Nein, von einem sogenannten Trainereffekt war am Freitagabend in Paderborn wahrlich keine Spur. Im Gegenteil. Der FC Schalke 04 erreichte nach der Entlassung von Thomas Reis einen neuen Tiefpunkt. Unter der Leitung von Interimstrainer Matthias Kreutzer gingen die Königsblauen sang- und klanglos mit 1:3 unter, gaben sich fast schon auf.
Nicht wenige hatten durch den Wechsel an der Seitenlinie frische Impulse erwartet. "Ich sicherlich nicht", sagte Sebastian Polter nach der Partie. "Wir müssen bei uns selbst anfangen. Ich glaube, gerade ist es egal, wer an der Seitenlinie steht, wenn man das Spiel gesehen hat und was da gefehlt hat. Und da hat fast alles gefehlt."
Zweikampfverhalten, Laufbereitschaft, Verantwortungsgefühl. In allen Bereichen offenbarte Schalke massive Defizite. Als „mutlos“, „himmeltraurig naiv“ bezeichnete Peter Knäbel die Vorstellung bei Sky und pflichtete Polter bei, in dem er betonte, dass ihm Kreutzer am meisten leid tat.
"Es liegt nicht immer am Trainer", stellte Polter daher klar. Ob Reis, Kreutzer oder sein Nachfolger. "Auch wenn er den Kopf hinhält und die Verantwortung übernimmt. Wir sind auch in der Verantwortung, in der Pflicht. Das ist wichtiger."
Er und seine Mannschaft hätten sich ihrem Schicksal gegen Paderborn zwar nicht ergeben. Das stritt Polter entschlossen ab. Und dennoch: "Ich glaube wir müssen als Team agieren, auch was die Körpersprache angeht. Mit und ohne dem Ball. Das war nicht vorhanden."
Und eben das war auch der Grund, warum die mitgereisten Zuschauer am Freitagabend erst ihren Support einstellten und nach dem Schlusspfiff ihren Frust äußerten. Gegenwehr, Einsatz. Es ist das Mindeste, was sie von ihrer Mannschaft erwarten.
Die Reaktion der Fans, sie sei daher auf der einen Seite verständlich, "wenn sie so eine Nicht-Leistung sehen", gestand Polter. Auf der anderen Seite mache ihn das auch wütend. Nicht auf die Fans. "Sondern in dem Sinne, dass ich am liebsten heute Nacht damit anfangen würde, es besser zu machen. Ich werde mir das heute Nacht anschauen, um zu sehen, was ich für die Mannschaft hätte besser machen können."
Bleibt zu hoffen, dass seine Mitspieler ähnlich reagieren. Denn bei nur sieben Punkten aus acht Spielen ist die Lage ernst. Und in den kommenden Wochen folgen schwere Spiele.
"Für mich ist momentan jedes Spiel schwer, weil wir uns schwer tun, unsere eigene Leistung auf Platz zu bringen", entgegnete Polter. Das müsse sich ändern. Gegen jeden Gegner. "Bei jedem einzelnen. Ob defensiv oder offensiv."
Und ganz egal, wer an der Seitenlinie steht.