Am Freitagabend (20.30 Uhr) spielt der FC Schalke 04 beim Hamburger SV. Es ist das Eröffnungsspiel der 2. Fußball-Bundesliga für die Saison 2023/24. Und zugleich das Aufeinandertreffen von zwei der drei (neben Hertha BSC Berlin) Top-Favoriten auf den Aufstieg.
Nach den Eindrücken der Testspiele könnte es bei der Aufstellung des S04 in Hamburg durchaus eine Überraschung geben. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass Schalkes Trainer Thomas Reis einen 17-Jährigen ins Rennen schickt. Schalkes Top-Talent Assan Ouedraogo war einer der Gewinner der Vorbereitung.
Mit ihm in der Aufstellung war Schalke ideenreicher, schneller, aktiver. Das wird auch Reis erkannt haben. Eigentlich wollten die Königsblauen Ouedraogo erstmal nur bei den Profis reinschnuppern lassen und dann entscheiden, ob sie ihn mit ins Trainingslager nehmen. Auch dort überzeugte der bis zum Jahr 2027 an die Knappen gebundene Kreativspieler. So sehr, dass Schalke auch nach dem Abgang von Aufstiegsheld Rodrigo Zalazar keinen Ersatz geholt hat.
Ouedraogo gilt als größtes Talent Deutschlands in seinem Jahrgang. Es ist wirklich erstaunlich, in welcher Geschwindigkeit der U17-Europameister bei den teilweise beinahe doppelt so alten Profis im Männerfußball angekommen ist. „Das fühlt sich gut an“, sagte Oueadrogo in einer Talkrunde beim Schalke-Tag am Sonntag, zu dem 50.000 S04-Anhänger kamen. „Ich mache mir eher weniger Gedanken. Und die Jungs haben mich auch super aufgenommen. Deswegen läuft bisher auch alles gut.“
Seit der U9 spielt der gebürtige Mülheimer schon für die Knappen und wurde in der vergangenen Saison bereits in der U19 eingesetzt. Jetzt könnte also schon der nächste Sprung für ihn anstehen. Angst davor hat er nicht. Warum auch? „Am Anfang war es wirklich sehr schwer für mich. Aber je öfter man mit den Jungs trainiert, desto besser adaptiert man und hält immer mehr mit“, meinte Ouedraogo.
Seine Eltern achten darauf, dass er bei dem ganzen Trubel um ihn keinen Höhenflug bekommt. Den Rat seines Vaters weiß er zu schätzen. Er solle „natürlich den Ball flach halten. Aber er lässt mich eigentlich in Ruhe und einfach mein Ding machen“, sagte Ouedraogo.
Also ehrlich gesagt, bin ich hier nur wegen meinem Vater
Assan Ouedraogo
In entwaffnender Ehrlichkeit sagte er, dass er damals nur wegen seines Vaters zum S04 gegangen sei. „Also ehrlich gesagt, bin ich hier nur wegen meinem Vater. Er wollte unbedingt, dass ich hierhin komme. Dann bin ich hier gelandet und seitdem bin ich hier geblieben“, erklärte Ouedraogo. Vater Alassane Ouedraogo war selbst ein ehemaliger Zweitligaspieler und stand unter anderem beim 1. FC Köln, Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen unter Vertrag.
Ein wichtiger Grund dafür dürfte Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert gewesen sein, der unter anderen mit Julian Draxler, Leroy Sané, Benedikt Höwedes, Joel Matip, Mesut Özil und Manuel Neuer schon viele Weltstars geformt hat. „Er sagt auch, dass es sehr wichtig ist, dass man immer bodenständig bleibt und nicht irgendwie den ´Dicken´ spielt. Das finde ich auch sehr wichtig“, bestätigte Ouedraogo.
„Ob er gleich in der Startelf steht, das weiß ich nicht“, sagte Reis nach einem der ersten Vorbereitungsspiele beim 1. FC Bocholt noch über den U19-Nationalspieler. Inzwischen konnte Ouedraogo aber weiter Werbung für sich machen. Ob er den unbekümmerten Nachwuchsspieler aber direkt beim Hamburger SV ins kalte Wasser wirft, ist dennoch ungewiss.
Vielleicht gibt Reis auch dem abgezockten Dominick Drexler zunächst den Vorzug, um mehr Struktur im Spiel zu haben und mit Ouedraogo nachlegen zu können. Nur eins dürfte klar sein: Sollte er sich nicht verletzen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Ausnahmetalent sein erstes Profispiel in der 2. Liga absolviert.