Man hätte denken können, die historische 0:6-Heimpleite gegen 1860 München wäre peinlich genug gewesen. Doch was die MSV-Fans am Mittwochabend in Straelen (0:1) mit ansehen mussten, sollte das Debakel vom Sonntag noch toppen. Den 1.000 mitgereisten Anhängern platzte nach dem Spiel der Kragen. Durch das erneute Ausscheiden im Niederrheinpokal verspielten die Zebras zum zweiten Mal in Folge die Qualifikation für den DFB-Pokal, die enorm wichtige Einnahmen in die nicht prall gefüllten Kassen gespült hätte. Präsident Ingo Wald reagierte geschockt und fassungslos. Der 64-Jährige brachte es auf den Punkt: „Wir spielen seit zwei Jahren nur Grütze.“
Nicht alle Duisburger bringen die richtige Einstellung mit
Ein sichtlich enttäuschter Hagen Schmidt sprach nach der Blamage von „dem nächsten Schlag in die Fresse“. Eine „leblose Mannschaft ohne Willen und Spielfreude“ habe der Trainer gesehen. Es gebe „zwei bis drei Spieler, die das Spiel unbedingt gewinnen wollten.“ Dass diese Einstellung nicht jeder MSV-Akteur mitbringt, ist ein Armutszeugnis - zumal im Endspiel am 21. Mai sicherlich 15.000 bis 20.000 Fans in die Schauinsland-Reisen-Arena geströmt wären, um ihr Team zum Titel zu schreien. Den versöhnlichen Abschluss einer verkorksten Saison wird es jedoch auch in diesem Jahr nicht geben.
Mitte Mai 2021 war die Situation ähnlich. Vor der 2:6-Pokalhalbfinalklatsche in Wuppertal waren die Duisburger zwar schon gerettet, durch miserable Leistungen im Endspurt verspielte die Mannschaft das zurückgewonnene Vertrauen vieler Fans. Pavel Dotchev und Ivica Grlic blieben im Amt und gingen angezählt in die nächste Spielzeit. Das Ergebnis ist bekannt.
Einige Spieler hätten einen Tribünenplatz verdient
Auch wenn es aller Voraussicht nach wieder zum Klassenerhalt in der 3. Liga reichen wird, darf sich dieser Fehler nicht wiederholen. Im Sommer wäre ohnehin alles auf den Prüfstand gestellt worden. Nach den jüngsten Ergebnissen werden sich die Gremien schon am Freitag zusammensetzen. Diesmal müssen sie handeln und ihren Worten Taten folgen lassen. Denn: Der Neuanfang kann nicht früh genug eingeleitet werden und muss sofort beginnen. Neben der Personalie Schmidt muss auch über die Mannschaft diskutiert werden. Der aktuelle oder möglicherweise neue Trainer muss den Mut haben, gewisse Spieler, mit denen nicht mehr geplant wird, auch mal auf die Tribüne zu setzen. Stattdessen sollte er Talenten wie Julian Hettwer, Caspar Jander oder anderen Eigengewächsen in Zukunft mehr Einsatzchancen geben.
Viel Arbeit für Ralf Heskamp – Schmidt droht das Aus
Duisburgs neuer Geschäftsführer Sport Ralf Heskamp ist nun seit einem Monat im Amt. Bei seiner Vorstellung kündigte er an, dass es den „ganz großen Umbruch“ im Sommer nicht geben würde, was auch der finanziellen Situation und vielen langfristigen Verträgen geschuldet ist. Ab sofort ist Heskamp gefordert und sollte nach jungen, motivierten Neuzugängen Ausschau halten, die sich für den Verein zerreißen, statt auf „Auslaufmodelle“ zu setzen, die mehr mit Fehlern als konstanten Leistungen auffallen. Auf den 56-Jährigen wartet demnach ein Haufen Arbeit.
Ein „Weiter so“ kann es beim MSV Duisburg definitiv nicht noch einmal geben, um möglichst schnell zumindest nichts mehr mit dem Abstiegskampf der 3. Liga zu tun zu haben. Hätte Grlic Ende Februar nicht von selbst seinen freiwilligen Rücktritt angegeben, wäre er vielleicht noch immer Sportdirektor beim MSV. Schmidt hingegen bekam damals noch eine Schonfrist. Die konnte er mit den eingefahrenen Big-Points in den Duellen gegen die direkte Konkurrenz zunächst noch nutzen. Nun ist sein Job bei den Meiderichern erneut in Gefahr.