Und dennoch muss der Fußball-Drittligist Chemnitzer FC am Mittwoch (ab 15.00 Uhr) zittern, wenn der Rat der sächsischen Stadt über den Ausbau entscheidet.
Der Plan sieht vor, die marode Heimspielstätte des CFC an der Gellertstraße auszubauen. Der Umbau soll zwischen Frühsommer 2012 und Ende 2013 erfolgen. Die Kosten liegen bei 23 Millionen Euro - eine Summe, die nach Meinung vieler Skeptiker die Finanzkraft der Kommune weit übersteigt.
Aufgekommen ist die Debatte mit dem Aufstieg der "Himmelblauen" in der vergangenen Saison. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sah das 1934 errichtete Stadion an der Gellertstraße nicht mehr als geeignet für die 3. Liga. Vor allem in punkto Sicherheit wurde gemahnt. Nötig seien mehr Platz für Polizei und Feuerwehr, zudem fehlten Parkplätze sowie eine zweispurige Zufahrt.
"Es geht um die weitere Existenz des Profifußballs in der Stadt", sagte CFC-Präsident Mathias Hänel im Interview mit der Freien Presse: "Nur wenn sich über ein modernes Stadion die wirtschaftliche Basis des Vereins mittel- und langfristig gestalten lässt, haben wir eine Chance, den Profifußball in Chemnitz zu erhalten und weiter zu entwickeln."
Die Kosten für die kurzfristig benötigten Ausbaumaßnahmen wurden laut eines Berichts der Freien Presse auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Da das Stadion aber baufällig bliebe, setzte man im Chemnitzer Rauthaus prompt auf eine große Lösung: ein Neubau mit 15.000 überdachten Plätzen für 23 Millionen Euro.
Die plötzliche Großzügigkeit der Kommune brachte zahlreiche Bürger auf die Palme. Der Umbau durch ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt käme Chemnitz teuer zu stehen. Die Zinsen für die Kreditbelastungen seien enorm, hieß es. Auch hielten sich die Erträge des Klubs in Maßen, sollte man nicht irgendwann in die 2. Liga aufsteigen.
Im Gegenzug präsentierte der Verein am Dienstag eine breite Unterstützerliste. Mehr als 21.000 Chemnitzer unterzeichneten innerhalb von vier Wochen eine entsprechende Unterschriftenliste für das Projekt.
Für Ballack, der bei den "Himmelblauen" vor seinem Wechsel 1997 in die Bundesliga die Jugendmannschaften durchlief, wäre ein Neubau das richtige Signal. "Ich habe von der Ausbildung in Chemnitz sehr profitiert", sagte der einstige Nationalmannschafts-Capitano. Jetzt möchte er etwas zurückgeben. "Ich finde den Neubau gut, weil ich selber weiß, wie toll es ist, in einem modernen Fußballstadion zu spielen."
Auch Klopp reihte sich in die lange Schlange der Befürworter ein. Der Dortmunder Coach kennt die Verhältnis des Chemnitzer FC noch aus seiner Zeit als Aktiver bei Mainz 05. Durch den Transfer von Außenspieler Chris Löwe im Sommer von Chemnitz zum BVB frischte der Kontakt auf. "Ein modernes Stadion ist für eine Stadt wie Chemnitz grundlegend notwendig, um die wirtschaftliche Basis für den Profifußball zu schaffen", sagte der Erfolgscoach.
Der Klub ließ indes nichts unversucht, die Massen für den Neubau zu begeistern. Am Mittwoch lädt der Verein alle Fans in die Innenstadt ein, um gemeinsam der Entscheidung entgegenzufiebern. Auf einer Leinwand wird die Stadtratssitzung übertragen. Zuvor hatten sich Mitarbeiter in einem offenen Brief an die Bürger der Stadt gewandt. Sollte sich der Stadtrat gegen den Neubau entscheiden, bedeute dies "zwangsläufig das Ende des Profifußballs in Chemnitz."