Auch Thomas Reis wirkte am Ende vor den TV-Kameras wie jemand, der an diesem Abend um Jahre gealtert ist. Der Trainer des FC Schalke 04 sollte sich zur 3:5 (2:1)-Auftaktniederlage beim Hamburger SV äußern. Für die Pleite im Acht-Tore-Spektakel gab es sachliche Gründe, aber Thomas Reis bemühte sich, die Emotionalität nicht Überhand nehmen zu lassen.
32 Hamburger Torschüsse in 90 Minuten, von denen der überragende Keeper Marius Müller die meisten teils überragend parieren konnte, waren „definitiv zu viel“, sagte Reis bei Sky. „Wir müssen jetzt analysieren, warum wie die Gegner ständig haben laufen lassen. Es war heute relativ einfach, viele Torchancen gegen uns zu kreieren.“
Thomas Reis kritisiert Schalke-Defensive
Reis stellte der Schalke-Abwehr kein gutes Zeugnis aus. „Zu einfache Fehler“ beklagte der Trainer, „im Aufbau waren wir nicht gut genug, wir haben zu selten eine Überzahl geschafft“. Dass ein ´Vier-gegen-eins-Konter nach eigener Ecke zum 3:2 für den HSV führte? Reis: „Das darf nicht passieren, dass du dem Gegner bei so einem Spielstand so ein leichtes Tor ermöglichst.“ Zwar lobte Reis die Effektivität seiner Mannschaft vor der Pause, die zu Toren von Assan Ouedraogo (22.) und Thomas Ouwejan (45.+1) geführt hatte. Dass am Ende in der Nachspielzeit der Ball zum 3:5 ins leere Tor gelegt wurde, „passiert, wenn du alles nach vorne wirfst.“
Mitleid hatte Reis mit Ibrahima Cissé: Der 22 Jahre alte Innenverteidiger war bei seinem Schalker Pflichtspieldebüt schon beim 0:1 durch Robert Glatzel (17.) zu weit vom Gegenspieler entfernt, verursachte dann durch ein dummes Halten den Elfmeter, den Laszlo Benes zum Hamburger 2:2 vollendete. Und 20 Minuten vor dem Ende führte ein Einschreiten Cissés zu Gelb-Rot. „reißen ihm nicht den Kopf ab“, sagte Reis, „er ist mit Sicherheit am meisten frustriert.“
Cissé, so sagte es Reis, habe Lehrgeld bezahlt – Assan Ouedraogo dagegen ist sehr positiv aufgefallen. „Wir bauen ihn weiter behutsam auf, dass nicht zu viel auf ihn einprasselt“, so der Schalke-Trainer, für den die Unbekümmertheit des 17-Jährigen entscheidend gewesen sei, „ihn hier mal reinzuwerfen“. 3:3-Torschütze Simon Terodde sagte über Ouedraogo: „Ein guter Junge, der uns extrem weiterhelfen wird. Er war heute ein Lichtblick.“
Schalke am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern
Trotzdem fährt Schalke mit null Punkten nach Hause. „Einen Punkt hätten wir schon gerne mitgenommen“, so Terodde, der auch Positives ausmachte: „Wir standen in der ersten Halbzeit sehr unter Beschuss, haben aber gezeigt, dass wir zurückkommen und cool bleiben können.“ Dass muss Schalke nun auch am nächsten Samstag, wenn der 1. FC Kaiserslautern in die Veltins-Arena kommt. Der überragende Marius Müller: „Nach vorn haben wir immer unsere Qualitäten. Defensiv müssen wir zwei bis fünf Schippen drauflegen.“