Obwohl der KFC Uerdingen unter Ponomarev zweimal in Folge aufgestiegen ist und aktuell immer noch eine gute Ausgangslage im Kampf um den dritten Aufstieg in Serie , den Sprung in die 2. Bundesliga, besitzt, ist er nicht ganz zufrieden. Die Spielweise der Krefelder missfällt dem russischen Investor. Das ist auch ein Grund für die Entlassung von Aufstiegstrainer Stefan Krämer gewesen, wie Ponomarev im RP-Interview erklärt: "Wir haben in der Hinrunde keine überzeugenden Spiele abgeliefert. Wir haben kein einziges Mal über 90 Minuten dominiert. Ich möchte im Stadion sitzen und auch mal relaxen, bisher saß ich jedes Mal da und habe fast einen Herzinfarkt bekommen, weil es bis zur letzten Minute gefährlich für uns war."
Die Uerdinger haben in dieser Saison nur fünf Siege mit mehr als einem Tor Unterschied eingefahren. Das waren fünf 2:0-Erfolge. Nur ein einziges Mal, beim 3:2-Sieg in der Hinrunde gegen den SV Meppen, gelangen dem KFC mehr als zwei Tore bei einem Sieg. Mit nur 29 geschossenen Treffern gehört der KFC zu den schlechtesten Angriffsreihen der Liga. Zum Vergleich: Jena (28), Cottbus (28), Braunschweig (26), Aalen (26), die aktuell die vier Abstiegsplätze belegen, haben fast so viele Tore wie der KFC geschossen. Und auch die 30 Gegentore sprechen nicht für Uerdingen. Ein Torverhältnis 29:30 Treffern ist nicht eines Spitzenteams würdig.
Für Ponomarev ist nicht nur die Punkteausbeute, sondern allen voran auch der Spielstil entscheidend. An dem unattraktiven Spielstil ist Krämer gescheitert. "Ich träume von spielerischer Dominanz. Nicht nur Krampf. Diesen Fußball-Stil können wir nicht akzeptieren. Dazu kamen beim alten Trainer viele, viele Personalfehler in meinen Augen – mindestens fünf große Fehler. Und das Wichtigste: Ich habe keine Entwicklung gesehen. Wir haben viel miteinander gesprochen, es hat sich aber einfach nichts bewegt", blickt Ponomarev im Gespräch mit der "RP" auf die Zusammenarbeit mit Krämer zurück.
Auch wenn er bislang mit Andre Pawlak, Michael Wiesinger und nun Krämer gleich drei Aufstiegstrainer entließ und es immer wieder Kritik an seinem Investoren-Dasein gibt, bereut er es nicht, beim KFC Uerdingen eingestiegen zu sein. "Die Fans spüren, dass ich mich hier ehrlich einbringe. Ich bin jeden Tag vor Ort. Mich interessiert nicht, was in der Presse steht, für mich ist wichtig, was die Mitglieder über mich denken. Und da weiß ich, dass die Unterstützung für meinen Weg überwältigend ist. Ich habe die größte Unterstützung von allen Klubs in NRW. Krefeld bietet sehr viele Möglichkeiten, ich sehe hier gigantisches Potenzial."
Fans, Kritiker, die sich Mäzen und Investoren wie ihn, Hannovers Martin Kind, die RB-Bosse in Leipzig oder TSG-Hoffenheim-Investor Dietmar Hopp vorknöpfen und beleidigen, kritisieren, kann Ponomarev überhaupt nicht verstehen. "Ich sehe die Proteste in den Stadien und kann oft nur mit dem Kopf schütteln. Woher kommt dieser Hass? Warum diese Wut? Auf wen? Was wäre die Alternative für viele Vereine gewesen – Insolvenz? Und was passiert den in einigen „Traditionsvereinen“? Woher bekommen die ihr Geld? Sehen Sie, diese ganze Diskussion ist doch in großen Teilen einfach nur scheinheilig. Da wird versucht in „gutes“ und „böses“ Geld zu unterteilen. Aber so funktioniert das Geschäft nicht. Wo ist der große Unterschied?", fragt sich Ponomarev im Interview mit der "Rheinischen Post".
Dem deutschen Fußball wünscht der russische Geschäftsmann, dass schon bald die 50+1-Regel fällt: "Das ist wichtig für den deutschen Fußball in Europa. Es gibt doch jetzt schon kaum wirtschaftliche halbwegs gleiche Rahmenbedingungen. Die englische Premier League und die spanische La Liga sind enteilt. Der deutsche Fußball braucht richtige Investoren. Die Bundesliga ist nur noch eine Entwicklungsliga." wozi