer im heimischen Stadion Hafenstraßenfußball spielen will. Was soll das sein?
Ganz einfach: Kampf, Herz, Leidenschaft, ohne großes Schnörkeln. Kurzum: Ehrlicher Arbeiterfußball. Das wollen die enthusiastischen Fans im Stadion an der Hafenstraße sehen. Beim 1:0-Sieg über den bis dato ungeschlagenen 1. FC Saarbrücken erlebten die 15.000 RWE-Fans unter den 15.907 Zuschauern, das was sie sehen wollen: Hafenstraßenfußball á la Christoph Dabrowski!
Der RWE-Trainer, der erst seit zweieinhalb Monaten im Amt ist, stellte seine Mannschaft eindrucksvoll ein und diese setzte alles um, was der Coach von seinen Schützlingen vor dem Spiel forderte. Felix Bastians, Felix Herzenbruch, Niklas Tarnat - der beste Mann auf dem Platz - und Co. gingen in jeden Zweikampf, grätschen nahezu um die Wette und gaben keinen Ball verloren.
Symptomatisch für das große Essener Herz und den Kampfeswillen eine Situation aus Hälfte eins, als Herzenbruch und Götze sich bei einem Zweikampf gegen einen Saarbrücker Spieler gegenseitig weggrätschten. Beide wollten den Ball für RWE erobern. So heiß war Rot-Weiss an diesem Montagabend. Der unbedingte Wille war förmlich auf der Tribüne zu spüren. Die RWE-Fans dankten es ihrer Mannschaft, wurden mitgerissen und unterstützen das Team allen voran in den letzten entscheidenden zehn, 15 Minuten vor dem erlösenden Schlusspfiff fantastisch.
Dabrowski, der in den Sozialen Medien so viel gescholtene Essener Trainer, war dafür verantwortlich, dass seine Jungs so motiviert waren. Wie schon von RevierSport zu Saisonbeginn geschrieben: Dabrowski ist der richtige Mann am richtigen Ort!
Vielleicht hört das Internet-Gemeckere gegen den 48-Jährigen nun auf. Hier hieß es zuletzt, dass er die falschen Spieler aus- bzw. einwechselt, die falsche Startelf wählt, nicht emotional genug ist oder gar arrogant, absoluter Blödsinn, wirkt. Diese Leute sollten verstehen, dass der Trainer nicht zu den Fans passen muss, er muss nicht der Kumpeltyp der Anhängerschaft sein.
Dabrowski muss der richtige Mann für diese Mannschaft sein und das ist er. Das Saarbrücken-Spiel, aber auch schon die vergangenen Partien, bewiesen, dass ein Entwicklungsprozess zu erkennen ist. Auch der Fußballlehrer musste sein ursprüngliches Vorhaben - mit Angriffsfußball an der Hafenstraße zu agieren - überdenken und korrigieren. Wie Hafenstraßenfußall in Essen in Zukunft aussehen soll, haben die Fans am 19. September 2022 gegen Saarbrücken gesehen. Das wird jetzt der Maßstab sein.
Die Mannschaft und Trainer Dabrowski dürfen jedenfalls jetzt zumindest zehn Tage auf einem Nicht-Abstiegsplatz durchatmen, weiter hart arbeiten, um dann auch in der Fremde zu zeigen, wie RWE auch auswärts erfolgreich sein will und kann. Zwei Versuche gibt es, denn es geht erst zum SV Wehen Wiesbaden, dann zu Freiburg II. Hafenstraßenfußball in der Fremde wäre nicht die schlechteste Option.